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„Die Emotionen sind anders“

Alexander Eisath, ein Urgestein der Rittner Buam, inzwischen Sportdirektor, im Gespräch mit SALTO zum jüngsten Meistertitel der Rittner nach einer längeren Durststrecke.
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Foto: Max Pattis
  • Alexander Eisath: Insgesamt 11 Titel gewann er im Trikot der „Buam“ Foto: Rittner Buam

    Die Rittner Buam SkyAlps haben es nach einer Durststrecke von 5 Jahren wieder geschafft: Sie konnten sich in der Finalserie gegen SG Cortina Hafto durchsetzen und krönen sich damit zum sechsten Mal zum Italienmeister. Samstagabend gewannen die blau-roten das entscheidende Spiel in der Ritten Arena mit 3:2 im Overtime.

    Letzten Dienstag begann das Finale, wobei sich die Rittner zuhause mit 0:4 gegen Cortina geschlagen geben mussten, im zweiten Spiel im Olympiastadion von Cortina konnten die Rittner allerdings mit einem 4:2-Sieg das Spiel 3 erzwingen.

    Alexander Eisath, heute zusammen mit Dan Tudin als Sportdirektor für die Rittner tätig, lief lange im blau-roten Trikot auf: insgesamt 14 Saisonen lang stürmte er für die Buam, seinem Heimatverein, bis zu seinem Karriereende Jahre 2022. In dieser Zeit gewann er 11 Titel mit den Rittnern, darunter 5 Meistertitel. Sechs Saisonen lang spielte er auch in Nordamerika, von 2005 bis 2011. 

    Im Gespräch mit SALTO erzählt er von der Erleichterung nach dem heurigen Meistertitel für die „neue“ Generation und den nächsten großen Zielen. 

  • SALTO: Wie erlebt man den Titelgewinn der Mannschaft als Ex-Spieler, jetzt Sportdirektor? 

    Alexander Eisath: Durch die Rolle als Sportdirektor mit Dan Tudin sind wir sehr stark involviert gewesen. In dieser Zeit ist man zum Zuschauer „verdammt“. Du hast nicht mehr so viel Einfluss, du hast eine Mannschaft zusammengestellt. Während des Spiels ist man viel nervöser als wenn man noch selbst mitspielte, auch aufgrund dessen, weil man „nur“ zusieht. Die Emotionen sind anders. Sie sind nicht gleich wie wenn man als Spieler gewinnt. Sie sind aber trotzdem da und man freut sich vor allem für die Spieler selber. Sie sind es, die das auf dem Eis umsetzen, zusammen mit dem Trainer. Es freut uns vor allem für unsere jüngeren Spieler. Von der alten Garde sind nicht mehr so viele übrig. Stefan und Julian Kostner, Markus Spinell, Stefan Quinz und Kevin Fink. Wir haben 5 Jahre lang nichts gewonnen. Die neue Generation hat bis jetzt noch keinen Titel gewonnen. Und hat auch viele Finalspiele im letzten Jahr verloren. Es freut uns, dass sie jetzt das Gefühl haben, gemeinsam etwas zu erreichen.

    „Man sah die Leidenschaft, den Kampf für das Ziel. Und das war effektiv der Grundstein.“

  • Die „Buam“ im Finale: Szypula erzielte den Overtimetreffer, der zum Sieg führte Foto: Max Pattis

    Habt oder hattet ihr Rituale vor wichtigen Spielen?

    Ja, z.B. in den Playoffs, wenn du mehrere Serien spielst, gab es einen Playoff-Baum,da kam dann ein Puck hinein, wenn du Spiele gewonnen hast. Jeder hatte dann seine Rituale, aber du wolltest ja nicht komplett was ändern, daher hatten wir keine größeren Rituale oder Komplettänderungen.Die anderen Spiele sind auch wichtig, sonst kommst du ja gar nicht bis zu diesem Punkt. Du willst die Spieler weiters ja auch nicht durcheinanderbringen. Manche legen sehr viel Wert auf Rituale, Tormänner meistens. Andere interessiert es nicht wirklich. Aber das ist individuell. Ich persönlich hatte mein kleines Ritual, aber nicht mehr.

