Gesellschaft | Gastkommentar

Ist sie neu, die BBT Gesundheitsstudie?

Lange war sie unter Verschluss gehalten. Nun zieht sie durch die Lande. Am 27. Juni wurde in Sterzing von Dr. Peter Lercher die "Public Health Studie" vorgestellt. Klaus Schuster war dabei.

Der Vigil Raber Saal in Sterzing war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Knapp 100 Interessierte aus dem ganzen Land hatten sich eingefunden, um am 27.06. 2014 die Ergebnisse der Public Health Studie aus erster Hand, nämlich vom Verfasser selbst, zu erfahren.
Peter Lercher begann mit der Feststellung vor ca. 10 Jahren den Auftrag zur Abfassung dieser Studie erhalten zu haben. Insgesamt betrugen die Kosten für diese Arbeit, bei der auch die Eurac mitarbeitete, 2.500.000.- Euro. Vor allem die Messungen der Luftqualität und die meteorologischen Untersuchungen erwiesen sich als sehr kostenintensiv. Ziel der Erhebungen waren die Ist- Situation bezüglich Lebensqualität und  die  Gesundheitssituation im nördlichen und südlichen Wipptal.

Lercher veranschaulichte mit Hilfe seiner Powerpoint Präsentation, warum die Lärmbelästigung durch den Schallpegel in den engen Alpentälern eine viel größere ist als in der Ebene und unterstrich dass in den Nachtstunden die Eisenbahn viel störender wirke als die Autobahn und die Straße.

Der Lärmpegel erzeugt Stress und hat nachgewiesenermaßen negative Auswirkungen auf die Konzentration, vor allem bei Kindern. Depressionen und Schlaflosigkeit können ebenfalls durch die Lärmbelästigung hervorgerufen werden. Die Anzahl der Unfälle war im Untersuchungszeitraum im nördlichen Wipptal größer als diesseits des Brenners. Ursache dafür könnte das in Italien auf der  A-22 geltende Überholverbot für LKWs sein.

Beppe Grillo bringt Anfang Mai 2014 die Public Health Studie aufs Tapet: Per Beppe Grillo l'opera "non serve né per migliorare in modo significativo la salute pubblica né per diminuire il traffico merci autostradale e quindi l’inquinamento che ne deriva"

Anhand von Projezierungen, die von einem viel zu hoch angesetzten Verkehrsaufkommen für die Zeit nach 2008 ausgingen, wurde nachgewiesen, dass die Lärmbelästigung nach der Fertigstellung des BBTs im Jahre 2025 um ca. 3-5 Dezibel sinken würde. Die, im Wipptal gemessenen, Luftmesswerte waren deutlich besser als die des Unterinntales, wo viel öfter eine Inversionswetterlage herrscht. Im Wipptal werden, wegen der häufigen Winde, relativ selten die Grenzwerte für Stickoxyde übertroffen.

Insgesamt betonte der Vortragende aber, dass die Verkehrsbelastung der Bevölkerung auch nach der Inbetriebnahme des BBTs noch zu hoch sei. Dringend nötig seien Sofortmaßnahmen auf politischer Ebene wie ein Nachtfahrverbot, eine Mauterhöhung, eine Alpentransitbörse usw..
Claudio Campedelli unterstrich, dass mindestens 30% des Verkehrs über den Brenner Umwegverkehr ist, der nicht durch den BBT, sondern durch sofortige politische Maßnahmen zu vermeiden sei.

Auf bbt.info lesen sich die Fakten anders:

Prof. Peter Lercher hat in einer Stellungnahme gegenüber dem Standard festgehalten: „Der Brenner Basistunnel ist grundsätzlich geeignet, den Güterverkehr unterirdisch zu verlagern. Dies würde einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität im Wipptal führen. Allerdings braucht es neben dem Bauwerk eine Reihe von politischen Maßnahmen damit der BBT seine volle Kapazität ausschöpfen kann.“

Prinzipiell ist er der Auffassung, dass die Kosten der gesamten Brennerlinie (BBT und Zulaufstrecken) in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Es gehe einfach nicht an 63 Milliarden Euro für eine Lärmreduzierung von 3-5 Dezibel auszugeben. Würde man in ein modernes Rollmaterial investieren könnte man die Lärmbelästigung mit weniger Aufwand leicht um 15 Dezibel reduzieren.
In der anschließenden Diskussion kam es zu einem Schlagaustausch zwischen Campedelli und dem sich unter den Zuschauern befindlichen BBT Beobachtungstellenleiter Martin Außerdorfer. 

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Fritz Gurgiser Mo., 30.06.2014 - 08:21

Vielleicht sollten sich meine "lieben Freundinnen und Freunde" wieder daran erinnern, was wir alle gemeinsam 2007 am Brennerpass ausgemacht haben (genau wegen dem, was auch in dieser alten Untersuchung und vielen anderen vorher steht). Es wäre für das "gemeinsame Ziel" intelligenter, ehrlicher und effizienter, als sich mit den BBT-Dampfplauderern herumzuschlagen, die uns noch hochsubventioniert und von der Landespolitik im Norden und Süden gehätschelt, Tunnelsand in die Augen und Ohren streuen wollen. Damit wir "nix mehr hearn und nix mehr sehn". Wer's schon vor lauter Tunneltrauma vergessen hat, sei höflich und liebevoll daran erinnert - die Menschen in den Anrainergemeinden vom Brenner bis Salurn und darüber hinaus werden es sicher danken.
http://www.transitforum.at/pdf/2007BrennerMemoWirWollenLeben.pdf
LG
Fritz Gurgiser
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"Leben an der Autobahn kann tödlich sein"

Mo., 30.06.2014 - 08:21 Permalink