Politik | SVP

Munters Pin-up Girl

Als SVP-Wahlkampfmanager hat Hanspeter Munter bei den Landtagswahlen eine Geheim-Aktion eingefädelt. Das umstrittene Pin-Up-Poster der schwedischen Kandidatin Marie Måwe wurde von ihm erdacht und aus der Parteikasse bezahlt. Kostenpunkt: 23.000 Euro.

Es war am 20. Oktober 2013. An diesem Sonntag erlebt Südtirol eine Premiere der besonderen Art. Der Sonntagszeitung „Zett“ und auch der italienischen Tageszeitung „Alto Adige“  ist die Wahlwerbung einer SVP-Kandidatin beigelegt. Es ist eine neue, freche Art von Wahlwerbung. Ein ausklappbares Poster einer jungen hübschen Frau, voller professioneller Fotos und ganz kurzen zweisprachigen Texten.
Man fühlt sich unmittelbar in die Zeit der begehrten Bravo-Poster zurückversetzt und nicht im Wahlkampf für eine Südtiroler Landtagswahl. Dass diese frivole Art der Wahlwerbung ausgerechnet von einer SVP-Kandidatin kommt, führt in Südtirol tagelang zu kontroversen Diskussionen in- und außerhalb der Volkspartei.
Der gewagte Überraschungscoup eine Woche vor dem Wahlsonntag geht voll auf. Marie Måwe schaffte innerhalb weniger Wochen aus dem Nichts einen beachtlichen, politischen Aufstieg. Nur 242 Stimmen fehlen der jungen richtungslosen Schwedin am Ende zum Einzug in den Südtiroler Landtag. Damit lässt die Quereinsteigerin auf der SVP-Liste einige schwergewichtige Verbands- und Richtungskandidaten hinter sich.

Der Geheimplan

Die Wahlwerbe-Aktion von Marie Måwe kommt für viele innerhalb der SVP überraschend. „Ich habe nicht viel Geld für den Wahlkampf“, sagte die SVP-Kandidatin noch wenige Tage zuvor in einem Interview mit dem Verfasser dieses Artikels. Sie sagte damit die Wahrheit, denn die junge BLS-Managerin konnte sich diese aufwändige Wahlwerbung eigentlich gar nicht leisten. Das musste sie auch nicht.
Was bis heute in einem kleinen Kreis in der Brennerstraße wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird: Das Pin-Up-Poster der Kandidatin Nr. 21 auf der SVP-Landtagsliste wurde in Wirklichkeit nicht von Marie Måwe, sondern aus der Parteikasse bezahlt. 23.000 Euro hat die Aktion gekostet. Vor allem Druck und Versandsspesen.
Eingefädelt wurde die Aktion vom SVP-Wahlkampfleiter Hanspeter Munter. Es war der heutige Landeshauptmann Arno Kompatscher, der den langjährigen LVH-Direktor Anfang Juni 2013 überraschend zum Wahlkampfleiter der SVP berufen hat. Munter, durch mehrere unorthodoxe Wahlkampfaktionen beim LVH in eigener Sache bekannt, beschrieb damals seine Rolle als „technischer Abwickler".
Dass Munters Arbeit im Landtagswahlkampf 2013 aber weit darüber hinausging, zeigt die Aktion Måwe. Denn der SVP-Wahlkampfleiter zahlte diese Wahlwerbung nicht, weil er ein besonderes Auge auf die hübsche Kandidatin geworfen hatte, sondern es sollte ein wahlkampftaktischer Schritt sein.
Die SVP hatte in den Wochen vor der Wahl große Angst, noch weit deutlicher die absolute Mehrheit zu verlieren. Vor allem die Jungwähler und die italienischen SVP-Wähler, denen mit Luis Durnwalder ein Garant abhanden kam, bereiteten den Wahlkampfmanagern ernsthafte Sorgen. Genau in diesen Wählerschichten wollte man kurz vor der Landtagswahl mit dem Måwe-Poster noch Boden gut machen. Deshalb ließ Munter Måwes Pin-Up Poster auch ganz bewusst an alle italienischsprachigen männlichen Wähler unter 35 Jahren verschicken.

