Roland Atz: „Ich bin mir 1.000 prozentig sicher, dass ich den Prozess gewinnen werde“
Herr Atz, Ihre Grieser Wohnung wird derzeit versteigert. Gibt es schon einen Käufer?
Ich weiß leider immer noch nichts. Der zuständige Wirtschaftsberater war bislang nicht erreichbar. Ich müsste jeden Moment informiert werden.
Wie lang haben Sie in der Wohnung gelebt?
Ich bin in der Wohnung aufgewachsen, nicht direkt geboren. Aber mit sechs Jahren sind wir dort hingezogen. Das schmerzt schon sehr jetzt, dass das so gekommen ist. Aber keine Sorge, ich lass mich nicht unterkriegen. Ich bin nämlich tausendprozentig sicher, dass ich gewinnen werde.
Als ehemaliger Geschäftsführer der Sporting Genossenschaft, welche die Eisanlage Sill betreibt, werden Sie nun zur Verantwortung gezogen. Für welchen Betrag sollen Sie geradestehen?
Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, aber es sind ungefähr 600.000 Euro.
Steht eine Aussprache mit Luigi Spagnolli an? Es sagt ja, es sei alles rechtens.
Wir haben uns schon hundertausendmal getroffen und das hat nichts gebracht. Aber wir werden uns schon vor Gericht treffen.
Sie wollen gegen die Gemeinde Bozen klagen?
Nicht nur gegen die Gemeinde. Ich werde den Luigi Spagnolli anzeigen. Er hat damals ja schriftlich die Arbeiten bestellt.
In einem Brief sprechen Sie davon, dass der Bozner Bürgermeister über alle Arbeiten, die 2007 bei der Sill durchgeführt wurden, informiert war. Spagnolli selbst habe diese Arbeiten angeordnet.
Er hat sogar aufgelistet, was er für Arbeiten haben will. Und hat das auch alles unterschrieben. Daraufhin hab ich Kostenvoranschläge erstellt, was wie viel kostet. Er wusste also alles. Und er gab sein Ok. Und dann wurden die Arbeiten alle in Auftrag gegeben.
Alles wurde also transparent abgehandelt?
Natürlich. Nach seinem Ok haben wir dann angefangen die Arbeiten zu vergeben. Und wie es auf Baustellen halt ist, es kommen auch Zusatzarbeiten dazu. Auch über diese wurde Spagnolli stets informiert. Ich hab ja alle Briefe, jeden Schriftverkehr. Bestellt hat er mit dem Briefpapier der Gemeinde, da ist auch seine Unterschrift drauf.
Die Verbesserungsarbeiten wurden mit 1,5 Millionen Euro beziffert. Und Sie sollen jetzt zahlen?
Das Hinterfozige ist gewesen, dass Spagnolli geschrieben hat: „dopo aver sentito la giunta.“ Da haben wir natürlich gedacht, er hat die Position im Haushalt der Gemeinde reserviert für die Sill. Hat er aber nicht, und danach ist der Wirbel rausgekommen. Plötzlich hat niemand die Arbeiten bestellt. Und dann hab ich gepoltert. Ja, da bin ich dann kein „Kluigo“ mehr, das muss ich schon sagen. Ich musste meine Wohnung hypothekarisch belasten. Das ist kein Spaß mehr.
Plötzlich hat niemand die Arbeiten bestellt. Und dann hab ich gepoltert. Ja, da bin ich dann kein „Kluigo“ mehr, das muss ich schon sagen.
Sehen Sie Spagnollis Haltung als persönlichen Rachefeldzug gegen Ihre Person?
Auf keinen Fall, nein, mit mir persönlich hat das nichts zu tun. Es ist vielmehr das Unvermögen eines Bürgermeisters, der allen anderen die Schuld gibt. Und der nichts weitergebracht hat, seit er da ist. Er blockiert ja alles, wenn jemand etwas tun will. Wenn der Thun auf dem Virgl was machen will, dann blockiert Spagnolli, wenn der Benko was machen will, dann blockiert die Gemeinde wieder. Was haben die denn in den letzten Jahren schon weitergebracht?
Eine Gemeinde, die aktive Bürger im Regen stehen lässt?
Die Genossenschaft hat seit 38 Jahren für die Allgemeinheit gearbeitet. Wir haben uns aufgerieben für die Leute. Dass man sich jetzt so abrechnen lassen muss, das ist ein Skandal.
Die Christkindlmärkte in Südtirol werden eröffnet und man vergisst auf den Macher Atz? Lässt ihn links liegen? Wie geht es Ihnen damit?
Das hab ich mir schon längst abgewöhnt, mir da etwas zu erwarten. Die Herrschaften vom Christkindlmarkt haben mich nie eingeladen, nicht einmal zur 20 Jahr-Feier. Heute abend (28. November 2013, Anm. d. Red.) bin ich über den Markt spaziert, ich muss sagen, da kommt einem teilweise das Grausen. Neonlampen bei den Ständchen, die Verzierungen sind eine Katastrophe. Den Geist des Marktes hat die Stadt Bozen auf jeden Fall nicht verstanden.
Heute abend (28. November 2013, Anm. d. Red.) bin ich über den Markt spaziert, ich muss sagen, da kommt einem teilweise das Grausen. Neonlampen bei den Ständchen, die Verzierungen sind eine Katastrophe. Den Geist des Marktes hat die Stadt Bozen auf jeden Fall nicht verstanden.
Und was ist das Geheimnis Ihrer Weihnachtsmarkterfindung?
Mit unserer deutschen Weihnachtskultur haben wir die Italiener angezogen. Die kennen diese Kultur ja nicht und waren fasziniert. 1991 gab es in Bozen den ersten Weihnachtsmarkt. Heute ist das ja nur mehr ein besserer Samstagmarkt. Und wenn das wirklich stimmt, dass nach dem 26. Dezember die Ausschreibungen der Ständchen italienweit erfolgen soll, dann kann ich nur mehr den Kopf schütteln. Wenn am Bozner Christkindlmarkt ein Italiener aus der Toskana plötzlich seine Produkte verkauft, ja was hat das noch mit der ursprünglichen Idee zu tun? Ich kann nur sagen, die Stadt versteht wirklich nichts!
Stehen Sie alleine da?
Die Leute auf der Straße, die tun ja teilweise so, als würden sie mich nicht sehen. Ich kann nur sagen, ich habe zwei widerrechtliche Dinge in meinem Leben gemacht. Und das, um anderen zu helfen. Und dann wird man auf der Straße angespuckt.
Sie haben geholfen, wo es verboten gewesen wäre?
Ich sag nicht mehr dazu, außerdem ist das schon verjährt. Aber es ging um zwei Familien, und ihre Existenz stand auf dem Spiel. Kinder waren involviert, und wenn ich damals vor einem Richter gestanden wäre, dann wäre ich aufgestanden. Da war es dringend notwendig zu helfen. Ob rechtlich in Ordnung oder nicht. Aber bei der Sill? Nein, da kann ich mir wirklich nichts vorwerfen lassen. Ich bin absolut im Recht. Und wie gesagt, vor Gericht werden wir uns schon wieder sehen. Aber meine Wohnung kann mir dann niemand mehr wiedergeben. Da geht es ja nicht nur um einen finanziellen Schaden. Diese Wohnung hat einen ideellen Wert. Und der ist dahin.