Wirtschaft | Expo 2015

„Che casino diese Expo!“

Manfred Schweigkofler, Koordinator des Südtirol-Auftritts auf der Expo 2015 in Mailand sieht der Eröffnung gelassen entgegen, obwohl noch „das reinste Chaos herrscht.“

Herr Schweigkofler, übermorgen, am 1. Mai, wird die Weltausstellung in Mailand eröffnet, wie sieht es derzeit aus am Gelände Rho Pero?

Also wenn ich die Arbeiten hier am Gelände rund um den Südtirol-Pavillon mit vor einer Woche vergleiche, dann hat sich sehr viel getan. Aber es ist ja auch höchste Zeit! Unser Stand, der Südtiroler Pavillon ist rechtzeitig fertig geworden und steht für die Eröffnung bereit, was man von vielen anderen Konstruktionen nicht sagen kann.

Wird nicht das berühmt-berüchtigte italienische Improvisations-Management doch noch alles in letzter Minute hinkriegen?

Ich glaube nicht; wenn ich mir den italienischen Pavillon, schießlich einer der wichtigsten, ansehe, dann schaut zwar die Außenfassade recht gut aus, doch wird gemunkelt, dass zur Eröffnung nur die beiden ersten Stockwerke fertig werden sollen. Die 3., 4. und 5. Etage hingegen bleiben vorerst geschlossen. Auch wird Ministerpräsident Matteo Renzi die Eröffnung nicht im Italien-Pavillon vornehmen, sondern außerhalb, im Open Air Theater. Wie aber das Programm der Eröffnung aussehen soll, kann ich Ihnen nicht sagen, das ist auch noch nicht bekannt. Die offiziellen Einladungen an Politiker und geladene Gäste, 3 pro Nation, wurden erst Montag dieser Woche versandt, etwas spät.

Renzi zeigte sich zuletzt zufrieden mit den Fortschritten bei der Expo, es seien auch schon 10 Millionen Tickets verkauft, lässt das nicht hoffen?

Das würde ich jetzt noch nicht unterschreiben, wenn ich mir so verschiedene grundlegende Dinge anschaue. Zum Beispiel die Akkreditierungen, die noch nicht oder nur sehr schleppend funktionieren. Vorgestern bin ich selbst angestanden, um die sogenannten Badges, das sind Einlasspässe abzuholen. Ich habe zwei Stunden lang gewartet, bis ich an die Reihe kam und als Ursache sagte man mir, es liege an den langsamen Computern. Aber das kann doch nicht sein, mit Samsung als Expo-Partner, dass man ein solches Problem nicht rechtzeitig in den Griff bekommt, geschweige denn, dass es zwei Tage vor Beginn der Expo immer noch so ist.

Haben also diejenigen Recht, die sagen, Italien wird sich mit der Expo gewaltig blamieren?

Zur Zeit sieht alles ganz danach aus. Ich bin ja seit einem Jahr hier und sehe wie gearbeitet wird und ich sage Ihnen, es ist haaresträubend. Ich habe selten solchen Dilettantismus gesehen, und ich vermute, diese unprofessionelle Arbeitsweise hat System. Nämlich jenes, ein komplexes Regelwerk zu erdenken, mit Arbeitern und Angestellten die wenig Ahnung haben von dem was sie tun. So entsteht ein zeitliches und organisatorisches Vakuum, das ja eingetreten ist, wie wir gesehen haben, und um dieses in letzter Minute zu reparieren, treten die Expo-Manager auf den Plan, mit wem auch immer im Schlepptau.

Sie werfen den Verantwortlichen der Expo also vor, nicht sauber zu arbeiten? Wird denen aber nicht seit letztem Jahr, also seit der Verhaftung von 7-Expo Managern und Politikern, doppelt auf die Hände geschaut?

Das wird auch so sein, doch kann ich nur sagen, was ich sehe und erlebe und das sind hundertfache Verzögerungen, Misswirtschaft, es gibt keine Auskünfte zu wichtigen Angelegenheiten, Ausschreibungen werden nicht vergeben, ich könnte hier noch vieles aufzählen.

Reden wir vom Südtirol-Stand, der ist bekanntermaßen fertig und liegt strategisch in guter Position, neben dem Italien Pavillon. Alles bereit also für den fulminanten Südtirol-Auftritt?

Ja, alles bereit, unser Stand ist schön und originell mit seiner hohen Holzkonstruktion und das Team wartet auf die Besucher. Wir sind zu neunt hier, ein fixes Team das seit einem Jahr arbeitet und 6 Mitarbeiter hier auf der Expo. Zur Eröffnung erwarten wir die Südtirol-Delegation mit Landeshauptmann Arno Kompatscher an der Spitze. Ansonsten werden Privatunternehmen hier unsere Partner sein, aber auch öffentliche Körperschaften. Das Ganze funktioniert ja nach dem Privat-Public-Partnership, öffentliche Hand und Private finanzieren gleichermaßen. Schade ist, dass wir nur sehr wenig Budget für die Vermarktung unseres Standes haben, eigentlich überhaupt kein Geld für Marketing, so können wir nicht einmal eine Musikgruppe oder einen Event organisieren. 

Ist es gelungen, die Südtiroler Privatunternehmer zu mobilisieren?

Ich glaube, da kann noch vieles kommen. Zwar haben sich schon etliche in unseren Stand eingemietet, um so ihre Produkte und Leistungen präsentieren zu können, doch merke ich ein gewisses Zaudern. Vieles hängt auch davon ab, wie sich die Expo nach der Eröffnung entwickelt, wohin die Publikumsflüsse gehen, welches die beliebtesten Pavillons werden, mit 1. Mai ist gerade mal der Startschuss gefallen für eine 6 Monate dauernde Großveranstaltung, da passiert vieles auf dem Weg.