Wirtschaft | Tennis

Der Doppelfehler

Jannik Sinner verdient jetzt rund 20 Millionen Euro an Sponsorgeldern im Jahr. Vor fünf Jahren wollte er 50.000 Euro vom Land. Die zuständigen Ämter sagten aber Nein.
Jannik Sinner
Foto: tiebreaktennis.it
An die Sache will sich heute niemand mehr erinnern.
Vor knapp fünf Jahren sitzen im Palais Widmann Landeshauptmann Arno Kompatscher und der damalige SVP-Landtagsabgeordnete Christian Tschurtschenthaler dem Manager eines jungen, aufstrebenden Sportlers gegenüber. Der junge Mann steht zu diesem Zeitpunkt am Anfang einer möglichen Karriere als Tennisspieler.
Weil sich der junge Mann und seine Eltern nicht leichttun, die Ausbildung beim Tennispapst Riccardo Piatti in Bordighera finanziell zu stemmen, sucht man mögliche Unterstützung beim Land.
Der Sinner-Berater diskutiert mit dem Landeshauptmann konkret darüber, ob das Land nicht ein Sponsoring übernehmen könnte. Es ist keine Sonderbehandlung, sondern das, was anderen, schon damals berühmten Südtiroler Sportlern zuteil wird. Sie tragen das Markenzeichen „Südtirol“ am Helm oder an der Kleidung und bekommen dafür Geld vom Land.
Im Gespräch an diesem Tag geht es um keine riesengroßen Summen. Nach Information von Salto.bz ist die Rede von rund 50.000 Euro. Arno Kompatscher ist von dem Vorschlag durchaus angetan.
Dann aber folgt ein arger Dämpfer. Die zuständigen Landesämter prüfen den Fall und kommen zum Schluss, dass man den jungen Sportler nicht unterstützen könne. Er falle nicht unter die Bestimmungen der Sport- bzw. Sponsoring-Förderung.
Der junge Sportler war kein geringerer als Jannik Sinner.
Nach dem Nein aus der Landesverwaltung wendet sich der Landeshauptmann an die Landesenergiegesellschaft Alperia. Auch dort zeigt man verhaltenes Interesse. Doch als man die Sache konkret angehen will, ist es bereits zu spät.
 
 
Sinners Manager hatten einen ersten echten Sponsorenvertrag an Land gezogen. Der US-Sportartikelhersteller Nike war weit schneller und weitsichtiger als die Südtiroler Politik und Wirtschaft. Man schließt mit Sinner einen Vertrag ab, der nicht nur den Großteil der Ausbildungskosten abdeckt, sondern auch einen möglichen Aufstieg in der ATP-Rangliste genau regelt. Dieser Vertrag wird Jahre später vom Junior-Sponsor zu einem Vertrag in Millionenhöhe, als es Jannik Sinner schafft, unter die 50 Weltbesten zu kommen.
In welchen finanziellen Höhen sich der Sextner Profi inzwischen bewegt, zeigt jetzt die Gazzetta dello Sport auf. Die renommierte Mailänder Sportzeitung berichtet am Donnerstag, dass Jannik Sinner einen neuen Vertrag mit Nike abgeschlossen hat. Der Vertrag bindet den Sextner Tennisprofi für 10 Jahre an den US-Konzern und bringt ihm 150 Millionen Euro ein. Vertraglich festgelegt sind 15 Millionen Euro pro Jahr.
Mancher oder manche in der Landesverwaltung wird sich vielleicht - ob der vertanen Chance - nachträglich in den Hintern beißen.
Weil Sinner dazu aber auch noch weitere Sponsoren wie Lavazza, Rolex, Technogym, Parmigiano Reggiano, Alfa Romeo, Fastweb, Gucci, Intesa San Paolo und Panini hat, kommt er auf 20 Millionen Euro im Jahr, die er allein aus diesen Werbeverträgen einnimmt.
Dass weder das Land Südtirol noch die Alperia in diesen Größenordnungen mithalten können, ist klar. Dennoch wird sich vielleicht mancher oder manche in der Landesverwaltung - ob der vertanen Chance - nachträglich in den Hintern beißen.