Wirtschaft | Athesia
Ebners Sonderaktion
Foto: Youkando
Wird im Hause Athesia gewählt, so ist der Ausgang der Wahl schon von vornherein klar.
So ist es auch am 29. Juni 2023. An diesem Vormittag treffen sich die Aktionäre der „Athesia AG“ im Meraner Thermenhotel zur ordentlichen Aktionärsversammlung. Von den 130 Aktionären sind 31 persönlich an diesem Samstag anwesend.
Es ist auch ein Familientreffen. Denn von den Anwesenden gehören 9 Aktionäre zur Familie Ebner. Die mächtige Südtiroler Verlegerfirma entscheidet im Medienkoloss schon länger allein.
Dass man diese Hausmacht kontinuierlich ausbaut, wird an diesem Junitag mehr als deutlich. Neben der Bilanzgenehmigung steht auch die Neubestellung der Gremien des Südtiroler Medienkolosses auf der Tagesordnung.
Seit 2011 wählt die Aktionärsversammlung einen sogenannten Beirat. Der amtierende Beirat - er hat laut Statut mehr oder weniger beratende Funktionen - wird an diesem Tag fast zur Gänze bestätigt. Auf Vorschlag des Athesia-Vorstands werden Toni Ebner, Michl Ebner, Reginalda Tschurtschenthaler, Christoph Schiemer, Dekan Alexander Raich, Toni Fiung, Leo Andergassen, sowie Christine von Stefenelli, Gertrud Oberrauch Kucera, Klaus Kemenater und Prälat Raimund Schreier im Amt bestätig. Die einzige Änderung: Hochwürden Alois Müller stellt sich aus Altergründen nicht mehr der Wiederwahl, für ihn zieht Pater Olaf Wurm neu in den Beirat ein.
Einstimmig wird auch der Aufsichtsrat der Athesia AG für weitere drei Jahre bestätigt. Ihm gehören Peter Gliera als Präsident und der Anwalt Hans Jürgen Köllensperger sowie Norbert Clementi an. Als Ersatzmitglieder fungieren Richard Moser und Dieter Plaschke.
An diesem Tag wird aber auch jenes Gremium neu gewählt, das die Geschickte der Athesia-Holding bestimmt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens wird dabei der Vorstand erweitert. Von fünf auf sieben Mitglieder. So werden Michl Ebner, Christine Mayr, Toni Ebner und die beiden Wirtschaftsberater Anton Pichler und Johann Rieper für weitere drei Jahre im Amt bestätigt.
Neu hinzu kommen aber Anton und Georg Ebner. Damit wird im Hause Athesia auch der Generationswechsel vollzogen. Denn Anton Ebner ist der Sohn von Toni Ebner und Georg Ebner der Sohn von Michl Ebner. Beide sind innerhalb der Athesia seit längerem operativ auf der Leitungsebene tätig.
Auch bei dieser Wahl gibt es - wie bei allen anderen an diesem Tag - weder eine Enthaltung noch eine Gegenstimme.
Die absolute Mehrheit
Damit gehören vier von sieben Vorstandsmitgliedern zur Familie. Diese absolute Machtübernahme der Familie Ebner im Vorstand geht mit einer seit langem anhaltenden Änderung in der Besitzerstruktur einher.
Die Aktien der Athesia AG sind in zwei Kategorien aufgeteilt. Es gibt privilegierte Aktien und Stammaktien. Die privilegierte Aktien werden bei der Dividendenausschüttung bevorteilt, haben aber fast keinerlei Mitspracherecht. Die Stammaktien hingegen bestimmen die Geschicke des Großunternehmens.
In den vergangenen Jahren kam es aber zu einer nachhaltigen Änderungen in der Aktienstruktur des Unternehmens. 2014 hatte die Athesia noch 422.787 Aktien. Zum 31. Dezember 2022 sind es aber nur mehr 348.374 Euro. Das ist kein Zufall.
