Gesellschaft | Autonomie

Florian Kronbichler: Hände weg von unserer dreisprachigen RAI, Herr Zeller

Interethnischer Rettungseinsatz von Florian Kronbichler für die italienischsprachige Redaktion von RAI Südtirol. Die riskiere auf Betreiben der SVP-Senatoren nach Trient verlegt zu werden. Unterstützung erhofft sich der SEL-Abgeordnete nicht zuletzt von Regionenministerin Maria Carmela Lanzetta.

Soccorso interetnico – das ist die Parole, unter der SEL-Kammerabgeordneter Florian Kronbichler gegen eine mögliche Verlegung der italienischsprachigen Redaktion von RAI Südtirol nach Trient ins Feld zieht. Der Anlass? Ein von SVP-Senator Karl Zeller eingebrachter und von seinen Südtiroler und einigen Trentiner Senatskollegen unterstützter Abänderungsantrag zum Gesetzesdekret Nr. 66. Das bringt neben der bekannten monatlichen Steuerersparnis von 80 Euro für Niedrigverdiener unter anderem auch weit unerfreulichere Neuheiten für RAI-MitarbeiterInnen: Kürzungen im Umfang von 150 Millionen Euro als Beitrag zum Sparprogramm der Regierung und die Aufhebung der Pflicht, in jeder Region mit einem eigenen Sitz präsent zu sein.

Ein Vehikel, das die SVP-Senatoren mit Unterstützung ihrer Trentiner Kollegen nun für eine „perfide Operation“ nutzen wollen, wie der SEL-Abgeordnete ankreidet. Denn laut ihrem Abänderungstext soll der Sitz in Bozen nur mehr Informationen in deutscher und ladinischer Sprache garantieren müssen. Sprich: „Die RAI Bozen als eine der letzten interethnischen oder zumindest mehrsprachigen Institutionen würde verschwinden“, warnt Kronbichler. Übrigbleiben würden die als „autonom“ eingestuften deutschen und ladinischen Teile. Nach Trient auslogiert dagegen die italienische Redaktion – womit der einzige lokale öffentlich-rechtliche Sender der italienischen Sprachgruppe nicht mehr vor Ort senden würde.

Eine Ohrfeige ins Gesicht all jener Italiener, die langsam daran zu glauben begannen, dass die Autonomie ein Allgemeingut sei, urteilt Florian Kronbichler. Und ein nicht zu rechtfertigender Übergriff auf ein institutionelles Recht, auf das auch die deutsche und ladinische Sprachgruppe Anspruch habe: eine „autonome“ Information in italiensicher Sprache. In einem Land, das keine Gelegenheit auslässt, sich als Modell zu positionieren, in dem das friedliche Zusammenleben und somit die gleiche Würde aller drei Sprachgruppen ein grundlegendes Fundament darstellt, kann nicht einer von ihnen einfach das Mikrofon abgedreht werden, findet der Kammerabgeordnete. 

Eine Überzeugung, die er am Mittwoch in Rom auch Regionenministerin Maria Carmela Lanzetta unterbreitete. Die scheint die Lage verstanden zu haben, so der Eindruck von Florian Kronbichler. Ob sie sich seinem interethnischen Rettungseinsatz deshalb auch anschließt, ist noch zu sehen.