Aufräumen im Herbst
Offiziell reden darf nur einer. Josef Brunner, der Obmann des Meraner Stadtkomitees. Doch Brunner war heute Vormittag für salto.bz nicht erreichbar.
Am Donnerstag Abend traf sich in der Meraner Bezirkskanzlei die SVP zur Wahlanalyse. Anwesend das Stadtkomitee, die vereinigten Ortsausschüsse, die neue SVP-Fraktion im Meraner Gemeinderat und auch der Meraner SVP-Bezirksobmann Karl Zeller. Dass es eine bewegte und kontroverse Sitzung werden wird, war schon vorab klar. „Es sind ordentlich die Fetzen geflogen“, sagt einer der Teilnehmer, „aber am Ende haben wir uns auf eine gemeinsame Gangart geeinigt“.
Herausgekommen ist der kleinste, gemeinsame Nenner, mit dem die Meraner SVP in den nächsten Wochen überleben will: die Ernennung einer offiziellen SVP Delegation, die jetzt mit Bürgermeister Paul Rösch verhandeln soll.
Vor allem aber hat man eines geschafft: Zeit gewinnen. Und das ist manchem in der Meraner SVP derzeit das Wichtigste.
Seit Monaten gibt es eine klare Bruchlinie in der Meraner Volkspartei. Die Unterstützer von Gerhard Gruber beschuldigen eine Gruppe in der SVP nicht voll hinter dem Meraner Bürgermeisterkandidaten gestanden zu haben. Der Tenor: Sie seien die eigentlich Schuldigen für die historische Wahlniederlage.
Auf der Sitzung am Donnerstag stand diese Gruppe dann auf der Anklagebank. Frontal angegriffen wurde ein anwesender Bauern-Kandidat. Der Obermaiser Ortsobmann Philipp Gamper, einer der engsten Gefolgsleute von Gerhard Gruber, versuchte eine verbale Hinrichtung. „Es war am Rande des Erträglichen“, sagt selbst ein Sitzungsteilnehmer, der zu den Gruber-Unterstützern gehört.
Überraschend offene Kritik am SVP-Bürgermeister-Kandidaten kam auf der Sitzung ausgerechnet von einem, den man eigentlich im Gruber-Lager wähnte. Walter Schweigkofler, angesehener Wirtschaftsberater und Vizepräsident des Meraner Lionsclubs. Schweigkofler kaufte 2010 zusammen mit seinem Partner Walter Weger, Stefan Thurin und Karl Zeller die historische Villa Marchetti. Schweigkoflers Büro befindet sich heute dort. Neben der Anwaltssozietät von Karl Zeller.
Doch Walter Schweigkofler war in seiner Wortmeldung energisch und klar. Die Stoßrichtung: Gerhard Gruber habe nach der IMU- und Wohnungsgeschichte ein Steuerproblem. Das gehe für einen SVP-Gemeindepolitiker nicht an. Deshalb fordere Schweigkofler Gruber offen zum Rücktritt auf.
Gerhard Gruber bliebt auf der gesamten Sitzung absolut ruhig und zurückhaltend. Seine Verteidigung übernahmen Andreas Zanier, Angelika Margesin und einige andere honorige Sitzungsteilnehmer.
Damit war aber ein Thema aufs Parkett gekommen, das man unbedingt vermeiden wollte. Denn den Meraner Machern ist eines klar: Beginnt man mit einem Rücktritt, kann das Ganze sehr schnell zur Lawine werden. Dann wird der Druck auf die Meraner Parteiführung aber auch auf den SVP-Bezirksobmann Karl Zeller deutlich erhöht.
Die Rücktrittsforderung wischte man am Donnerstag deshalb mit vereinten Kräften vom Tisch. Schon vorher hatte man es geschafft, einen Rücktritt zu vermeiden. Maria Theresia Clementi Ladurner, Ortsobfrau von Gratsch, wollte eigentlich ein Zeichen setzen und ihr Amt niederlegen. Man überredete sie zu bleiben.
Auf der Sitzung am Donnerstag schaffte man es, die Reihen irgendwie zu schließen, indem man vor allem auf Zeit spielt. Die Ansage: Es soll derzeit keine personellen Veränderungen in der Meraner SVP geben. Dafür sollen im November alle Parteigremien zurücktreten und neu gewählt werden.
Der Vorteil dieser Lösung: Die Rücktritte werden zeitlich von den Gemeinderatswahlen abgekoppelt und damit wird auch die Schuldfrage für die Niederlage ausgeklammert.
Offiziell gibt es für die Verhandlungen mit Paul Rösch keine personellen Vorgaben. Nach Informationen von salto.bz gibt es SVP-intern aber längst ein klares Szenario. Als Stadträte in die Regierung sollen Gabi Strohmer und Stefan Frötscher einziehen. Gerhard Gruber will verzichten und als einfaches Gemeinderatsmitglied fungieren.
Die Neuwahlen
Es soll derzeit keine personellen Veränderungen in der Meraner SVP geben. Dafür sollen im November alle Parteigremien zurücktreten und neu gewählt werden.
Gleichzeitig arbeitet man hinter den Kulissen aber auch an einem Plan B. Weil man in der Meraner SVP davon ausgeht, dass Paul Röschs Regierung möglicherweise nicht lange hält, will man sich bereits jetzt auf mögliche Neuwahlen vorbereiten. Dafür soll eine neue Führungspersönlichkeit gefunden werden.
In der Pole-Position dafür ist derzeit die Meraner Wirtschaftsberaterin Renate König. Als Frau und Quereinsteigerin werden ihr gute Chancen zugestanden, die Passerstadt für Volkspartei zurück zu gewinnen.
Die räumen doch jetzt schon
Die räumen doch jetzt schon eine ganze Weile auf...merken tut man wenig, vielleicht sollten sie mal ihr Systhem hinterfragen :)
Eigentlich dürfte nur Josef
Eigentlich dürfte nur Josef Brunner, der Obmann des Meraner Stadtkomitees. reden und der sprach nicht und war unauffindbar.
Es ist schon erstaunlich, was Christoph Franceschini trotz "Nachrichtensperre" so alles zu berichten weiß!
Offensichtlich stimmt sein Bericht auch in den Einzelheiten wie
- Ablehnung Rücktritt Maria Clementi
- vehemente Rücktrittsforderung von Walter Schweigkofler in Richtung Gerhard Gruber wegen des Steuerproblems
Wenn es nicht so vorgefallen wäre, würde Franceschini ja von Karl Zeller, wie groß berichtet, sofort verklagt.