Wirtschaft | Weihnachten
Brunecker Duft
Foto: Bruneck Events
„Ich kann mich nur mehr wundern, aber anscheinend finden das alle hier dufte“, sagt ein Brunecker Kaufmann nur halb im Scherz. Denn die Geschichte stößt bei vielen bitter auf. Ein weiterer Pusterer Unternehmern zu Salto.bz: „Die Standbetreiber sind zornig, aber die meisten trauen sich nicht offen diese Sache zu kritisieren“.
Es geht dabei um den Christkindlmarkt Bruneck, der am vergangenen Freitag offiziell eröffnet wurde. Genauer gesagt geht es um eine besondere Duftnote, die sich am Brunecker Weihnachtsmarkt 2022 alles andere als freiwillig flächendeckend verbreitet. Es ist eine Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes - wie es in Süddeutschland heißt - ein „Gschmäkle“ hat.
Pusterer Christkindl
Der Christkindlmarkt in Bruneck gehört zu einem der bestbesuchtestens Südtiroler Weihnachtsmärkte. Organisiert wird der Christkindlmarkt von „Bruneck Events“, einer Abteilung des Tourismusvereins „Bruneck Kronplatz Tourismus“, die im August 2018 ins Leben gerufen wurde. Hauptaufgabe von Bruneck Events ist die Organisation und Koordination aller tourismusrelevanten Veranstaltungen in Bruneck. Dazu gehört vor allem der Weihnachtsmarkt.
Unter der Regie von Bruneck Events wurde 2019 eine besondere Neuheit beim Christkindlmarkt in Bruneck eingeführt. Am verlängerten Graben wurden ein eigener „Duftstadel“ eingerichtet. „Dort werden den Besuchern über verschiedene Duftstationen ein schier einzigartiges Erlebnis geboten und die besten Düfte präsentiert werden. Latsche, Lärche, Zirbe, verschiedene Kräuter und traditionelle Weihnachtsdüfte soll es geben. Das Konzept wurde gemeinsam mit Franz Niederkofler (Bergila) und Arnold Thum (Cron4) entwickelt und umgesetzt“, beschrieb damals die „Pustertaler Zeitung“ (PZ) die Neuheit.
Auch auf der heurigen Ausgabe des Brunecker Weihnachtsmarktes ist der Duftstadel wieder vertreten. Auf der offiziellen Homepage heißt es dazu: „Der Duftstadel ist etwas ganz Besonderes. In einer herrlich weihnachtlichen Kulisse können Sie sich dort von Düften der Südtiroler Kräuter und Pflanzen berieseln lassen.“
Das Unternehmen
Betrieben wird der Duftstadel von einem Unternehmen aus dem Pfalzner Weiher Issing, der „Bergila GmbH“. Die Geschichte der Bergila ist eine unternehmerische Erfolgsgeschichte. Franz Niederkofler stellt bereits in dritter Generation ätherische Öle und Kräuterprodukte her. Bergila verwendet Rohmaterial aus dem Wildwuchs, der in hochalpinen Lagen unter Aufsicht der Forstbehörde zur Landschaftspflege und Erhaltung der bestehenden Weiden herausgeschnitten wird. Alle verwendeten Kräuter stammen aus eigenem biologisch-kontrolliertem Anbau. Zur Produktpalette von Bergila gehören ätherische Öle, Kräutersalben, Kräuterschnäpse, Kräuterprodukte, Ölauszüge, Tinkturen, Kräutertees und Naturkosmetik.
Der von Franz Niederkofler und seiner Frau geführt Familienbetrieb hat inzwischen 21 Angestellte, machte 2021 einen Umsatz von über 3,6 Millionen Euro und einen Bilanzgewinn von 552.232 Euro.
Der letzte Absatz
Wie für jeden Südtiroler Weihnachtsmarkt gibt es auch in Bruneck ein strenges Auflagenheft für die Standbetreiber. Für den Brunecker Christkindelmarkt sind es 11 Seiten auf denen detailliert alle Pflichten und Rechte der Markt- als auch Gastronomiestände-Betreiber dargelegt werden. Am 9. November erhalten alle Beteiligten aus dem Büro von „Bruneck Events“ dieses „Standbetreiber Handbuch“. Im Begleitschreiben dazu heißt es:
„Liebe Standbetreiber,
im Anhang sende ich euch verschiedene Informationen zum heurigen Christkindlmarkt Bruneck.
Wichtige Punkte: Schlüsselübergabe am Donnerstag, 17. November und der letzte Absatz zum neuen Weihnachtsduft.“
Es dürfte kein Zufall sein, dass die Organisatoren auf diesen letzten Absatz hinweisen. Denn dort heißt es unter Punkt 18.
„In diesem Jahr hat der Bruneck Kronplatz Tourismus, in Zusammenarbeit mit der Firma Bergila, einen eigenen Weihnachtsduft kreiert, den Brunecker Weihnachtsduft. Alle Standbetreiber sind verpflichtet diesen am eigenen Stand zu verkaufen.
Mindestabnahme sind 24 Duftfläschchen bei den Gastroständen und 48 Duftfläschchen bei den Handelsständen. Diese werden an die Standbetreiber à 5,62 € + MwSt. pro Duftfläschchen in Rechnung gestellt. Der Verkaufspreis an die Kunden liegt einheitlich und verpflichtend bei 14,50 €.“
Diese Vorgabe hat bei den meisten Standbetreibern alles andere als Wohlgefallen ausgelöst. „Wie kommen wir dazu?“, sagen einige zu Salto.bz. Die Tatsache, dass man sich verpflichten muss den Weihnachtsduft zu kaufen und weiterzuverkaufen, dürfte wohl kaum in die Befugnisgewalt eines Tourismusvereins fallen.
Anscheinend ist „Bruneck Events“ inzwischen aber auch in einer anderen Sparte tätig: Der öffentlichen Wirtschaftsförderung für Privatunternehmen.
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Das duftet nach Schröpfung
Das duftet nach Schröpfung der Cristkindl-Markt-Besucher, für einen noch "besseren Bilanzgewinn (15,3 %)" der BERGILA.
Mit den 5,62+Mwst hat Bergila
Mit den 5,62+Mwst hat Bergila sicher auch schon etwas verdient...
Bei einem Verkaufspreis von 14,50 komme ich als Kunde mir nicht nur ziemlich sondern ganz ordentlich verarscht vor.
Das wird dann wohl auch bei den anderen Produkten genauso sein... dass sie um mehr als das dreifach des Produktionspreises verkauft werden?
Ich würde schon prinzipiell
Ich würde schon prinzipiell kein Duftfläschchen kaufen,das ist ja "Erpressung" gehts noch???Und dann noch zu diesem unverschämten Preis!!!???
"Die Standbetreiber am
"Die Standbetreiber am Brunecker Weihnachtsmarkt sind verpflichtet bei einem Issinger Unternehmen einen eigens kreierten Weihnachtsduft zu erwerben und weiterzuverkaufen."
Wer mag für so einen Unfug verantwortlich sein ?