Gesellschaft | Gemeinde Martell und Hotel Paradiso

Martell und sein (un)geliebtes Vorzeigehotel

Am großen Festtag zu Ehren des Hotel Paradiso del Cevedale am 27. Juli in Martell waren Kulturschaffende, Künstler, Architekten, Journalisten, Wirtschaftstreibende sowie Politiker vertreten.
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Foto: starc_studio

Das Nachdenken über den geschichtsträchtigen Bau und sein Potential waren zwingendes und beliebtes Gesprächsthema zu Füßen des roten Hotels in Hintermartell. Salto.bz  hat bei den Vinschger Gemeindepolitern nachgefragt, welche gegenwärtigen und vergangenen Pläne es zum Hotel Paradiso gab und gibt. Der jetzige Bürgermeister Georg Altstätter bekleidet sein Amt seit drei Jahren, er sagt: “Wir alle hier im Tal sind mit dem Hotel Paradiso aufgewachsen, für alle ist es Gewohnheit, die Älteren haben den Bau und wie das Hotel geführt wurde, noch mitgemacht, die Jüngeren kennen es seit ihrer Geburt.” Vonseiten der Marteller Gemeinde sei das Thema Hotel Paradiso schon lange keines mehr, das heißt, solange die Besitzerin Margharita Fuchs von Mannstein selbst nicht genau weiß, was nun zu tun sei. “Uns steht es nicht zu, Pläne zu machen, wir können höchstens mit den Besitzern reden, was wir auch getan haben,” erläutert Georg Altstätter, “doch eine konkrete Nutzung würde bedeuten, sehr viel Geld zu investieren, nicht nur ins Hotel, sondern auch in fehlende Strukturen.”

So gibt es beispielsweise keine Elektrifizierung, meint Altbürgermeister Erwin Altstätter. “Als Gemeinde wollten wir den Strom direkt von der Staumauer heraufleiten, doch ist das nicht gelungen.” Er hat in den Jahren seiner Regentschaft über Martell (1974 – 1995) einige Versuche erlebt, das Hotel zu revitalisieren, allen voran der Plan, sich mit einem Skilift an das Skigebiet Sulden-Bormio anzuhängen. “Das war in derselben Zeit, als die Familie Fuchs von der Brauerei Forst das Hotel samt umliegendem Grundstück gekauft hatte, 1966, also vor meiner Zeit.” Damals sei auch die Politik sehr daran interessiert gewesen, dass das Hotel wieder zu neuem Nutzen kommt. “Landesrat Alfons Benedikter und ich, wir haben mit Ingenieur Luis Fuchs verhandelt,” erzählt Altstätter, “ wir haben damals die Brücke gebaut, in der Hoffnung dass etwas werde aus den Plänen.” Später erfuhr ich von einem Lokalaugenschein, den Ing. Fuchs zusammen mit Roland Riz unternahm und dass dieser ihm von einem Bauvorhaben abriet.”

Anscheinend gab es immer jemanden oder etwas, das eine Revitalisierung des in den 1930er Jahren entstandenen Hotelbaus verhinderte. “Meine Idee wäre es gewesen, ein Kurhaus aus dem alten Hotel zu machen, ein Sanatorium für Herz- und Lungenkranke, da gab es konkret einen Investor und ich hatte auch schon mit dem damaligen Landesrat Otto Sauer geredet.” Erwin Altstätter kann noch weitere ähnliche Absichten aufzählen, “Frau Fuchs selbst hatte die Idee, den Bau nicht als Luxushotel wieder herzurichten, sondern im Parterre einen Gastbetrieb und im 1. Stock die Unterkunft für Skigeher und Wanderer. Sie hatte auch bereits Architekt Bampi aus Neumarkt mit einer Studie beauftragt.” Doch auch das blieb Geschichte.

Heute setzt Martell auf den sanften Tourismus (60.000 Nächtigungen im Jahr), den Langlauf, das Skitourengehen, den Biathlon und seine Erdbeeren. Zwar gibt es keine 4-Sterne-Hotels, sondern Familienbetriebe, die aber recht ordentlich von ihren Gästen leben können. “Natürlich könnten wir uns vorstellen, dass der Tourismus im Tal ebenfalls profitieren würde, sollte hier heroben was entstehen,” meint der aktuelle Bürgermeister Georg Altstätter. Die Gemeinde und er seien sehr dafür, dass es jetzt wieder Interesse am Hotel Paradiso gibt, “das möchte ich betonen.” Und Altbürgermeister Erwin Altstätter meint: “Wenn geklärt ist, was mit dem Bau passiert, dann geht auch sonst einiges weiter, die Stromversorgung, die Zufahrt und ob es neue Auftstiegsanlagen geben wird oder nicht.”