Wirtschaft | Flugplatz

Pro domo?

Die Handelskammer will den Bozner Flughafen mitfinanzieren. Ihrem Präsidenten Michl Ebner gehört zufällig der größte Reise- und Charterfluganbieter Südtirols.

Es geht immer nur um die Allgemeinheit und die Wirtschaft.
Am 16. Oktober hat der Kammerausschuss der Handelskammer Bozen beschlossen, den Betrieb des Flughafens Bozen mit bis zu 50 Prozent mitzutragen, falls das Referendum im kommenden Jahr positiv ausgeht. So möchte die Handelskammer einen wichtigen Beitrag für Südtirol leisten. „Der Flughafen macht Südtirol auf der internationalen Landkarte sichtbar und erreichbar. Außerdem können entfernte Ziele leichter erreicht werden und auf diese Weise die Internationalisierung der Südtiroler Wirtschaft erleichtert und beschleunigt werden“, unterstreicht Handelskammerpräsident Michl Ebner in einer Pressemitteilung.
Wir befassen uns seit Jahren mit dem Flugplatz“, erklärt der Handelskammerchef wenige Tage später in seinem Tagblatt: „Die Zukunftswerkstatt Erreichbarkeit 2011 war klar darauf ausgerichtet, und wir sind im Rahmen eines Meinungsbildungsprozesses zu diesem Beschluss gekommen.
Mit rund 2,5 Millionen Euro Zuschuss pro Jahr rechnet Ebner bei geschätzten 5 Millionen Euro an Führungskosten. Kein Steuergeld, wie er in den Dolomiten den Kritikern entgegenhält „Das sind die Gelder von 58.000 Südtiroler Unternehmen.“ Und: „Wir waren Ameisen, haben gespart und können jetzt auf unser Vermögen zurückgreifen.

Die andere Seite

Es gibt aber auch noch eine andere Seite des finanziellen Engagements der Handelskammer am Bozner Flughafen, die man weniger gerne beleuchtet.
Der Zufall will, dass der Präsident der Handelskammer auch Eigentümer des größten Südtiroler Reise- und Charterfluganbieters ist.
Zur Athesia-Holding gehört auch die Reisebürokette „Athesia Tourdolomit“. Das Unternehmen ist in Südtirol nicht nur führend beim Verkauf von Linienflugtickets, es hat auch eine Unterfirma gegründet, die Charterflüge vom Bozner Flughafen aus anbietet. Die „Aveo Tours“ ist seit Jahren der größte Charterfluganbieter Südtirols. Allein im Sommer 2015 hat man – nach Eigendarstellung - 5.472 Tickets verkauft. Von Juni bis September bietet Aveo Tours vier Destinationen an: Cagliari und Olbia auf Sardinien, Lamezia Terme in Kalabrien und Catania in Sizilien. Sie werden an den Wochenenden angeflogen. Partner des Athesia-Unternehmens ist dabei die Austrian Airlines. Die Preise für Hin- und Rückflug liegen zwischen 299 und 360 Euro.

Offizielle Homepage des Bozner Flughafens: Werbung des Athesia-Charterunternehmens aveo tours.

Die Passagierzahlen

Wenn man bedenkt, dass der Bozner Flughafen im Jahr 2013 insgesamt 25.303 Passiere verzeichnete, dann sind die über 5.000 Passagiere der Aveo Tours keine Peanuts. Auf der anderen Seite kommt der Athesia eine Geschäftssteigerung auf jeden Fall entgegen. 2013 schaffte die Tourdolomit einen Reinerlös von 8.753.000 Euro. 2014 waren es rund 296.000 Euro an Gewinn weniger.
Die Finanzspritze der Handelskammer für den Flughafen kommt deshalb auch der Reisebürokette des Präsidenten und seinem Charterflugunternehmen mehr als gelegen.
Aber natürlich denkt Michl Ebner ausschließlich an die Erreichbarkeit unseres Landes. Und an die Südtiroler Wirtschaft.

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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Mo., 07.12.2015 - 21:17

Ich bin Unternehmer in Südtirol und zahle meinen Beitrag an die Handelskammer und ich erkläre hiermit öffentlich: Ich will nicht, dass mein Beitrag für den Flughafen Bozen verwendet wird!
Sigmund Kripp, Schlossweingut Stachlburg, Partschins

Mo., 07.12.2015 - 21:17 Permalink
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Gabriele Di Luca Mo., 07.12.2015 - 22:14

"... erklärt der Handelskammerchef wenige Tage später in seinem Tagblatt...". Sembra una battuta. Comunque effettivamente fa ridere.

Mo., 07.12.2015 - 22:14 Permalink