Martin Alber: "Kompromisse sind auch gefährlich"

Kein volles Jahr währte seine Amtszeit. Nun zieht der ehemalige SVP-Parteisekretär Bilanz. Kompromisse mag er nicht so, "Politik ist nicht mein Ding." Ein schmerzloser Abschied?

Nach dem aufsteigenden Stern am Himmel, nach dem jungen, smarten, allseits beliebten und redegewandten Philipp Achammer war eines klar: der nächste SVP-Parteisekretär würde sich Mühe geben müssen. Achammer zog aufstrebend in den Landtag, Alber am 1. August in die SVP-Parteizentrale.

Im kalten Wasser landete Alber. Er fand sich wieder in einer SVP, die verschuldete war ("ein Dauergast", so Alber), gut in einen Wahlkampf geführt werden sollte, das Referendum zur direkten Demokratie mehr schlecht als recht bestritt und den Übergang von der Ära Durnwalder in die Zeit Arno Kompatschers zu tun hatte. Schon im Dolomiten-Interview vom 23. Juni sagt Alber: "Wir wurden dauernd von den Ereignissen überholt. Richard Theiner hat vom schwierigsten Jahr in der Geschichte der Volkspartei gesprochen." Und das könne Alber, trotz fehlender Vergleichwerte, sofort unterschreiben.

Unangenehme Zeiten
Äußere Faktoren wirkten ein, Skandale brodelten im Inneren. Im Frühling 2014 erreichte der Politrentenskandal seinen Höhepunkt, doch damit nicht genug. Marie Mawes Wahlkampfgeschenk, Hanspeter Munter Arbeitslosengeld - mitten drin: die EU-Wahlen. Albers Fazit: "Es ist kein einfacher Moment für die Partei." Zu schaffen gemacht habe dem Wipptaler, der nun seine Koffer packen muss, das Ganze sehr: "Ich möchte eine Person kennen, die sich in solchen Situationen wohl fühlt." Doch er wollte sowieso nie Berufspolitiker werden, erklärt der 43-Jährige. Der selbst nicht ganz unumstritten war:

Uneinigkeit gibt es nicht nur wegen des Zeitpunkts des Wechsels, auch die Neubesetzung an und für sich stößt sauer auf. Stein des Anstoßes sind diverse Aufträge, die Martin Alber mit seiner PR-Firma vom Land erhalten hat. Seit dem Jahr 2006 speiste die Landesabteilung Soziales und Gesundheit Alber mit Aufträgen von knapp 60.000 Euro zuzuglich Mwst. Schreibt salto.bz am 18. Juni 2013.

Versöhnlicher Abgang
"Politik ist nicht mein Ding", so Alber, "vieles ist Kompromiss und Gratwanderung. Das mag ich nicht." Nun soll es einen Neustart geben in der SVP - wieder einmal. Manuel Massl wurde Anfang Juni einstimmig zum SVP-Parteisekretär gewählt, alles jung ist die Devise. Philipp Achammer, Albers Vorgänger, schickt seinen Nachfolger in den vorzeitigen Ruhestand, bemerkt Rai Südtirol. Nein, keinen Groll hegt er, "es war ein sehr bereicherndes Jahr."

Vorsicht Kompromiss!
Vertrauen gelte es nun wieder neu zu finden,
"in der Bevölkerung, aber auch bei unseren Leuten. Die ehemaligen Politiker haben schon einen Schritt zurück getan - für die Bevölkerung zu wenig, das ist klar. Aber wir dürfen unsere Vergangenheit deshalb nicht einfach wegwischen." Kompromiss ja, "aber die Partei darf das Gesicht nicht verlieren."

Wen bedienen? Die Bevölkerung, die Wähler, oder die ehemaligen Angestellten, die Altpolitiker? Alber: "In solchen Zeiten der Spaltung, der Auseinandersetzung sind Kompromisse auch gefährlich. Es wäre vielleicht manchmal besser, eindeutigere Positionen zu beziehen."