Wirtschaft | Wirtschaftsbarometer

Die Lage ist „leicht besorgniserregend“

Schlechte Stimmung und negative Erwartungen in der Wirtschaft. Erst 2014 könnte es langsam aufwärts gehen, prognostiziert das Wirtschaftsbarometer der Handelskammer.

Die Krise hat sich festgesetzt. Gemeinsam mit der stagnierenden europäischen Wirtschaft wird auch für Südtirol ein Nullwachstum, wenn nicht gar ein leichter Rückgang von bis 0,5 Prozent der Wirtschaftskraft erwartet. Während es in Deutschland und Großbritannien, aber auch in Österreich mit plus 0,7 oder 0,8 Prozent wieder langsam aufwärts geht, verharrt Italien in einer starken Rezession von minus 2,4 Prozent. Das ist die Hauptaussage des Wirtschaftsbarometers der Handelskammer.
Das größte Problem für die hiesigen Betriebe sind also wieder einmal die negativen Rahmenbedingungen in Italien. Neben der Wirtschaftskraft ist auch die Nachfrage in Italien sinkend und die Wettbewerbsfähigkeit bleibt ebenfalls mangelhaft. Eine Zunahme sei allenfalls beim Steuerdruck und bei der politischen Unsicherheit zu bemerken, meinte Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann bei der Vorstellung der Zahlen. Widmann sprach daher von einer Lage, die „leicht besorgniserregend“ sei und verweist dabei auch auf den Zahlungsverzug des Staates von mindestens sechs Monaten beim Begleichen von Rechnungen. Die Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore schreibt von 130 Milliarden Euro mit denen der Staat bei den Unternehmen in der Kreide stehe. Daran werde sich auch trotz der 40 Milliarden, die die Regierung Monti zum Begleichen der Schulden locker gemacht hat, wenig ändern. Besorgniserregend sei auch das andauernde politische Vakuum in Rom, Widmann spricht deshalb von „organisiertem Unvermögen“, gegen das der Ausbau der Südtirolautonomie, das einzige Heilmittel sei. Nur über eine Steuerhoheit könne man gewährleisten, dass bislang noch relativ gesunde Regionen nicht einen Abwärtsstrudel hineingeraten.

Negatives Konsumklima
Das Konsumklima in Italien und auch in Südtirol ist seit Mitte vergangenen Jahres stark rückläufig. Während man sich hierzulande dem stagnierenden europäischen Durchschnitt angenähert hat, sind die Werte im restlichen Italien geradezu unterirdisch. „Aus Italien brauchen wir uns keine Nachfrage erhoffen“, konstatiert denn auch der Wirtschaftslandesrat, spricht von einer Krise in den Köpfen und verweist auf die dringend notwendige Steigerung der Exportquote und verweist auf den eigens eingerichteten Exportfonds der EOS, der im Sommer 2013 aktiv sein soll. Denn als Lichtblick für die heimische Wirtschaft wird einzig wieder leicht steigende die ausländische Nachfrage gesehen.
Zwar bewerten immer noch 71 Prozent der Unternehmen ihre Ertragslage im Jahr 2012 als positiv, das jedoch ist der schlechteste Wert der vergangenen zehn Jahre. Sorgen machen Südtirols Betrieben auch Liquiditätsprobleme: 44 Prozent melden eine schlechtere Zahlungsmoral und gut ein Drittel klagen über einen erschwerten Zugang zu Krediten. Besonders schlecht ist die Stimmung erwartungsgemäß in der Baubranche und im Transportgewerbe, aber auch im KFZ-Bereich. Während die Baubranche vor allem unter der sinkenden Nachfrage leidet, ist es im Warentransport vor allem der Konkurrenzdruck, der es den Unternehmen unmöglich macht, die gestiegenen Kosten an den Kunden weiterzugeben.

Negative Erwartungen
Etwas rosiger ist die Lage lediglich in der Landwirtschaft und im Tourismus. Immerhin 87 Prozent der Genossenschaften konnten den Produzenten zufriedenstellende Preise auszahlen, bei den Gastbetrieben sprechen immerhin 79 Prozent von zufriedenstellenden Erträgen, die Nächtigungen sind 2012 um 1,8 Prozent gestiegen.
Auch für 2013 rechnen die Unternehmen nicht mit einer grundlegenden Besserung. Nur zwei Drittel der Betriebe glauben, dass sie das laufende Geschäftsjahr mit positiven Erträgen abschließen können. Wenig ermutigend sind dazu auch die Aussagen von Lello Naso von der Wirtschaftszeitung „Il sole 14 ore“, er sieht Italiens Wirtschaft im Krieg und berichtet, dass derzeit in Italien tagtäglich 37 Unternehmen dicht machen müssen. Innovationslandesrat Roberto Bizzo sieht hier auch die Politik in der Plicht und spricht davon, dass man Innovation, Forschung und Entwicklung fördern müsse, auch um dem Trend der steigenden Arbeitslosigkeit im Land entgegenzuwirken - und das alles bei knapper werdenden Geldern. „Dobbiamo spendere meno e spendere meglio dello stato“, um der Krise zu entkommen betont Bizzo.

Nach all den Hiobsbotschaften fügte der Chef des Wifo, Georg Lun, am Ende noch einen positiven Schlussatz hinzu: „Nach jedem Abschwung kommt ein Aufschwung und jede Krise ist auch eine Chance zur Neuausrichtung.“ Wenn auch nicht kurzfristig, aber mittel- bis langfristig werde es sicher wieder aufwärts gehen, so die Überzeugung der Wirtschaftsforscher.

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Peter Rabanser Di., 09.04.2013 - 14:29

: „Nach jedem Abschwung kommt ein Aufschwung und jede Krise ist auch eine Chance zur Neuausrichtung.“ Wenn auch nicht kurzfristig, aber mittel- bis langfristig werde es sicher wieder aufwärts gehen, so die Überzeugung der Wirtschaftsforscher. Es tut einem fast schon in den Ohren weh,-ja fast Gebetsmühlenartig plaudern unsere sogenannten "Experten" diese Frasen schon seit Jahren vor sich hin.
Wer glaubt das schon noch,nicht einmal mehr Lieschen Müller kann man damit beeindrucken. Ein Sprichwort sagt."Glaube keiner Statistik"außer du hast sie selbst gefälscht.
Leider habe ich öfters den Eindruck,dass die Mehrheit der Leute sich weiterhin von solchen "Expertenprognosen"in die Irre führen lässt.
Bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt. Unsere "Experten"täten eigentlich gut daran ein Kontrolliertes Chrash-Szenario aus zu arbeiten,und nicht weiterhin der Bevölkerung ins Gesicht zu lügen. Oder werden sie etwa dafür bezahlt???

Di., 09.04.2013 - 14:29 Permalink