Denn jahrelang hat die Familie Ebner zuerst Geschäftsanteile und später Aktien zusammengekauft, um die absolute Mehrheit im Unternehmen zu erreichen. Vor Jahren hat die Familie Ebner dann ihre Anteile in die „E&E Holding & Consulting GmbH“ eingebracht. Die Holding hält von den 216.897 Stammaktien der Athesia AG 109.000 Aktien. Das sind 50,25 Prozent und damit die absolute Mehrheit.
Dazu muss man aber auch weitere Aktien rechnen, die nicht in die Familienholding eingebracht wurden, sondern die die einzelnen Familienmitglieder als Privatpersonen halten. Das sind zusätzliche 12.533 Aktien oder 3,5 Prozent.
Kriegskasse 10 Millionen
Seit die Familie Ebner die Aktienmehrheit erreicht hat, hat sich im christlichen Verlagshaus auch die Strategie geändert. Regelmäßig kaufen Athesia-Töchter jetzt Aktien des eigenen Mutterhauses. Gesetzlich ist das bis zu einer Grenze von 10 Prozent auch möglich.
Durch diesen Vorgang aber erhöht sich der Einfluss der Familie Ebner proportional. Es ist ein technisch und rechtlich völlig legaler Schachzug, mit dem der Hauptaktionär seinen Einfluss und seine Macht kontinuierlich ausweitet.
Durch diesen Vorgang aber erhöht sich der Einfluss der Familie Ebner proportional. Es ist ein technisch und rechtlich völlig legaler Schachzug, mit dem der Hauptaktionär seinen Einfluss und seine Macht kontinuierlich ausweitet.
Wie im vergangenen Jahr.
Am 22. April 2022 erhalten alle Athesia-Aktionäre ein Schreiben von Michl Ebner. Der Athesia-Präsident kündigt darin an, dass mehrere Aktionärinnen und Aktionäre den Wunsch geäußert hätten, ihre Aktien zu verkaufen und „das Unternehmen gebeten haben, eine Rückkaufaktion von Aktien in die Wege zu leiten“. Nach „längeren und eingehenden Diskussionen“ habe der Vorstand deshalb dazu seine Zustimmung gegeben. Käufer der Aktien ist die „Athesia Buch GmbH“.
Im Ebner-Brief heißt es weiter:
„Aufgrund des erfreulicherweise gut abgelaufenen Geschäfts Brennercom/Retelit/Asterio bzw. der aus dem Erlös entstandenen Liquidität beschließt der Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig eine Sonderaktion. Für den Rückkauf werden 10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.“
Innerhalb von zwei Monaten müssen die Aktionäre das Angebot annehmen oder ablehnen.
Interessant dabei ist aber vor allem der Preis der Aktien.
Laut einer Bewertung der Revisionsgesellschaft Baker Tilly Revisa vom November 2020 ist die Athesia-Aktie 188,63 Euro wert. Beim Aktienkauf kommt es bisweilen auch zu einem Minderheitenabschlag.
Doch in seinem Schreiben kündigt Athesia-Präsident Michl Ebner eine besondere Großzügigkeit an:
„Auf die Anwendung dieses Abschlages wird erstmals und einmalig verzichtet“.
Also ein besonderes Geschenk?
Wohl kaum.
Weit unter Wert?
Man kann den Bilanzwert einer Aktien relativ schnell errechnen, indem man das Eigenkapital eines Unternehmens durch die Anzahl der Aktien teilt.
Dafür aber darf man nicht die (Einzel)Bilanz der Athesia AG hernehmen, sondern die Konzernbilanz der gesamten Athesia-Holding. Laut konsolidierter Konzernbilanz liegt das Eigenkapital der Athesia-Gruppe zum 31. Dezember 2020 bei 192.345.856 Euro. Dividiert man dieses Kapital durch die 348.374 Aktien, ergibt sich ein Buchwert von 552,12 Euro pro Aktie.
