Gesellschaft | Kinderbetreuung

Ein Sommer mit Fragezeichen

Das heurige Aus für den Sommerkindergarten sorgt weiter für Kritik. Zwei Landesräte suchen indes Freiwillige für die Betreuung. Auch Studierende sollen mithelfen.
Kind am See
Foto: Pixabay

Nach der Entscheidung, dass im heurigen Sommer kein Sommerkindergarten vom Land organisiert wird, sind die Enttäuschung und die Verärgerung groß. 1.200 Kinder in 23 Gemeinden waren dafür angemeldet gewesen. Für diese muss nun eine neue Lösung gefunden werden. Das Land setzt auf die Gemeinden, private Trägerorganisationen – und die Freiwilligkeit des Betreuungspersonals.

 

Weiter Kritik

 

Als eine “Katastrophe sondergleichen” sieht man bei der Plattform für Alleinerziehende die unerwartete Absage. “Seit knapp zwei Monaten wird gefeilt, geplant und versprochen – und mit einem Schlag die ganze Hoffnung zunichte gemacht”, kritisiert Präsidentin Josefa Brugger. Sie geht mit der Politik hart ins Gericht – denn die Eltern seien bereits jetzt am Rand des Machbaren und darüber hinaus gebracht worden. “Hat Herr Achammer überhaupt eine Vorstellung davon, was er mit dieser Entscheidung anrichtet?”, meint Brugger an den Bildungslandesrat gewandt. Sie fordert: “Hört endlich auf, Geld und Zeit in Theorien und Diskussionen zu investieren und greift Familien sofort und direkt unter die Arme!” Das fordert unter anderem auch die größte Oppositionspartei im Landtag. Maria Elisabeth Rieder (Team K) hat dazu einen Beschlussantrag eingereicht.

Scharfe Kritik kommt auch vom Präsidenten des Gemeindenverbandes. “Einen Monat vor Schulschluss teilt man uns mit, dass das Land den Sommerkindergarten nicht organisieren kann. Wir verstehen nicht, wieso es heuer nicht so laufen konnte wie immer”, meint Andreas Schatzer in den Dolomiten. Nun müssen unter anderem die Kommunen eine Lösung finden. “In einer Zeit, wo viele Gemeinden bereits mit alltäglichen Verwaltungsaufgaben überfordert sind, sollen sie nun innerhalb weniger Wochen eine Sommerbetreuung unserer Kinder aus dem Boden stampfen? Absurd!”, findet der Grüne Co-Sprecher Felix von Wohlgemuth. Selbst Vater, kritisiert er Philipp Achammer: “Wie praktisch, dass den Zorn der Eltern dann die GemeindereferentInnen ausbaden müssen und nicht der eigentlich dafür zuständige Landesrat. Verantwortung abzuschieben scheint ja langsam ein Markenzeichen Südtiroler Corona-Politik zu werden. Schuld sind immer die anderen und zwar abwechselnd der ‘böse’ Staat, die ‘unwilligen’ KindergärtnerInnen und Lehrpersonen oder die ‘sturen’ Gewerkschaften. Jetzt werden halt noch die ‘unfähigen’ Gemeinden hinzukommen.”

 

Der Appell der Landesräte

 

Dass die Organisation der Betreuungsangebote für den Sommer durch Gemeinden und Vereine und Verbände keine leichte Sache ist, weiß auch Landesrat Achammer. Zum einen gelten strenge Sicherheits- und Schutzbestimmungen, zum anderen braucht es mehr Personal. Denn auch im Sommer müssen die Kinder- und Jugendgruppen klein gehalten werden. Drei- bis Fünfjährige können in Gruppen mit bis zu fünf Kindern betreut werden, Sechs- bis Elfjährige in Siebener-Gruppen, Jugendliche ab zwölf Jahren in Zehnergruppen.

Gemeinsam mit dem Landesrat für ladinische Bildung Daniel Alfreider, ruft Achammer pädagogische Fachkräfte, Lehrpersonen und Sozialpädagogen im Landesdienst auf, sich freiwillig für die Sommerbetreuung zu melden. “Eine Vereinbarung mit den Fachgewerkschaften wurde dahingehend getroffen, dass sich pädagogisches Fach- und Lehrpersonal freiwillig für einen begrenzten Zeitraum für die Sommerbetreuung melden soll, ohne den Kollektivvertrag anzutasten”, erklären die Landesräte. Auch Studierende der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen sollen in der Sommerbetreuung mitarbeiten.

“Uns ist sehr wohl bewusst, dass das gesamte Lehr- und pädagogische Fachpersonal in den vergangenen Wochen eine außerordentliche Arbeit geleistet hat”, meinen Achammer und Alfreider. “In dieser außerordentlichen Krisensituation müssen wir auf Solidarität und Zusammenhalt setzen. Mehr denn je sind wir alle ausnahmslos gefordert, einen starken Solidarbeitrag zu leisten und Verantwortung zu übernehmen. Nur so können wir schnellstmöglich diese schwierige Zeit im Sinne eines Neustarts für alle überstehen.” Ab dem heutigen Freitag ist die Meldung für den freiwillige Einsatz online möglich. Interessierte werden ersucht, sich bis 5. Juni zu melden.