Politik | Reaktionen auf den Pensionenskandal

Florian Schmid Oberrautner: „Die Basis muss aufstehen“

Florian Schmid Oberrautner hat seine SVP-Parteimitgliedschaft auf Eis gelegt. Im salto.bz Interview sagt Schmid, im Bozner Gemeinderat vertreten:„In einer Salamitaktik werden jeden Tag neue Ungehörigkeiten publik. Ich will ein Zeichen setzen“.

Herr Schmid, Sie wehren sich?
Florian Schmid Oberrautner: Das ist genau richtig formuliert. Ja, ich wehre mich. Irgendwann ist genug. Ich bin selbständig, wir haben ja ein Weingut. Das kann doch nicht sein, dass wir Bürger täglich mit Steuern zu kämpfen haben, mit der Bürokratie. Und die Kaste lässt sich einen Family Fond einrichten und kassiert dann auch noch garantierte Zinsen ab. Als Unternehmer, als Bürger muss ich da einfach aufstehen.

Sie schreiben an SVP-Obmann Richard Theiner „bis zur Genesung der SVP lege ich meine Mitgliedschaft auf Eis.“ Was fordern Sie?
Ich bin in der Enothek ja ständig mit Leuten in Kontakt. Ich höre viel, was die Leute so reden. Es muss einfach aufhören, dieses abgehoben sein. Ich fordere jetzt, dass alle Fakten auf den Tisch kommen. Die SVP muss endlich Tacheles reden, sich zu dem bekennen, was wirklich passiert ist. Gab es diese Zinsgarantie? Wenn ja, dann bitte ist jetzt absolute Ehrlichkeit gefragt. In einer Salamitaktik werden jeden Tag neue Ungehörigkeiten publik. Glauben tu ich nichts mehr.

Wie sind die Reaktionen auf Ihren Aktion? Sie wollen ja auch keine Mitgliedsbeiträge mehr einkassieren, im Gemeinderat ihrer eigenen Linie folgen.
Das Telefon steht seit heute früh nicht mehr still. Ich bekomme sehr viel Zuspruch, was ich mir so nicht erwartet hätte. Ich bekomme viele SMS von Unbekannten, einer hat heute geschrieben „endlich setzt einer ein Zeichen.“ Ich wart jetzt mal ab, was die Partei zu mir sagen wird. Und was die Mitgliedsbeiträge betrifft, hab ich dem Grieser SVP-Ortsobmann schon vor ein paar Tagen gesagt: „Heini, des konnsch vogessn, i geh net zu die Leit um a Geld zu frogn.“

Und was die Mitgliedsbeiträge passiert hab ich dem Grieser SVP-Ortsobmann schon vor ein paar Tagen gesagt: „Heini, des konnsch vogessn, i geh net zu die Leit um a Geld zu frogn.“

Das wäre blanker Hohn, oder?
Wir von der Basis, wir Gemeinderäte, aber auch die ganzen Ortsobleute, wir tun einen Dienst für die Partei, arbeiten ehrenamtlich. Als Gemeinderat für eine Sitzung 35 Euro brutto. Ich hab ja auch einen Beruf nebenbei, muss meine Zeit einteilen. Wir unten treiben das Geld ein, damit das System läuft. Und dann sieht man auf der anderen Seite solche Beträge wie jetzt bei den Politpensionen. Nein, so nicht mehr. Das geht einfach nicht!

Die Ehrlichkeit in der Politik lässt doch nicht erst seit Bekanntwerden den Rentenliste zu wünschen übrig.
Natürlich nicht. Als Gemeinderat bekommt man schon so einiges mit. Wie selbstgefällig und arrogant Politiker oft vorgehen. Das passt wirklich auf keine Kuhhaut. Und mitreden kann ja jeder immer überall. Als Politiker braucht man keine Ausbildung, keinen Beruf, jeder kann Politiker werden. Und so reden auch alle bei Themen mit, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben. Leider ist die Politik nicht so professionell wie sie uns gerne glauben lassen würde. Aber das, was jetzt grade passiert, ist wirklich die Krönung.

Als Politiker braucht man keine Ausbildung, keinen Beruf, jeder kann Politiker werden. Und so reden auch alle bei Themen mit, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben. Leider ist die Politik nicht so professionell wie sie uns gerne glauben lassen würde.

Als kritische Geist sind sie ja bekannt – vielleicht auch gefürchtet?
(lacht) Ich muss sagen, ich bin jetzt 44 Jahre alt. Ich hab auch andere Hobbys als die Politik. Seit drei Jahren bin ich im Bozner Gemeinderat und ich mach das mit Passion. Aber unter diesen Bedingungen ist mir die Lust vergangen. Die Politiker sollten ihre Aufgabe als Berufung sehen und nicht als etwas wo sie den großen Kies machen können. Viele Bürgermeister regen sich ja auch auf, denen reicht es. Ich frage: Hat ein Landtagsabgeordneter mehr Verantwortung als ein Bürgermeister?

Die Politiker sollten ihre Aufgabe als Berufung sehen und nicht als etwas wo sie den großen Kies machen können.

Und jetzt?
Ich hoffe es gibt auch andere, die meinem Schritt folgen. Sich zur Wehr sitzen, nicht mehr mit machen. Ich denke wenn es die SVP-Ortsobleute und die Bürgermeister sich zusammen tun dann könnte man es schaffen etwas ins Rollen zu kommen. Ja, ich will die Ehrlichkeit zurück für Südtirol. Die Basis muss sich zusammentun.