Wer wusste davon?

Marie Måwe wurde von Hanspeter Munter informiert, dass man mit ihr werbemäßig etwas plane. Sie solle nur einige professionelle Fotos an eine Agentur liefern. Die Kandidatin verlangte die Werbesendung vorab aber zu sehen. Munter musste einlenken. Ursprünglich sollte überhaupt kein Text auf die Werbung. Marie Måwe setzte wenigstens einige Schlagwörter durch.
Äußerst wichtig war, dass die Aktion geheim bleibt. Der Hintergrund: Die SVP hatte 35 Kandidaten und Kandidatinnen auf ihrer Landtagsliste. Dass eine Kandidatin mit Geldern aus der Partei gepusht wird, hätten die meisten anderen wohl kaum goutiert.
Die Frage aber ist, wer wusste von dem Dreh?  Offiziell leitete ein fünfköpfiges Komitee den SVP-Wahlkampf.  Diesem Komitee gehörten neben dem SVP-Obmann Richard Theiner und Spitzenkandidat Arno Kompatscher auch die drei Obmannstellvertreter Martha Stocker, Thomas Widmann und Daniel Alfreider an.
Dieses Komitee gab die großen inhaltlichen Leitlinien vor. Die Umsetzung war dann Munters Aufgabe. Laut Informationen von salto.bz hat sich Munter auf einen Auftrag der Parteispitze berufen. Demnach dürften Richard Theiner und Thomas Widmann eingeweiht gewesen sein.
Von Anfang an versuchte Hanspeter Munter Marie Måwe zu überzeugen, dass sie öffentlich erklären solle, die Wahlwerbung sei von anonymen Spendern finanziert worden. Doch darauf ging die junge BLS-Managerin nicht ein.
In der Erklärung über ihre Wahlkampfkosten hat sie die Kosten für den Poster – wie vom Gesetz vorgegeben – angeführt. Als „Leistung von Dritten“.

Dass man die eigene Kandidatin als politisches Pin-Up-Girl missbraucht hat, sollte niemand in der SVP je erfahren.

 

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Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Mo., 24.03.2014 - 21:02

Ist das nicht die bereits bekannte Methode?

http://sitileaks.blogspot.nl/2011/01/hanspeter-munter-nur-die-spitze-de…

und das alles über Jahr und Tag - ohne jegliche Konsequenzen.

Alle schwiegen - bis jetzt.

Kompatscher sieht jetzt sogar Gefahr. Die, die diese gesellschaftliche Komplizentschaft aufkündigen werden zu Jakobinern.
Zeller unterstellt lt. tz sogar: "Das Volk will Blut sehen!"
Pahl .... u.a. verlauten Ähnliches. Das schlimme Volk!
Zu dumm! Die Bevölkerung singt scheinbar nicht mehr: Der Tiroler ist lustig, der Tiroler ist froh ...
Also muss gleich wieder auf die alte, so bewährte Politstrategie der Machterhaltung zurückgegriffen werden. Gefahr im Verzug!
Die Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft gleich delegitimieren!

Wie gut, dass mindestens it. Medien von außen hierzulande manchmal ein wenig nachfragen. Lokale getrauen sich ja scheinbar nicht. Wohl der Werbeeinnahmen durch die mit dem elden Weiß ..., vom LVH und anderer Interessenverbände wegen?

So kann selbst ein munter Herr, der im Fokus stehen müsste, neben Zahlungen aus Politik und Verband in Millionenhöhe, auch noch Arbeitslosengeld beziehen.

Alle wiederholen und behaupten - alles legal.

Nur ich frage mich:

Seit wann hat jemand Anspruch auf Arbeitslosenstütze, insbesondere, wenn jemand mit e-mail-Kontaktadresse [email protected] auf der homepage des LVH als “mein Handwerker” genannt wird?

http://www.meinhandwerker.lvh.it/lvhPortal/Handwerker/Detail/_0048772

Seit wann haben Selbstständige u.ä. Anspruch auf Arbeitslosengeld?

Mo., 24.03.2014 - 21:02 Permalink