  • War die Durststrecke ohne Titelgewinn motivierend oder löste sie mehr Nervosität aus?

    Beides. Sicherlich motivierend. Das sah man auch. Auf der anderen Seite, wenn du die letzten Jahre nichts gewonnen und oft knapp verloren hast, je öfter das passiert, umso mehr fängst du an zu denken „Wieso klappt es nicht?“ Das kann hemmen.

    Und wie verhielt sich das in dieser jüngsten Finalserie?

    Wenn wir diese Finalserie von drei Spielen betrachten: mit einer 0:4 Schlappe zu starten, ist fürchterlich. Wir haben nicht gut gespielt. Ich weiß nicht, ob es eine Hemmung war, aber es war sicher nicht die Mannschaft, die wir das ganze Jahr gesehen haben. Das war unser schlechtestes Spiel heuer. Auf der anderen Seite wäre es noch viel schlimmer gewesen, wenn wir gut gespielt und trotzdem 0:4 verloren hätten. Da würdest du dann beginnen zu denken, die anderen sind einfach besser als wir. Was mich total gefreut hat bei diesem Titel, ist die Reaktion in Cortina am Donnerstag. Da haben wir vielleicht das beste Spiel gemacht. Man sah die Leidenschaft, den Kampf für das Ziel. Und das war effektiv der Grundstein. Im dritten Spiel war dann alles offen, in einem Spiel kann es so oder anders gehen. Gott sei dank ging es so. Die Enttäuschung nach dem Dienstag war auch bei mir groß. Auch Zweifel, ob wir alles richtig machten waren da. 

    „Dan und ich waren der Meinung, dass es Zeit ist, dass wir einen nordamerikanischen Weg einschlagen.“

  • Das erste Spiel der Finalserie: Hier sahen die „Buam“ nicht viel Land gegen Cortina Foto: Max Pattis

    Eine große mentale Leistung nach einer 0:4 Niederlage im ersten Spiel zurückzukommen.

    Ja, da war der Trainer und wie wir die Mannschaft zusammengestellt haben, wichtig. Uns war es wichtig, auch mal einen Wechsel vom System her zu machen. Wir hatten in den letzten Jahren immer finnische Trainer. Das hat super funktioniert. Wir haben mit Lehtonen sehr viel gewonnen. Dan und ich waren aber der Meinung, dass es Zeit ist, dass wir einen nordamerikanischen Weg einschlagen. Dan ist ein Kanadier, ich habe in Amerika studiert und Hockey gespielt. Von der Philosophie her sind wir da beide näher. Nicht nur hockeytechnisch, sondern auch was mit dem Umgang mit den Spielern, mit der Motivation angeht. Wie sie solche Sachen handhaben.Da sind wir zum Glück auf Tray Tuomie gestoßen, der in diesem Bereich gewaltige Stärken hat. Er war im Stande, die Mannschaft aufzurütteln, aufzuzeigen, was sie am Dienstag schlecht machten. Damit wurde auch jedem bewusst, dass sie es besser können und wollen. Er hat sie dann motiviert und bis zum Schluss kam es zu diesem Resultat. 

  • Habt ihr am Samstag noch ordentlich gefeiert?

    Ja, die Buam sicherlich; gehört sich auch. Wir Sportdirektoren haben uns eher zurückgehalten, das ist ihr Moment. Wir haben in der Kabine noch ein paar Worte an sie gerichtet und mit ihnen angestoßen. Danach wird es sicher noch weitergegangen sein, aber das weiß ich nicht so genau. 

    Was steht jetzt für die nächste Zeit an?

