Wirtschaft | Sparkasse
Badwill aus Cividale
Foto: sparkasse
„Das erste Halbjahr 2022 stellt für unsere Sparkasse in mehrerlei Hinsicht einen bedeutenden Moment dar. Die wichtigsten Kennzahlen konnten verbessert werden und besonders beim Halbjahresergebnis wurde eine neue Rekordhöhe erreicht“, erklärt Sparkassen-Präsident Gerhard Brandstätter.
Schaut man sich die am Freitag präsentierte Halbjahresbilanz der Südtiroler Sparkasse an, so steht am Ende ein Ergebnis, das es in einer Südtiroler Bank so noch nie gegeben hat. 154,8 Millionen Euro kann die Südtiroler Traditionsbank im ersten Halbjahr 2022 als Reingewinn auf Gruppenebene verbuchen.
Schaut man sich die am Freitag präsentierte Halbjahresbilanz der Südtiroler Sparkasse an, so steht am Ende ein Ergebnis, das es in einer Südtiroler Bank so noch nie gegeben hat. 154,8 Millionen Euro kann die Südtiroler Traditionsbank im ersten Halbjahr 2022 als Reingewinn auf Gruppenebene verbuchen.
Vergleicht man diese Kennzahl mit der Halbjahresbilanz vom Vorjahr mit einem Reingewinn auf Gruppenebene von 41,8 Millionen Euro, so grenzt das heurige Halbjahresergebnis fast an ein Wunder.
Das Geheimnis des besonderen Gewinns liegt dabei an einer Kennzahl. Diese nennt sich „negativer Geschäftswert“ oder - mit dem im Managerjargon üblichen Anglizismus - „Badwill.“
Es geht hier um die Übernahme der „Banca di Cividale S.p.A“ (Civibank) im heurigen Frühjahr durch die Sparkasse. Vereinfacht ausgedrückt hat die Sparkasse die Mehrheit an der Regionalbank deutlich unter dem eigentlichen Buchwert des Unternehmens übernommen. Damit kann man bilanztechnisch und buchhalterisch die Differenz als Reingewinn festschreiben. Somit fließen allein unter dem Kapitel „Badwill“ 108,8 Millionen Euro in die Halbjahresbilanz der Sparkassen-Gruppe.
Aber auch ohne diesen außerordentlichen Gewinn kann sich die Halbjahresbilanz sehen lassen. So hat die Sparkasse allein auf Bankenebene im ersten Halbjahr einen Reingewinn von 43,7 Millionen Euro eingefahren. Damit konnte man den Rekordgewinn vom Vorjahr noch einmal leicht steigern.
Die Summe der Ausleihungen an Kunden stieg leicht von 6,65 Milliarden Euro auf 6,70 Milliarden Euro (+0,7%) an. Die direkten Kundeneinlagen sind ebenfalls gewachsen, von 7,77 Milliarden Euro auf 7,91 Milliarden Euro, ein Plus von 1,7%.
Gleichzeitig sind die Kreditrisiken zurückgegangen: Die Kennzahl NPL Ratio brutto beträgt 3,7% und die NPL Ratio netto 1,3%. „Damit gehört die Sparkasse, auch unter Berücksichtigung des hohen Deckungsgrades von 66,6% zu jenen Banken in Italien, die am geringsten den Kreditrisiken ausgesetzt sind“, heißt es in der Aussendung der Sparkasse.
Auch die Kennzahlen der Sparkasse-Gruppe sind durchwegs positiv.
Der Bestand an Bruttoausleihungen an Kunden der neuen Gruppe, einschließlich CiviBank, beträgt 10,1 Milliarden Euro. Die direkten Kundeneinlagen belaufen sich auf 12,0 Milliarden Euro. Das Vermittlungsgeschäft wird mit 2,8 Milliarden Euro beziffert. Die Bilanzsumme der gesamten Gruppe beläuft sich auf 17,3 Milliarden Euro.
In der ersten Jahreshälfte wurden mittel- und langfristige Finanzierungen in Höhe von
insgesamt 1.016 Millionen Euro vergeben, davon 696 Millionen Euro an Unternehmen
und 320 Millionen Euro an private Haushalte. Die neue Gruppe hat mehr als 300.000 Kunden und das gesamte Vertriebsnetz umfasst 170 Filialen.
