Kultur | Klassik
Miteinander: harmonisch bis anstrengend
Foto: Santifaller-Photography
Das Projektorchester, welches 2019 aus der Taufe gehoben wurde und letztes Jahr im September seine ersten, wie heute betont wurde ausverkauften, Konzerte an den selben drei Standorten spielte, hält am Vorjahres-Modell fest. Das betonten bei der heutigen Eröffnung die Orchestermanagerin Isabel Goller und der Präsident des Orchesters Zeno Kerschbaumer. Das Orchester, welches aus einem Pool von 286 auf vier Kontinente verstreute Südtiroler Berufsmusiker:innen - größtenteils Freiberuflern - zugreift, hat auch eine im Konzept vorgesehene Rotation vorgenommen und bringt in die diesjährige Besetzung aus 65 Musikern 31 Neuzugänge ein. Die Mitglieder sind zwischen 17 (Julian Kainrath, Geige) und 65 Jahren (Hansjörg Profanter, Posaune) alt, zu 46% weiblich und zu 54% männlich und sind zu 64% der deutschen, zu 24% der italienischen, zu 7% der ladinischen Sprachgruppe, sowie zu 5% der vor Ort als „neue“ Sprachgruppe bezeichneten zugehörig. Mit neuer Sprachgruppe sind anderen Sprachgruppen zugehörige Musiker, welche Südtirol als ihre „Heimat“ gewählt haben gemeint. Da ist dieser Begriff, der etwas aufgeladen, der in der Vorstellung der Tätigkeit des letzten Jahres und jener dieses mehrfach fällt.
Die Tätigkeit des Vorjahres war, genau wie die 2022, als ein Projektorchester auf vier Probe- und drei Konzerttage beschränkt, für welche alle Musiker:innen eine einheitliche Gage erhalten. In einem kurzen Video beschreiben die Musiker das Orchester in einem Wort, oder mehreren, wenn sie der Aufgabenstellung nicht folgen: Da gibt es ein Wortmeldungen auf Ladinisch, ein „Insieme“, ein „saugeil“, aber auch ein „anstrengend“, vom jüngsten der Musiker. Schön, dass man diese Spannung aushält. Waren im Vorjahr zwei Komponisten auf dem Konzertplan - der in Mals geborene Johann Rufinatscha (Ouvertüre „Innerer Kampf“) und Antonín Dvořák (9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“), so legte man sich in diesem Jahr auf einen einzelnen fest.
Der aus Heidelberg zugeschaltete junge, enthusiastische künstlerische Leiter und Dirigent des Orchesters Michael Pichler verriet den Namen: Tschaikowski. Der Romantik des 19. Jahrhunderts hält man damit die Treue und entscheidet sich für die Message: Liebe, welche die Stücke des russischen Komponisten nach Südtirol bringen sollen. Am 7. Oktober in Toblach, am 8. in Bozen und am 9. in Meran wird das Orchester erst Tschaikowskis „Fantasie-Ouvertüre“ Romeo und Julia und anschließend seine auch als Schicksals-Sinfonie bezeichnete 5. Sinfonie aufführen. Die Konzerte dieses Jahres möchte man auch als einen Beitrag zu den Feierlichkeiten der „50 Jahre Autonomie“ verstehen. Der Kartenverkauf startet am 26. August.
Am Ende der Konferenz noch einander größtenteils deckende Grußworte von Philipp Achammer, Giulio Vettorato und Daniel Alfreider.
Am Ende der Konferenz noch einander größtenteils deckende Grußworte von Philipp Achammer, Giulio Vettorato und Daniel Alfreider.
Herr Kerschbaumer, wie finanziert sich das Projekt? Es kostet viel Orchestermusikern aus verschiedenen Erdteilen Reise und Gage zu zahlen.
Zeno Kerschbaumer: Die letztjährige Konzertreihe war sehr erfolgreich, wir waren für das Publikum ausverkauft. Dieses Jahr sind wir wieder in Südtirol und da gilt es zu wissen, wir sind ein Projektorchester. Die Musiker haben ihre Engagements als freischaffende Musiker oder als Festangestellte in den Orchestern, weshalb wir einen Zeitraum von einer Woche im Jahres-Rhythmus finden müssen, wo wir sagen, wir wollen zusammen spielen. Deshalb wird es sicherlich auch in Zukunft beim Projektorchester und diesem einwöchentlichen Zusammentreffen bleiben, in Südtirol oder wo auch immer. Die Finanzierung ist sehr breit gefächert. Sie können sich vorstellen, dass ein Orchester von 65 Elementen, zwischen Gage für eine Woche, Aufenthaltskosten, sowie Reisekosten für hin und Rückreise einen gewissen Aufwand mit sich bringt. Aber das Projekt hat im Lande sehr gut eingeschlagen. Unsere Kosten sind im wesentlichen zu 50% von vielen Unternehmern die unsere Werbepartner sind, zu 25% sind wir - ich rede vom letzten Jahr - abgedeckt über die zahlenden Konzertbesucher und zu circa 19% haben wir öffentliche Beiträge von der Provinz Bozen erhalten. Zwei weitere Elemente haben uns die Kosten abdecken lassen: Die Initiative „Klingende Kilometer“ - bei der wir für einen Euro pro Kilometer die Menschen in Südtirol aufgefordert haben, sich an den Reisespesen der Musiker zu beteiligen. Auch sind wir an die Heimatgemeinden der Musiker herangetreten und haben sie gebeten die Verpflegungskosten der jeweiligen Musiker zu übernehmen, das haben einige auch gemacht. Damit konnten wir im letzten Jahr die Kosten abdecken. Sie müssen wissen, dass drei Viertel unseres Aufwands in Form von Gage und Spesenrückvergütung an die Musiker gehen.
