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Wie man etwas wissen kann...

Wie kann man etwas wissen und nicht nur daran glauben? Ein schrulliges Experiment mit einer Englischen Forscherin und ein paar Tassen Tee revolutionierte die Wissenschaft, gründet die moderne Statistik und zeigt dass Homöopathie wirkungslos ist.

“In homöopathischen Dosen” sage ich, wenn ich einen Vorgang als besonders schonungsvoll und sanft darstellen will. Homöopathie hat den Ruf eine sanfte Medizin zu sein. Wer Globuli schluckt braucht keine Nebenwirkung zu fürchten. Wenn etwas keine Nebenwirkungen hat, wirkt es dann überhaupt?

Das Prinzip der Homöopathie ist gerade die Ähnlichkeit von Wirkungen. Samuel Hahnemann hat schon in den 1790er Jahren vermutet, dass eine Substanz die Fieber hervorruft dieses Fieber wiederum heilen kann. Hahnemann stellte die Theorie auf dass die Substanz hochverdünnt diese Umkehrwirkung erzielt. Die höchste Verdünnung hat auch die höchste Wirkung. Beispiel: eine D8 Verdünnung des beliebten Wirkstoffes Arsenicum Album entspricht etwa einem Gramm Arsen in Hundert Millionen Liter Lösungsmittel. Das ist in etwa der Anteil an Arsen den man auch in Trinkwasser nachweisen kann.

Wie Homöopathie funktionieren kann, ist Wissenschaftler bis heute ein Rätsel. Denn die Wissenschaften der Physik und Chemie haben nach Hahnemanns Tod eine alternative Theorie entwickelt die besagt dass die Welt aus Molekülen besteht. Die Pharmaindustrie entwickelt solche Moleküle und testet sie in langwierigen Studien in der Hoffnung dass diese Moleküle als Pharmazeutika zugelassen werden. Beispielsweise gilt in der “Schulmedizin” dass das Molekül Ibuprofen entzündunghemmend wirkt.

Homöopathie kann nicht auf Molekülebene wirken, da in der höchsten Potenzierung keine Wirkstoff-Moleküle in dem Medikament vorhanden sind. Nur eine Art Informationsübertragung der Substanzen könnte etwas bewirken. Quanteneffekte?

Nicht nur die Wirkungsweise Hahnemanns’ Prinzip ist umstritten, sondern auch die Wirksamkeit ansich.

Wie kann man wissen ob eine Substanz wirkt? Die Schwierigkeit liegt dabei dass die Substanz nicht sofort und bei jeden wirken muss und dass Krankheiten auch oft von alleine heilen.

Der Biologe Ronald Amherst Fisher kam durch Zufall drauf. Seine Kollegin Dr. Muriel Bristol liebte englischen Tee mit Milch. Sie bevorzugte Tee bei dem die Milch zuerst in die Schale gegossen wird, und dann der Tee. “Geschmacklich,... Welten”, sagte sie. Fisher fand das komisch. Das kann doch keinen Unterschied machen! Tee-Milch oder Milch-Tee! Und er überlegte sich wie er das prüfen könnte. Die Schwierigkeit liegt dabei dass man ohne den erstaunlichen Geschmacksinn immerhin schon eine fifty-fifty Chance hat richtig zu raten. Genau wie man auch oft auch alleine wieder gesund wird ohne dass die Medizin irgendwie wirkt. Seine bahnbrechende Idee war Frau Bristol gegen den Zufall antreten zu lassen. Er ersetzte ihre Entscheidung durch Münzwürfe und prüfte wie sehr sich ihre Entscheidung vom Zufall unterscheidet. Unterscheidet sich das Ergebnis beträchtlich, dann nannte Fisher das “signifikant”. Damit gab Fisher den empirischen Wissenschaften ein Instrument in die Hand zu prüfen ob es Effekte gibt die nicht jedes mal eintreten, aber doch oft vorhanden sind. Verbessert eine Behandlung die Heilungschancen?

Fishers Methoden wurden im laufe der Zeit verfeinert und heute können wir können mit dem gleichen Prinzip erkennen ob Aspartam Krebs verursacht, biologisch Essen gesund ist oder Akupunktur gegen Allergien hilft.

Der Test zeigte: Lady Bristol hatte tatsächlich die Gabe die Milch-Teemischungen zu erkennen. Ohne dass Fisher eine Erklärung fand. Solche erstaunlichen Entdeckungen werden auch heute in der Forschung gemacht.

Wenn aber irgendwo steht: Die Wissenschaft kann sich das nicht erklären, heißt das meistens nur die Auswirkung des “Randomisierten Doppelblind Experimentes” war so gering dass es wohl keinen Unterschied zum Zufall gibt. Und wo kein Effekt da kein Nutzen.

Wir können wissen ob Homöopathie wirkt, nein - solang wir darauf vertrauen dass Tests sorgfältig durchgeführt wurden - wissen wir es bereits. Die Auswirkungen wurden experimentell nach Fishers Prinzipien schon mehrfach getestet. Wie bei fast allen alternativen Methoden gibt es keinen Effekt der Homöopathie der sich wesentlich vom Zufall unterscheidet.

 

Mathematics of a Lady tasting tea” ist ein berühmtes randomisiertes Experiment von Ronald A. Fisher und wiedergegeben in seinem Buch The Design of Experiments (1935). Das Experiment ist die ursprüngliche Darstellung Fisher’s Idee von einer Null-Hypothese.

 

Im Bild: Hat Fishers "Design of Experiments" die Homöopatie aus den Büchern vertrieben? Häufigkeit des Wortstamms Homöopath- in deutschen Publikationen sein 1800, Quelle Google Ngram Viewer