Umwelt | Gülle

“Gülle ist wertvoll”

Auf den Arluiwiesen in Graun ist alles in bester Ordnung, meldet der Bauernbund nach der harschen Kritik an der Gülleausbringung.
Arluiwiesen
Foto: SBB

Verbreiten Umweltschützer und Grüne unnötig Alarmstimmung? Ja, sagt der Südtiroler Bauernbund. Vergangene Woche haben die Umweltschutzgruppe Vinschgau und die Grünen Landtagsabgeordneten heftige Kritik an der Ausbringung von Gülle auf den Arluiwiesen bei Graun im Vinschgau und der Intensivierung der Viehwirtschaft geübt. Die wollte man beim SBB nicht stehen lassen und schickte den Beratungsring für Berglandwirtschaft BRING – dessen Obmann Daniel Gasser ist zugleich Vizeobmann des Bauernbundes – nach Graun. Das Fazit des BRING: “Die Arluiwiesen werden sehr extensiv bewirtschaftet. Die ausgebrachte Güllemenge ist sehr gering und verändert den Pflanzenbestand nicht.

 

Weniger Gülle als nötig?

 

“Die vier Hektar großen Arluiwiesen, die auf 1.625 Metern Meereshöhe liegen, werden nur einmal alle ein bis zwei Jahre gedüngt. Anders als von den Umweltschützern dargestellt, werden die Wiesen nicht zum ersten Mal, sondern bereits seit mehreren Jahren sporadisch gedüngt”, richtet der Bauernbund in einer Aussendung aus. Die Arluiwiesen seien zudem nicht als artenreiche Bergwiesen eingestuft, sondern wiesen den Pflanzenbestand von Dauerwiesen auf.

Weiter heißt es in der Aussendung: “Der Bauer, der die Wiesen pflegt und bewirtschaftet, besitzt nur sieben Milchkühe und zwei Kälber. Wegen des niederen Viehbesatzes ist auch die anfallende Güllemenge gering. Diese hatte der Bauer zudem im Verhältnis eins zu eins mit Wasser verdünnt. Laut Berechnung des BRING beträgt die ausgebrachte Stickstoffmenge auf den Arluiwiesen nur 15,75 kg pro Hektar und Jahr. Eine Dauerwiese, die einmal im Jahr geschnitten wird, benötigt aber zwischen 38 und 55 kg Stickstoff. Mit der durchgeführten Düngung wurde somit nicht einmal der Stickstoffbedarf, der durch die Futterernte entsteht, abgedeckt.” Der BRING komme zum Schluss: “Der Bauer bewirtschaftet die Flächen sehr extensiv und verursacht keinerlei Umweltschäden.”

Zum Zeitpunkt des Lokalaugenscheins sei die Gülle vollständig im Boden eingewachsen gewesen, Restmengen seien laut BRING auf den Pflanzen keine festgestellt worden, teilt der SBB mit – “was darauf schließen lässt, dass die Gülle vorbildlich verdünnt wurde”. Außerdem kämen auf den Arluiwiesen auch keine Pflanzen vor, die sich typischerweise an Standorten mit hohem Stickstoffangebot ausbreiten würden. Als bedenklich stufen BRING und SBB hingegen die Tatsache ein, dass sich auf den Wiesen giftige Herbstzeitlosen finden – der Grund dafür: die geringe Bewirtschaftungsintensität.

 

“Kein Teufelszeug”

 

Für SBB-Direktor Siegfried Rinner steht fest: “Die Zahlen belegen, dass der Betrieb sorgfältig wirtschaftet. Die Güllemenge ist so gering, dass sie den Pflanzenbestand der Wiese nicht verändert. Von einer Entsorgung überschüssiger Gülle, wie von der Umweltschutzgruppe Vinschgau und den Grünen behauptet, kann überhaupt keine Rede sein. Die Kritiker hätten sich vorher besser informieren sollen, bevor sie von ‘Zerstörung’ sprechen und Alarmstimmung verbreiten.”
 
Gülle sei “auch kein Teufelszeug, als das es gerne dargestellt wird”, heißt es vom Bauernbund, “sondern wertvoller organischer Dünger”, den die Pflanzen brauchten, um nach der Heuernte wieder zu wachsen. Und: “Durch die Verbreitung der Laufställe nimmt auch die Bewirtschaftung mit Gülle zu”, schließt Rinner.