Gesellschaft | happy end

“Alles Pech der Welt”

In einer spektakulären Rettungsaktion schafften es Lorenz Larcher und sein OP-Team diese Woche, den Arm einer Patientin zu retten, die denkbar unglücklich gestürzt war.
Lorenz Larcher
Foto: Sabes

Dass er einen Finger wieder annähen muss, hat Lorenz Larcher schon mehrmals erlebt. Diese Woche aber stand der gebürtige Bozner Plastische Chirurg und sein Team vor einer OP, die auch für ihn eine Herausforderung gewesen sei, gesteht Larcher. Am Mittwoch Abend war eine Touristin in einem Hotel in der Dusche ausgerutscht und dabei so unglücklich in die Glasscheibe gestürzt, dass sie sich alle Gefäße und weitere anatomische Strukturen des rechten Arms komplett durchtrennt hatte.

Umgehend wurde der Rettungshubschrauber des Aiut Alpin zum Unfallort – ein Hotel in der Osthälfte des Landes – gerufen, der die Frau ins Krankenhaus Brixen brachte. Dort übernahm die medizinische Equipe der Gefäßchirurgie die Patientin, bei der es sich um eine Seniorin aus Osteuropa handelt. Schließlich holte man Lorenz Larcher dazu, der seit 2016 den am Brixner Krankenhaus angesiedelten landesweiten Dienst für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie als Chefarzt leitet. “Als ich angerufen wurde, war ich in Bozen und bin gleich nach Brixen geeilt”, berichtet Larcher im Gespräch mit salto.bz.

Ob der Arm der Patientin gerettet werden konnte, war alles andere als klar. “Sie hatte extrem viel Blut verloren und sämtliche Arterien und Muskeln waren abgekappt. Der Arm wurde nur noch vom Knochen am Körper gehalten. Anfangs war nicht sicher, ob er amputiert werden muss.” In einer Operation, die rund fünfeinhalb Stunden dauerte, schafften es Larcher und sein Team schließlich, alle Gefäße wieder zu nähen, sodass der Arm wieder revaskularisiert und gerettet werden konnte.

“Die Patientin befindet sich derzeit zur weiteren Überwachung auf der Intensivstation des Krankenhauses. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut”, teilt der Südtiroler Sanitätsbetrieb am Freitag mit. “Die Hand ist gut durchblutet und die Patientin guter Dinge”, bestätigt Lorenz Larcher. Für eine eindeutige Prognose sei es aber noch zu früh. “Beim Sturz hatte sie wohl alles Pech der Welt, aber zum Glück hat die Rettungskette reibungslos funktioniert. Ansonsten hätte sie den Arm wohl verloren”, sagt Larcher. Ihm ist es ein Anliegen, dass auch diese Geschichten erzählt werden. “Plastische Chirurgie verbindet man meistens nur mit Schönheitsoperationen.”