Gesellschaft | Lohn & Rente

Altersarmut nimmt zu

Die Kluft zwischen den Generationen wird größer und die Gefahr von Altersarmut steigt. Dies belegt eine Studie des AFI/Arbeitsförderungsinstituts.
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Foto: Pixabay
Das AFI/Arbeitsförderungsinstitut hat in seinem aktuellen Forschungsbericht das Phänomen der Altersarmut untersucht. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen Einkommensniveau und Lebensalter der Steuerzahlenden analysiert und die Entwicklung der Einkommensunterschiede im Lebensverlauf näher betrachtet. Die Untersuchungsergebnisse basieren dabei auf den Steuererklärungen, welche die Südtiroler im Jahr 2021 für das Steuerjahr 2020 eingereicht haben. Wie das Institut anmerkt, beziehen sich die Daten der Kurzstudie auf einen Zeitraum, in dem das Bruttoinlandsprodukt stark eingebrochen war – laut einer ASTAT-Erhebung aus dem Jahr 2021 real um -9,0 Prozent. Allgemein war 2020 stark von der Covid-19-Pandemie und den diesbezüglich ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen geprägt.
 
 
 
„In einem Kontext stagnierender Löhne, wo vielen das Geld fehlt, sich noch über eine zusätzliche Altersvorsorge abzusichern und wo das beitragsbezogene Rentensystem nach und nach das einkommensbezogene ablösen wird, wird das Phänomen der Altersarmut voraussichtlich zunehmen. Um dieser Entwicklung vorzugreifen, sind schon jetzt Korrekturmaßnahmen einzuleiten, die darauf abzielen denjenigen, die ein Leben lang gearbeitet haben, auch einen angemessenen Lebensstandard zu garantieren“, erklärt AFI-Präsident Andreas Dorigoni zur vorliegenden Studie.
 

Studie

 
2021 wurden in Südtirol exakt 419.131 Einkommenserklärungen abgegeben. Die erklärte Brutto-Einkommenssumme beläuft sich auf insgesamt 10,4 Milliarden Euro, was einem Durchschnittswert von 24.766 Euro brutto im Jahr pro Steuerzahler entspricht. Aus den Auswertungen erschließt sich, dass das höchste Durchschnittseinkommen in den letzten Berufsjahren, und zwar in der Altersklasse von 60 bis 64 Jahren erzielt wird. Im Schnitt liegt das Einkommen in dieser Altersgruppe bei 32.311 Euro. Ab dem Renteneintritt verringert sich das Pro-Kopf-Einkommen der Südtiroler Steuerzahlenden allerdings deutlich.
 

Frauen definitiv benachteiligt

 
Bei der Einkommensprogression sind Frauen im Vergleich zu den Männern im gesamten Lebensverlauf benachteiligt. Die Schere öffnet sich bereits ab dem Alter von 30 und klafft immer weiter auseinander, bis sie in der Altersklasse von 65 bis 69 ihren Höhepunkt erreicht: Dort verdienen die Männer im Schnitt im Jahr 15.600 Euro brutto mehr als Frauen.
 
Bei der Einkommensprogression sind Frauen im Vergleich zu Männern im gesamten Lebensverlauf benachteiligt.
 

Arbeitnehmer und Selbstständige

 
Bei den Arbeitnehmern steigen die Durchschnittseinkommen im Laufe des Lebens mäßig, aber stetig. Ab dem Alter von 55 nimmt die Gesamtzahl der Steuerzahler drastisch ab, das Durchschnittseinkommen steigt aber weiter. Wie das AFI erklärt, bleiben offensichtlich einige Beschäftigte noch aus Arbeitseifer, aus persönlichen Gründen oder einfach nur finanziell bedingt im Erwerbsleben tätig.
Im Vergleich zu den Arbeitnehmern zeichnen sich die Selbstständigen durch eine stärkere Einkommensprogression in den jüngeren Altersklassen aus. Ab der Altersgruppe von 45 bis 49 folgt eine gewisse „Plateaubildung“. Die Ungleichverteilung der Einkommen ist bei den Selbstständigen über den gesamten Lebenszyklus höher als bei den Arbeitnehmern und tendenziell in den Jahren vor dem Renteneintritt am höchsten.
 
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Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer Sa., 10.09.2022 - 10:40

Menschen die in existenzieller Armut leben müssen, darf es im reichen Südtirol nicht geben ! Es ist Aufgabe der Gemeinden und des Landes, dafür zu sorgen, dass für jeden hier lebenden Menschen ausreichende Maßnahmen gegen eine solche Verarmung unbürokratisch, rasch und effizient getroffen werden. Und es ist Aufgabe von uns allen, darauf zu achten, dass in unserem Umfeld solche Fälle begeleitet werden.

Sa., 10.09.2022 - 10:40 Permalink
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Sepp.Bacher Sa., 10.09.2022 - 14:15

Antwort auf von Karl Trojer

Zu erwähnen ist, dass es in Südtirol keine Politiker gibt, die sich der Situation und Probleme der Rentner und Pensionistinnen zum Hauptanliegen machen: Weder der populäre Landeshauptmann (der gibt z. B. der Caritasdirektorin ganz unzufriedene Antworten) noch die Arbeitnehmer in der SVP. Genausowenig kümmern sich Opposition um die finanzielle Situation der Rentnerinnen und Pensionisten. Es ist schlimm wenn die Politik ein ganzes Füntel der Südtiroler Gesellschaft ignoriert. Erst wenn du arm bist und/oder ein Pflegefall kommst du in den Genuss bestimmter sozialer Leistungen.

Sa., 10.09.2022 - 14:15 Permalink