    Die Italienmeisterschaft ist eine Meisterschaft in der Meisterschaft. Es war eines unserer Ziele diesen Titel zu holen. Aber jetzt haben wir Ende Januar. Die Meisterschaft ist im April fertig. Es ist für mich klar, dass man nach so einem Höhepunkt auch nachlässt. Wir sind Meister geworden, super hin und her, aber wir spielen am Mittwoch schon wieder. Master Round (der Alps Hockeyleague, Anm. d. Red.). Wir sind jetzt mit einem Sieg und einer Niederlage gestartet, wohl wissend, dass wir all den Fokus aufs Finale der Italienmeisterschaft setzen. Aber jetzt müssen wir den Fokus wieder auf die Master Round setzen und eine bestmögliche Ausgangslage im Playoff schaffen. Damit wieder in den Playoff so lange wie möglich Heimvorteil besitzen, zuhause sind wir eine Macht, das ist eine unserer großen Stärken.. 

    Wie schwierig ist das mental wieder schnell umzudenken und sich nach einem Meistertitel wieder auf die Restsaison zu fokussieren?

    Nicht einfach. Aber ich glaube auch, dass der Trainer die richtigen Worte finden wird, weiter zu motivieren. Die Truppe ist sehr zusammengewachsen. Es sind gute Charaktere drin, die neu zugestoßen sind. Die „Alten“ kennen sich ja schon über Jahre. Dazu haben wir gewisse Leader. Sie werden schauen, dass der Fokus innerhalb der Mannschaft schnell wieder zurückkommt. Es ist nicht viel Zeit, Mittwoch geht es schon weiter gegen EC Bregenzerwald. Gegen ihnen haben wir uns immer schwer getan. Wir müssen wieder in die Spur finden. Nächste Woche ist eine Woche Pause. Wobei das erste Spiel nach einer Pause auch oft schwierig ist. Aber das ist jetzt die Aufgabe für den Februar bis zum Schluss. Im März geht es los mit den Playoffs. Je besser du jetzt platziert bist, desto mehr Heimvorteil hast du später.

    Wie gehen nach Titelgewinnen die nächsten Spiele deiner Erfahrung nach von der Hand?

    Als Anekdote: Die Coppa Italia, das Finalturnier, das war oft am Samstag, Sonntag, haben wir in meiner aktiven Karriere ein zwei Mal gewonnen. Da war es beim nächsten Spiel dann manchmal so, dass man den Schwung mitnehmen konnte und andere Male war die Luft draußen. Das ist eine Sache, die die Mannschaft zeigen muss. 

    Also immer unterschiedlich?

    Ja, es ist schwierig zu sagen, aber es ist schon eine Challenge... Du kannst nicht die Pumpe auf 100% weiterfahren, das ist im normalen Leben gleich.. Das ist klar. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen und gleich weitermachen, wie wir bis jetzt gespielt haben.

    Was habt ihr für diese kommende Zeit für Ziele gesteckt?

    Wir teilen die Saison in Etappen auf. Ein paar haben wir jetzt hinter uns. Qualifikation, Italienmeisterschaft, Top 4 Master Round haben wir geschafft als Regular Season Champion am Ende. Dann natürlich das Highlight, die Italienmeisterschaft, die wir gewinnen wollten. Das nächste Ziel ist, in der Master Round so gut wie möglich klassifiziert zu sein. Und in den Playoffs willst du natürlich so weit wie möglich kommen. Es war wichtig, dass wir jetzt diesen Titel geholt haben, dass der Druck auf alle Seiten ein wenig abfällt. Es ist der erste Titel unter dem neuen Vorstand und unter dem neuen Präsidenten, was mich auch freut für sie. Sie haben die letztem drei Jahre hart gearbeitet. Es ist der erste Titel jetzt von mir als Sportdirektor. Dass es gleich zu Beginn klappt, ist super für uns, aber überhaupt nicht selbstverständlich. Das hilft auch, den Druck abzubauen.  Jetzt schauen wir, wie es weitergeht. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Top-Mannschaft haben. Lassen wir uns überraschen, wo es heuer noch hingeht.