Gesellschaft | Tagebuch aus Alpbach
Ein Abend im Dorfgasthaus „Jakober“
Foto: upi
Das Europäische Forum Alpbach (EFA) bietet den Teilnehmenden neben einer Reihe an hochklassigen Seminaren und Paneldiskussionen mit hochrangigen Vertretern aus Spitzenpolitik, Wirtschaft und Kultur zusätzlich viele Gelegenheiten, um mit interessanten Persönlichkeiten aber auch mit anderen Teilnehmenden in kleiner Runde ins informelle Gespräch zu kommen. Dieser Aspekt war in diesem Jahr aufgrund der Entwicklungen der Covid-19 Pandemie nach zwei sehr eingeschränkten Jahren wieder vollumfänglich möglich.
Diese Formate, die zu unterschiedlichen Anlässen veranstaltet wurden und manchmal auch spontan am späten Abend im Dorfgasthaus „Jakober“ von Alpbach entstanden sind, zählten für mich zu den absoluten Highlights während meines Aufenthalts in Alpbach und machten die Zeit während des Forums zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ein sehr interessantes Gespräch hat sich im Rahmen der Career Lounge ergeben. Der Club Alpbach Südtirol Alto Adige (CASA) organisiert während des Forums jährlich eine Career Lounge, bei der Persönlichkeiten aus der Politik und Wirtschaft Studierenden und jungen Berufstätigen zu verschiedensten Fragen Rede und Antwort stehen.
In der diesjährigen Ausgabe durfte ich die Diskussionsrunde mit Martin Selmayr moderieren. Martin Selmayr war Generalsekretär der Europäischen Kommission und hat eine jahrzehntelange Berufserfahrung auf europäischer Ebene. Dem Event vorausgegangen war ein gemeinsames Abendessen, bei dem uns interessante Einblicke in die Welt der europäischen Spitzenpolitik mit so manchen heiteren bis kuriosen Anekdoten gewährt wurden. In der Career Lounge betonte Selmayr, dass eine Karriere bei der Europäischen Kommission sehr spannend, aber auch mit extremen Herausforderungen verbunden ist. Die Ausführungen wurden aufgrund der spürbaren Begeisterung und Leidenschaft von Martin Selmayr für das „Projekt Europa“ von den Teilnehmenden sehr positiv aufgenommen. Eine für Alpbach typische Begebenheit ereignete sich am nächsten Tag, als Selmayr am späten Abend plötzlich im Dorfgasthaus auftauchte und die Diskussionen vom Vortag bis spät in die Nacht fortgeführt werden konnten.
Weitere spannende Diskussionen ergaben sich bei Kamingesprächen und informellen Diskussionen mit dem Chief Executive Officer von Microsoft Österreich über Themen der Digitalisierung und Veränderungen in der Arbeitswelt, dem Chief Risk Officer von Raiffeisen Bank International (RBI) über die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf die RBI, eine der Banken mit den größten Expositionen in Osteuropa, dem Gesundheitsminister von Österreich oder mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten von Ungarn.
Während die Möglichkeit des persönlichen Austausches mit diesen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft eine großartige Möglichkeit darstellt, wird der eigentliche Geist des Forums erst im Austausch mit den anderen Stipendiaten aus der ganzen Welt erst so richtig greifbar.
Fordernde Diskussionen, auch zu schwierigen und politisch sensiblen Themen mit den Menschen, die diese Themen konkret betreffen waren nicht immer einfach, aber sehr lehrreich und bereichernd. Dies wurde mir besonders bei einem Seminar bewusst, in dem die möglichen Einflussfaktoren auf die Grenzen und Möglichkeiten einer Erweiterung der EU aus einer strategischen Sicht analysiert wurden. Die Möglichkeit, solche Fragen mit Menschen aus der Ukraine oder der Republik Moldau diskutieren zu können, führen zu einer veränderten Sichtweise auf die Problematiken und zur Einsicht, dass die eigenen Ansichten immer kritisch hinterfragt werden müssen.
Diese neuen Bekanntschaften, Verbindungen und Freundschaften zwischen jungen Menschen zeigen, dass das Forum eine großartige Gelegenheit aber auch eine Herausforderung darstellt, der man sich auf jeden Fall stellen sollte.
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Ich glaube die Zwischenzeilen
Ich glaube die Zwischenzeilen dieser Botschaft erkannt zu haben,oder auch nicht????