Umwelt | Nachhaltigkeit

„Wir haben auch andere Probleme“

Ökonom Reiner Eichenberger sorgte mit seinen Thesen für verwunderte Gesichter beim Publikum der 14. Ausgabe des Global Forum Südtirol.

auditorium_14_gfs_2022.jpg
Foto: Global Forum Südtirol
„Unser Problem ist nicht der Klimawandel, sondern die Klimapolitik.“, das war das Fazit des Vortrages des Schweizer Ökonoms Reiner Eichenberger, am gestrigen Tag in der Eurac Research Bozen. Nachhaltigkeit sei per Definition die anhaltende Entwicklung der Lebensqualität. Diese würde die Politik auf einzelne ökologische Probleme reduzieren, müsse aber immer im Rahmen der Trilogie Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft betrachtet werden.
Klima sei wichtig, vieles andere aber wichtiger. So würde ein zu starker Fokus auf dem Klimawandel liegen, während andere Umweltprobleme nicht so viel Beachtung fänden. Die Schäden des Klimawandels lägen seinen Berechnungen nach im Jahr 2100 zwischen 2,6 bis 6 Prozent des durchschnittlichen Bruttoinlandprodukts. Da die Wirtschaft bis dahin aber trotzdem stark wachsen würde, hätte das keine großen Auswirkungen. Ohne Klimawandel würde sie einfach etwas mehr wachsen. Auch Klimaschäden würden eher überschätzt werden. Menschen hätten mittlerweile gelernt damit umzugehen und sich rechtzeitig abzusichern. 
Die heutige Politik, so Eichberger, sei weder zielstrebig noch nachhaltig. Manche Länder würden vom Klimawandel profitieren, manche verlieren und viele von ihnen würden Politik machen, indem sie sich an den Klimawandel anpassen.
Was also tun? Der Schweizer Ökonom dazu: „Wir brauchen Kostenwahrheit. Die Verursacher sollten für die Schäden bezahlen. Wir müssen eine Klimasteuer einführen, dafür die anderen Steuern senken. Es braucht dann keine Subventionen und Regulierungen können abgebaut werden. Es braucht mehr Anreize zur optimalen Umweltnutzung, technologische Entwicklung und eine realistische Einschätzung der Kosten." 
 
 
Der Vortrag fand im Rahmen der 14. Ausgabe des Global Forum Südtirol statt. Neben Eichenberger lieferten Michael Braungart, Leen Gorissen, Ruth Oberrauch und Herbert Niederfriniger Input zum Thema „Nachhaltigkeit? Nature Positive Economy“.
Das Thema Nachhaltigkeit, das vor Kurzem bei den Sustainability Days breit diskutiert wurde, wurde hier nochmal aus einer anderen Perspektive beleuchtet.
„Es wird immer öfter suggeriert, dass Verzicht und Reduktion der beste Weg sei. Es geht aber nicht mit Verboten. Wir sollten uns endlich positive und ehrliche Ziele setzen und von der Natur lernen, davon bin ich überzeugt.", unterstrich Christian Girardi, Gründer und Organisator des Global Forum Südtirol. „Wir sollten den Spieß umdrehen und uns nicht fragen: wie kann ich weniger schädlich sein, sondern wie kann ich nützlich sein"