Politik | Gastkommentar

Für wen redet Dorfmann?

Der SVP-EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann tut im Morgentelefon von RAI-Südtirol so, als sei der Rücktritt von Mario Draghi ein kleiner Betriebsunfall, mehr nicht.
Herbert Dorfmann
Foto: Ute Schweigkofler
Herbert Dorfmann wurde am Freitag von Rai Südtirol zum Thema Regierungskrise/Neuwahlen in Italien befragt und hat Bemerkenswertes von sich gegeben.
Unverblümt hat er die Argumentation der italienischen Rechtsparteien vertreten: da werde ein Problem hochgespielt das es eigentlich gar nicht gebe. Schuld sei sowieso Conte, einige Parteien hätten dann halt gemeint es sei besser jetzt schon zu wählen statt in ein paar Monaten, alles vollkommen legitim und üblich in der Politik.
„Ich habe den Eindruck, dass bei den Reaktionen übertrieben wird“, erklärt Dorfmann wörtlich. Dorfmann warnt vor der Verbreitung von Krisenstimmung nach dem Rücktritt von Mario Draghi. „Das italienische Parlament hätte sowieso bald neu gewählt werden müssen. In Brüssel sehe man die Krise deshalb nüchtern“, so der SVP-EU-Parlamentarier.
Mögliche Einflüsse Russlands auf das Geschehen?
„Für Putin ein Fest, für Europa ein Schock“, titelt etwa die Süddeutsche Zeitung heute. Für Dorfmann nur ein „künstliches Schreckgespenst.“
Ja, ja, besser eben jetzt schon zu wählen... Die Frage besser für wen und auf Kosten von was stellt sich für Dorfmann nicht.
Jedes Schulkind weiß vermutlich im Großen und Ganzen darüber Bescheid, nur einer nicht, der Vertreter Südtirols in Brüssel.
Es braucht hier nicht näher auf die dramatischen Konsequenzen und Risiken, national und international, des Rücktritts von Draghi eingegangen zu werden. Jedes Schulkind weiß vermutlich im Großen und Ganzen darüber Bescheid, nur einer nicht, der Vertreter Südtirols in Brüssel.
Es stellt sich vielmehr die Frage, spricht er für die SVP? Wenn nein, was sagt sie dazu? Wie deutlich distanziert sie sich?
Jedenfalls verstehen wir jetzt umso besser wieso Dorfmann damals für die Kandidatur Berlusconis zum Staatspräsidenten (!!) Verständnis gezeigt hatte.