Umwelt | Olympia 2026

Kostspieliges 100-Millionen-Projekt

Umstritten und kaum zu rechtfertigen ist die geplante neue Bobbahn in Cortina, sagt der Heimatpflegeverband Südtirol. 100 Millionen Euro soll sie kosten.
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Foto: Heimatpflegeverband Südtirol
In seiner aktuellen Aussendung übt der Heimatpflegeverband Südtirol harsche Kritik an den Baumaßnahmen, die für die Olympischen Spiele Mailand-Cortina 2026 umgesetzt werden sollen. „Besonders umstritten – und zwar weit über die Dolomitenregion hinaus – ist die neue Bobbahn in Cortina“, schreibt der Verband. Die Kosten für dieses Projekt, die auf rund 100 Millionen Euro veranschlagt werden, seien kaum zu rechtfertigen, da die Bahn nur für wenige Wettbewerbe genutzt würde. Gegen dieses Projekt wurden über die Plattform „Change“ bereits 4.586 Unterschriften gesammelt. In Cortina haben während des vergangenen Sommers 1.185 Personen die Petition unterzeichnet, die anschließend an den IOC-Präsidenten Thomas Bach weitergeleitet wurde.
 
Besonders umstritten – und zwar weit über die Dolomitenregion hinaus – ist die neue Bobbahn in Cortina.
 
Im Rahmen eines kürzlich abgehaltenen Treffens in Cortina d‘Ampezzo haben sich verschiedene Umweltverbände aus dem Belluno, Trentino-Südtirol und Tirol über die Baumaßnahmen für Olympia 2026 ausgetauscht und insbesondere die exponentiell steigenden Kosten für die vorgesehenen Sportstätten diskutiert. Weiters wurde vereinbart, die Bürger und Bürgerinnen über die Tragweite dieses Vorhabens aufzuklären und sich für eine für die Landschaft, den Klimaschutz und nicht zuletzt für die Taschen der Steuerzahler nachhaltigere Lösung einzusetzen.
 

 

Entspricht nicht den Richtlinien

 
Wie der Heimatpflegeverband betont, sollten die Olympischen Spiele 2026 laut Bewerbungs-Dossier „grüne“ Spiele ohne negative Umweltauswirkungen werden. Kritisiert wird, dass die zu errichtenden Sportanlagen sowie die geplanten Straßen- und Mobilitätsprojekte nicht oder nur teilweise den im Bewerbungsdossier enthaltenen Richtlinien entsprechen. „Doch nicht nur dieses Ziel wird verfehlt, auch die viel proklamierten Grundsätze der Nachhaltigkeit werden nicht erfüllt. So wurde die gesetzlich vorgeschriebene Strategische Umweltprüfung (SUP) nicht durchgeführt und es gab keinen partizipativen Prozess für eine gemeinsame Entscheidungsfindung. Sämtliche geplanten Maßnahmen wurden in Auftrag gegeben, ohne dass die Betroffenen, Verbände, Bürgerinnen und Bürger in Kenntnis gesetzt wurden oder sich einbringen konnten“, so der Verband, der gemeinsam mit den weiteren Umweltvereinen einen Appell an die politischen Entscheidungsträger richtet, sich für die Nutzung der Bobbahn Innsbruck-Igls einzusetzen und vom aktuellen Projekt in Cortina Abstand zu nehmen. Dieses sieht den Abriss der historischen Monti-Bahn und die Errichtung einer neuen Anlage vor. Weiters fordern die Verbände, sich gegen die unangemessene Verwendung des „Fondo Brancher“ auszusprechen, mit welchem jährlich 80 Millionen Euro für die Entwicklung der Grenzgemeinden im Veneto und in der Lombardei bereit gestellt werden.