Gesellschaft | Kommentar
Was hindert Sie am wählen?
Foto: (c) Privat
Nach einem zuhause durchgeführten positiven Schnelltest am Dienstagmorgen bin ich am späten Nachmittag nur nach draußen gegangen, um zur Hausärztin zu gehen. Während sie auf das Ergebnis des Antigen-Schnelltests wartet, bittet sie mich, meine Symptome aufzuzählen und ich komme etwa bis zur Hälfte der Bingo-Liste der größtenteils mild ausgeprägten Symptome, als sie mich unterbricht: „No, vedo già, sei positivissimo.“ Es klingt fast, als wolle sie mich für einen besonderen Verdienst loben, wir verzichten aber auf Umarmung und Siegerküsschen.
Bis alle aus der Diagnose resultierend Unterlagen in meinem Posteingang eingetroffen sind, ist es Abend; Dass am Sonntag ein Referendum stattfindet fällt mir allerdings erst Tags darauf, am Mittwoch, wieder ein. Nicht wissend, was in Umständen wie meinen mit dem Wahlrecht passiert und neugierig, rufe ich Vormittags beim Bürgertelefon an. Man weiß nicht Bescheid, was zu tun ist, ist aber freundlich und bemüht, es für mich herauszufinden. Man will sich am frühen Nachmittag bei mir melden.
Gut zweieinhalb Stunden nach der prognostizierten Zeit höre ich die Stimme am Telefon wieder, diesmal gestresster und kurz angebunden: Ich müsse mich ans Wahlamt meiner Gemeinde wenden, Telefonnummer gibt es auch auf Nachfrage keine. Ich habe aber doch das Gefühl, dass sich diese Person für mich bemüht hat.
Ich google also drauf los. Für „gemeinde bozen wahlamt“ gibt es in oberster Position scheinbar fünf Resultate, die für mich hilfreich sein könnten, danach vermischt sich die Suche auch mit anderen Gemeinden. Das erste auf www.gemeinde.bozen.it enthält nur einen Hinweis: „Zur neuen Webseite: www.gemeinde.bozen.it.“ Ich lache kurz auf und seufze etwas länger.
Ich beschließe Resultat zwei und drei zu Wahlausweis und Öffnungszeiten vorerst zu überspringen und klicke auf das vierte Resultat, ebenfalls von Seiten der Gemeinde „Wahlamt“, mit Beschreibung „Wahlamt.“. Es ist ein leicht unscharfes und bildschirmfüllendes - nicht unkenntlich gemachtes - Foto. Im unteren Bilddrittel eine Frau, die nicht aussieht, als wüsste sie fotografiert zu werden und die gegenüber der Gemeinde in der Vintlerstraße Richtung Archäologiemuseum geht. Sie hat den Mund zusammengekniffen, einen entschlossen Blick und die Handtasche unter den Arm geklemmt. Ich frage mich, wer sie ist und welches ihre Geschichte ist.
In der Verfolgung meines Wahlrechts entscheide ich mich mit der selben Entschlossenheit zu stählen, die sie ausstrahlt. Noch unwillig auf Seite zwei der Google Resultate vorzudringen versuche ich mein Glück beim zweiten Resultat und stoße auf zwei Telefonnummern. Bei einer hebt niemand ab, die andere existiert laut automatischer Ansage nicht mehr. Ich gehe zurück auf das erste Resultat, um den Kontakten am Ende der Seite eine Nummer zu entnehmen. Dort ist man zwar auch nicht direkt zuständig, zeigt sich aber bemüht und leitet meine Daten samt Kontakt weiter.
Eine Stunde später - es ist mittlerweile 17.30 Uhr - läutet mein Telefon und ich werde informiert, dass die eigentliche Frist von fünf bis zehn Tagen am vierten Tag vor der Wahl zwar verstrichen ist, aber man sich bemühen werde, mich auf die Liste zu bringen. Man hat mir ein Formular zugeschickt, welches ich ausfüllen und samt Foto meines Wahl-, sowie Personalausweises zurückschicken solle. Da platzte der Traum von Demokratie auf Distanz für mich.
Das Formular lässt sich digital ausfüllen, um es dann per PEC - es geht schließlich auch um sensible Daten - zu retournieren. Entweder mit analoger Unterschrift auf einem Ausdruck und anschließendem Scan, oder digitaler Unterschrift muss man es allerdings unterzeichnen. Da ich über keine digitale Unterschrift verfüge und das wenige, das ich brauche ansonsten immer in einer Papierhandlung meines Vertrauens drucken lasse, kann ich diesmal nicht wählen (gehen). Ich kann das Haus nicht verlassen ohne gegen die Quarantäneregeln zu verstoßen und fühlte mich zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch „positivissimo“. Vielleicht schaut die Frau auf dem Foto aus der Vintlerstraße auch nicht entschlossen, sondern resigniert.
Mir geht es hier nicht darum, Beamten irgendetwas in die Schuhe zu schieben, da ich das Gefühl hatte, man wollte mir bei der Ausübung meines Wahlrechts helfen. Die fünf bis zehn Tagesfrist scheint mir jedoch widersinnig da eine Corona-Infektion oft nach einen inkompatiblen Zeitplan verfährt. Auch sollte man sich bewusst machen, dass Demokratie immer möglichst niederschwellig ablaufen sollte, was - Drucker hin oder her, zumindest zu hinterfragen ist. Es geht mir auch um den vielbemühten, aber trotzdem immer wichtigen und richtigen Aufruf an alle die können und dürfen: Geht wählen. Beim nächsten Mal bin ich auch wieder dabei.
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Neugirgshalbe habe ich auf
Neugirgshalbe habe ich auf der Web Seite der Gemeinde Bozen diese Informationen gesucht und eigentlich gleich gefunden. Hier die PDF Datei zum Formular und die Infos : https://opencity.gemeinde.bozen.it/ocmultibinary/download/71849/985302/…
Es braucht kein Drucker, man kann alles über das Handy machen, also die Beilagen nur x Handy photografieren und x Email senden.
Klar der Termin, für das Einreichen ist vorbei, aber wie ich von ihren Post verstanden habe, würde ihr Ansuchen noch angenommen.
https://opencity.gemeinde.bozen.it/Buergerportal/Antrag-auf-Stimmabgabe…
Auch auf der zuständige Webseite des Landes steht was bezüglich, unter COVID19
https://landesvolksabstimmung.provinz.bz.it/info/de/index.html
Ich wünsche Ihnen gute Besserung, und melden sie sich eventuell für die nächtste Abstimmung vom 12 Juni.
Sehr geehrter Herr Frei,
Sehr geehrter Herr Frei,
Es tut mir für Sie leid, dass das was Ihnen heute wohl über die Leber gekrochen ist, Ihre Weitsicht so eingeengt hat.
Ich hoffe, Sie stimmen mit mir darin überein, dass, wenn keine(r) mehr wählen -oder in diesem Fall abstimmen- sollte, wir eine andere Gesellschaftsordnung hätten und ich bezweifle, dass jemand von uns das wirklich als erfreuliche Perspektive sähe.
Liebe Grüße an Sie und Ihrer einsamen Solistenleber eine gute Besserung!
Beste Genesungswünsche auch an Herrn Denzer und ich freue mich dann wieder auf seine Stimme im wichtigen Chor unserer Gemeinschaft.