Das Geld das bei der Aktion „Klingende Kilometer“ gesammelt wurde, wurde zum Teil auch verwendet um die durch die Reisen entstandene CO2-Bilanz auszugleichen. Wieviel von dem gesammelten Geld geht in die Reisekasse, wieviel in die Klimakasse?
Wir reden von ein paar tausend Euro. Wir lassen den CO2-Aufwand, der durch einen Mix von Verkehrsmitteln entsteht, vom eco-INSTITUT ausrechnen, wodurch eine recht kleine Summe von einigen hundert Euro entstand, die wir für ein Ausgleichsprojekt eingesetzt haben.
Wie wird über die Rotation des Orchesters entschieden?
Wir haben ein Komitee, das von unserem künstlerischen Leiter Michael Pichler angeführt wird. Es geht bei der Entscheidung um zwei Kriterien: Auf jeden Fall das der Qualität in der Zusammensetzung. Tschaikowski ist ein sehr anspruchsvolles Programm. Das zweite ist das Rotationsprinzip, das wir möglichst, zu fast 50% den Austausch mit neuen Musikern vollziehen. Immer unter der Voraussetzung als Korpus, als Orchester-Korpus weiterhin zu funktionieren, da wir ja nur vier Probetage haben.
Wie gestalten sich die Proben? Es gilt ja auch, als Orchester ein Profil zu finden. Das stelle ich mir mit einer jährlichen Rotation schwierig vor…
Im vorigen Jahr war die Rotation mit den 55 Musikern, die zum ersten mal zusammengespielt haben zu 100%. Ich war bei den Proben in Toblach dabei und da ist innerhalb von Stunden ein rotes Band entstanden, zwischen Musikern die sich gar nicht kannten. Die aber eine Sache verbindet und das ist ihre Heimat und dieses Projekt. Das hat sie getragen in dieser Zeit und das ist in den Konzertsälen übergeschwappt auf das Publikum. Das unterscheidet uns so stark von jedem anderen Orchester: Weil dieses rote Band des Zusammengehörens einfach so einzigartig ist.
Was bedeutet für Sie der doch auch in problematischer Weise verwendete Begriff Heimat?
Heimat ist derjenige Begriff, wo man geboren ist, beziehungsweise bei uns auch ganz wichtig: Wo sich die Leute entschlossen haben als ihre Heimat anzusehen. Wir sprechen von der neuen Sprachgruppe und haben Elemente der neuen Sprachgruppe auch hier. Das sind Leute, die nicht in Südtirol geboren sind, hier aber mittlerweile ihren Wohnsitz haben und es als ihren Ort des Wohlbefindens empfinden, wenn wir nicht das Wort Heimat verwenden wollen.
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Ob angesichts der Klimakrise,
Ob angesichts der Klimakrise, ein derartiges Spektakel mit dem Einfliegen von Musikern aus der ganzen Welt und mit den "drei Kulturlandesräten (... Wahlen 2023?)" noch zu verantworten ist, bei dem die Konzertbesucher nur ein Viertel der Alles eher als sinnvollen Ausgaben selber zahlen.
Herrlich,alle drei
Herrlich,alle drei Kulturlandesräte anwesend,welch ein Wunder! Der Wahlkampf 2023 hat begonnen! Würde sehr anzweifeln,ob sie die hervorragende Darbietung im Sinne der Musik kapiert??? und genossen haben????
Antwort auf Herrlich,alle drei von Günther Alois …
Und das zeigt auch, dass der
Und das zeigt auch, dass der Kompatscher längst entschieden hat, wieder zu kandieren, denn täglich gibt es mehrere Bilder, wo er sich mit jemanden ablichten lässt; z. B. mit den transplantierten Sportlern. Inzwischen ist er wie einst Durnwalder bei jedem Anlass, wo "ein blauer Rauch aufgeht", dabei.