Politik | SVP/SAD-Skandal

Tommys Zugfahrt

Thomas Widmann geht davon aus, noch den Rückgang einlegen zu können. Er entschuldigt sich öffentlich und erklärt, dass er als Landesrat immer noch zur Verfügung stehe.
Widmann, Thomas
Foto: Salto.bz
Zehn Jahre lang war Thomas Widmann, Landesrat für Mobilität. Durchaus erfolgreich. Jedenfalls kennt sich der SVP-Politiker im Nahverkehr aus. Es verwundert deshalb nicht, dass er ein Bild aus dem Schienenverkehr gebraucht, um seine Sicht der „verfahrenden Situation“ zu beschreiben.
Derzeit rasen zwei Züge aufeinander zu“, sagt er in einem Saal, der vollbesetzt mit Journalisten und Journalistinnen ist, „entweder die Züge halten oder sonst kommt es zu einem Totalschaden“. So die Analyse des Landesrats ohne Portefeuille zum aktuellen Bruch zwischen ihm und Landesrat Arno Kompatscher und der Krise in der SVP.
Widmann Ausführungen sind an diesem Tag staatsmännisch. „Ich möchte nicht pathetisch sein“, sagt er, „aber die Folgen diese Krise zeichnen sich für die Südtiroler Bevölkerung bereits ab“ Was dann aber folgt ist genau das: Der Ukraine-Krieg, die Sorgen der einfachen Leute, die Wirtschaftskrise. Dabei klingt er fast schon so wie Arno Kompatscher.
In Wirklichkeit aber ist es eine Veranstaltung in eigener Sache. Sechs Minuten lang redet Thomas Widmann an diesem Dienstagnachmittag im Hotel „Laurin“.  Drei Minuten auf Deutsch und drei Minuten auf Italienisch. Fragen sind auch diesmal keine erlaubt. Das scheint der neue Stil zu sein. Pressekonferenz a la Vladimir Putin.
Dass der Aktivist Markus Klammer mit Trillerpfeife bewaffnet dem SVP-Politiker die rote Karte zeigt, kriegt Widmann schon gar nicht mehr mit. Da ist er schon aus dem Saal gehuscht und weg.
 
 
Vorher hatte Thomas Widmann den Fehdehandschuh mit dem Büßerhemd getauscht. „Mir ist natürlich klar, dass die Erklärung eigentlich in die Partei gehören“, leitet er seine Ausführungen ein. Widmann wiederholte dann, dass er in keinster Weise in den Versuch verwickelt war, die Ausschreibung des Südtiroler Nahverkehrs zu beeinflussen. Auch habe er mit dem Landeshauptmann drei Jahre lang in der Landesregierung gut zusammengearbeitet. Zum Vertrauensverlust sei es nicht auf sachlicher Ebene gekommen, sondern ausschließlich, auf der persönlichen Ebene. „Und das kann ich bis zu einem gewissen Punkt auch verstehen“, sagt Thomas Widmann dann einen Satz, den man ihm kaum zugetraut hat.
Sie kennen mich als Kämpfer“, meint der vom Landeshauptmann geschasste Landesrat. Jetzt sei es aber der Zeit, dass alle Beteiligten einen Schritt zurück machen. Thomas Widmann wörtlich: „Dafür bin ich bereit meinen Beitrag zu leisten“.
Wie dieser aussieht?
Thomas Widmann entschuldigte sich öffentlich für seine Aussagen in den abgehörten Telefongesprächen. Wem die Entschuldigung gilt, das wurde aus den Ausführungen nicht ganz klar. Aber auch das hatte Arno Kompatscher bereits einen Tag zuvor im Landtag vorweggenommen, in dem sich der Landeshauptmann bei den Bürgerinnen und Bürgern für diesen Skandal entschuldigte.
Und dann legte Thomas Widmann, sein Angebot vor. „Die beste Lösung ist, dass die Landesregierung so zusammengesetzt weiterarbeite wie bisher“.
 
 
 
„Derzeit rasen zwei Züge aufeinander zu, entweder die Züge halten oder sonst kommt es zu einem Totalschaden“. 
Thomas Widmann
Im Klartext: Der Landeshauptmann soll den Kompetenz-Entzug zurücknehmen und Thomas Widmann weiterhin Landesrat für Gesundheit, Genossenschaften und Breitband blieben. So als wäre das Ganze nur ein Unfall gewesen. Und so als hätte die erweiterte SVP-Parteileitung vor vier Tagen nicht einstimmig beschlossen, dass der Widmann Rückzug umzusetzen sei.
„Ich stehe zur Verfügung“, so die selbstbewusste Ansage Widmanns.
Das Bild der Züge, das Thomas Widmann in seinen Ausführungen gebraucht, ist dabei gar nicht so falsch. Denn Züge fahren meisten zuerst in eine Richtung und dann in die Gegenrichtung. Genau das scheint inzwischen auch bei ihm der Fall.
Am Montagnachmittag greift Thomas Widmann im Landtag Arno Kompatscher frontal an, in dem er dem Landeshauptmann offen Mauscheleien mit seinem „Vertrauensanwalt und Bekannten Karl Zeller“ unterstellt und keine 24 Stunden später reicht er ihm publikumswirksam wieder die Hand.
Aber vielleicht ist diese Richtungsänderung auch nur die Umstellung vom Winter- auf den Sommerfahrplan. Und schon morgen fährt der SAD-Zug schon wieder in eine andere Richtung.