„Der Verwaltungsrat verfolgt seit Jahren das Ziel, die Bank zu stärken, die Ergebnisse zu verbessern und eine nachhaltige Zukunft zu sichern – zum Nutzen von Aktionären, Kunden, Mitarbeitern und ganz allgemein der Gemeinschaften im Einzugsgebiet der Sparkasse“, zeigt sich Vizepräsident Carlo Costa erfreut. Und weiter: „Diese Halbjahresergebnisse bestätigen einmal mehr unsere Fähigkeit, diese Ziele zu erreichen."
Der positive Geschäftsgang der Sparkasse hat inzwischen auch Auswirkungen auf die Kurs der Sparkassenaktie. Zum ersten Mal seit Jahren steigt der Wert leicht an. Wurde die Sparkassenaktie auf der Hi-MTF-Plattform im Sommer 2020 noch um 8,50 Euro gehandelt, ist der Wert Ende Juli 2022 auf 9,55 Euro angestiegen.
Bei der letzten Kapitalerhöhung 2015 waren die Sparkassen-Aktien um 12,5 bzw. 10 Euro ausgegeben worden.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Nach dem Rekordreingewinn von
Nach dem Rekordreingewinn von 2021, scheint also auch das Geschäftsjahr 2022 erfolgreich zu werden. Wenn die Führung einer Bank mit solchen Ergebnissen aufwarten kann, dann melden sich natürlich alle Verantwortlichen gerne zu Wort. Wenn's daneben geht, hört man wesentlich weniger, höchstens eine verwirrende Pressemitteilung. Aber wollen wir das Positive gelten lassen, sofern sich die Übernahme der Civibank wirklich als die Stärkung erweist, als welche sie hingestellt wird. Was ich persönlich noch nie verstanden habe, ist die Tatsache, dass der Marktwert der Aktie bewusst so niedrig gehalten wird. Laut Vermögen müsste der Aktienwert bei 13,5 Euro liegen, also ein Marktwert um die 15 Euro im Hinblick auf die erfolgreiche Bilanz 2022. Die Aktie wird zur Zeit um 9,55 Euro gehandelt und zwar in erheblichen Mengen. Warum führt die Bewertung laut Bilanz und die erhebliche Bewegung nicht zu einer Kurssteigerung? Ein Hinweis dazu würde für die Aktionäre mehr sagen, als die Ankündigung von Rekorden am laufenden Band. Die Aktionäre, die Kleinaktionäre im Besonderen, haben nämlich den größten Rekord der Sparkasse noch nicht vergessen, nämlich den Crash, der die Aktie von 36 auf ganze 8 Euro katapultiert hat. Dies sollte das Gouvernement und die Direktion nie aus dem Auge verlieren.
Und ganz nebenbei: Dass ein Christoph Franceschini, Autor des Buches Bancomat, solche Berichte auf salto.bz schreiben darf, deutet wohl auch auf einen bemerkenswerten "Umkehrschub" hin. Wohl bekomm's in jeder Hinsicht.
Antwort auf Nach dem Rekordreingewinn von von Sebastian Felderer
Muss auch ein bißchen staunen
Muss auch ein bißchen staunen????Hat die Sparkasse und "salto" umgedenkt Herr Franceschini? Von "Bancomat" und den Veröffentlichungen hat man nie mehr etwas gehört? SELTSAM? Sie wissen was ich meine?
Antwort auf Muss auch ein bißchen staunen von Günther Alois …
Es ist in der Geschichte
Es ist in der Geschichte schon öfters vorgekommen, dass Betriebe die sich Bilanz-technisch reich gerechnet haben, später bittere Verlustabschreibungen hinnehmen mussten.
Antwort auf Es ist in der Geschichte von Josef Fulterer
Auf die "späteren
Auf die "späteren Verlustabschreibungen" können wir im Falle der Sparkasse gerne verzichten, Herr Fulterer. Die rechnet sich nämlich nicht reich, sondern hat noch für einige Jahrzehnte Aufholbedarf, um die Verlustabschreibungen der nahen Vergangenheit auszugleichen. Die Geschichte der Bank als Aktiengesellschaft hat immer eine Vergangenheit, Gegenwart und eine Zukunft. Die Gegenwart der Sparkasse scheint dem Ruf einer heimischen Bank zu entsprechen. Was sie in der Vergangenheit war, wissen wir. Was die Zukunft bringt, wollen wir mal lediglich mit einer Hoffnung verbinden.