Dafür aber darf man nicht die (Einzel)Bilanz der Athesia AG hernehmen, sondern die Konzernbilanz der gesamten Athesia-Holding. Laut konsolidierter Konzernbilanz liegt das Eigenkapital der Athesia-Gruppe zum 31. Dezember 2020 bei 192.345.856 Euro. Dividiert man dieses Kapital durch die 348.374 Aktien, ergibt sich ein Buchwert von 552,12 Euro pro Aktie.
Das heißt: Bei der angeblich großzügigen Sonderaktion erhalten die verkaufswilligen Aktionäre genau 34,16 Prozent des buchhalterischen Aktienwertes.
Die Südtiroler Revisionsgesellschaft dürfte bei ihrer Bewertung einige Gründe angeführt haben, damit man auf den Wert von 188 Euro pro Aktie kommt. Und es gibt auch Situationen, wo der Wert trotz hohem Eigenkapital unter dem Buchwert der Aktie liegt.
Ein Südtiroler Aktienfachmann, der für Salto die Sachlage geprüft hat, meint aber: „Dieser eklatante Unterschied ist nur schwer zu erklären.“
Die Eigenfinanzierung
Bis zum Stichtag am 22. Juni 2022 haben 20 Aktionäre und Aktionärinnen ihre Aktien oder Teile davon der „Athesia Buch GmbH“ angeboten. Die Athesia-Tochter kaufte so insgesamt 17.537 Aktien. Sie zahlte dafür 3.308.004,31 Euro an die Aktionäre.
Besonders interessant aber ist die Tatsache, wer diese Rückkaufoption ausgenützt hat. Denn einige Mitglieder der Familie Ebner nahmen die Sonderaktion zum Anlass, noch einmal ordentlich Kasse zu machen. Sie verkauften einen Teil ihrer Aktien, die sie als Privatpersonen halten.
So verkaufte Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner 1.993 Stammaktien an die Athesia Buch. Ebner bekam dafür 375.989,59 Euro. Aber auch Ebners Ehefrau Margit Falk Ebner gab ihre 1.212 Stammaktien ab. Der Wert: 228.619,56. Euro. Dazu kommen noch die Kinder Anton Ebner und Veronika Ebner, die jeweils 97.710,34 Euro durch den Verkauf ausgezahlt bekamen.
Auch Astrid Ebner hat 4.607 Aktien an die Athesia Buch Gmbh abgetreten. Die Schwester von Michl und Toni Ebner hat dafür 869.019,41 Euro kassiert.
Das heißt: Knapp die Hälfte der für den Rückkauf ausgegeben Gelder fließt direkt in die Ebner-Familie zurück.
Die Gewinn-Formel
Schaut man sich die Bilanz und den Geschäftsabschluss der Athesia AG an, so fällt eine weitere Besonderheit auf.
Das Unternehmen zahlt völlig unabhängig vom Geschäftsverlauf jedes Jahr auf den Cent genau dieselbe Dividende auf die Aktien aus.
Die Athesia AG schüttet jedes Jahr 1.091.867,28 Euro an Dividenden an ihre Aktionäre aus. Die Stammaktionäre bekommen so 2,87 Euro pro Aktie, während die Privilegierten Aktien 3,57 Euro abwerfen.
Die Athesia AG schüttet jedes Jahr genau 1.091.867,28 Euro an Dividenden an ihre Aktionäre aus.
Diese Formel wendet der Vorstand seit fünf Jahren an. So steht in der Bilanz 2022 ein Gewinn von 1.492.495 Euro. 400.628,60 Euro werden davon der freien Rücklage zugeführt, der Rest an die Aktionäre ausgezahlt.
Dem Gemeinschaftsunternehmen der Ebner-Familie „E&E Holding & Consulting GmbH“ fließen so jährlich weitere 312.830 Euro zu. Zudem wurden an die fünf Athesia-Vorstände 2022 Entgelte von 689.203 Euro ausgezahlt. Der Großteil davon an den Präsidenten Michl Ebner.
Ganz ohne Sonderaktion.
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Noch mehr,noch mehr und
Noch mehr,noch mehr und nochmehr " Macht" und GELD! Ist dies,alles im CHRISTLICHEN,HEULIGEM SINNE???