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Meraner Kreuzung

Die Unternehmen und Personen, die am Geschäft mit den Wobi-Wohnungen rund um Antonio Dalle Nogare beteiligt sind. Und ein ähnlicher Deal mit dem Wobi in Meran, bei dem es um 13 Millionen Euro geht. Eine Recherche.

Völlig legal und unter Einhaltung aller Bestimmungen errichtet, stehen sie da wie Vorboten. Vorboten der besonderen Art. Wenn man in Bozen die Drususstraße stadtauswärts fährt, dann stehen rechts neben der Straße kurz vor der Meraner Kreuzung drei Appartementhäuser. Und nach der Meraner Kreuzung noch drei ähnliche Bauten.
1998 wurde dem Wohnbauinstitut (Wobi) von der Landesregierung die Aufgabe übertragen, landesweit 480 Plätze in Arbeiterwohnheimen zu schaffen. Die sechs Häuser rund um die Meraner Kreuzung sind Teil dieses Programmes. Erstere drei Häuser dienen als Wohnungen für das Krankenhauspersonal, diese wurden von der Firma Dalle Nogare gebaut. Die drei Häuser nach der Kreuzung sind Wohnungen für Einwanderer und wurden von einer Gesellschaft errichtet, hinter der Peter Paul Pohl und Siegfried Unterberger stehen.
Damals mitten in die grüne Wiese gesetzt, waren die sechs Häuser städtebaulich ein Wahnsinn. Doch politisch gewollt und abgesegnet. Sozusagen bipartisan: ein italienisches Unternehmen,  das Gewinn macht, und eine einflussreiche, deutsche Seilschaft, die ebenso im Geschäft mit der öffentlichen Hand ist.
Die Geschäftsverbindung beider Unternehmen mit dem Wobi ist seitdem erhalten geblieben. Wobei man inzwischen auch gemeinsam das große Geschäft macht.

Im Hintergrund

Wenn der Wobi-Verwaltungsrat wie geplant in der kommenden Woche den Auftrag für den Bau von 100 Wohnungen in der Reschenstraße vergibt, dann wird der Name Dalle Nogare erst gar nicht fallen.
Offizieller Antragssteller für den 25-Millionen-Deal ist eine Aurer Baufirma. Die „Volcan Gmbh“ mit einem Gesellschaftskapital von 249.600 Euro wurde am 24. September 1985 gegründet. Sie geht aus einem Familienunternehmen hervor. Bereits im April 1946 gründet Carlo Volcan die Baufirma als Einzelunternehmen mit Sitz in San Lugano in Truden. Im Laufe der Jahre verlegt das Unternehmen seinen Sitz von Truden nach Auer und in der Unternehmensleitung wird die Gründergeneration auch von den Kindern abgelöst. Heute gehört das Unternehmen den beiden Söhnen des Firmengründers Guido Volcan (53 %) und Francesco Volcan (47 %). Rechnungsprüfer und Aufsichtsrat ist der Auerer Wirtschaftsberater und „Stein an Stein“-Finanzier Rudolf Stocker.
Die „Volcan Gmbh“ ist ein renommiertes durchaus gutgehendes Bauunternehmen mit über 60 Mitarbeitern, das in den letzten Jahren auch immer wieder dort zum Einsatz kommt, wo die Firma Dalle Nogare oder Unternehmen aus dem Kosmos von Siegfried Unterberger und Peter Paul Pohl bauen.
Genauso ist es auch in der Bozner Reschenstraße beim umstrittenen 25-Millionen-Deal mit dem Wobi. Die „Volcan Gmbh“ ist erst seit März 2014 der offizielle Projektträger und Antragssteller. Denn hinter dem Geschäft stehen ganz andere Akteure.
Bereits 2009 schließt der Unternehmer Antonio Dalle Nogare mit den Grundbesitzern Alfred Defranceschi und Thomas Mair einen Vorvertrag über den Erwerb eines 13.642 Quadratmeter großen Grundstücks in der Bozner Reschenstraße. Als im Oktober 2011 das Wohnbauinstitut einen Wettbewerb für 120 Wohnungen ausschreibt, bieten die beiden Grundbesitzer am 17. Oktober 2011 ihren Grund für den Bau an.
Sechs Wochen zuvor wird am 7. September 2011 in Bozen die „Mapp GmbH“ gegründet. Unternehmen mit einem Gesellschaftskapital von 50.000 Euro gehört zu 60 Prozent der „Dalle Nogare Bauunternehmen Gmbh“, der in Mailand ansässigen Muttergesellschaft des Bozner Unternehmens, und zu 40 Prozent der „Veba Invest GmbH“. Im Verwaltungsrat sitzen Antonio und Angelo Dalle Nogare, sowie Martin Zisch und Peter Paul Pohl.
Die „Veba Invest GmbH“ wird am 12. Februar 2003 von Meraner Ingenieur Siegfried Unterberger gegründet. Unterberger ist zwei Jahre lang Alleinverwalter des Unternehmens, danach übernimmt sein Mitarbeiter und Schwiegersohn, Martin Zischg, bis heute diese Rolle. Die Veba Invest hat ein Gesellschaftskapital von 90.000 Euro und gehört zu 35 Prozent der „GSU Gmbh“ (GSU steht für Gruppe Siegfried Unterberger), den Unterberger-Kindern Johanna (6%), Paul und Verena (je 3%), dem Latscher Immobilienmakler Peter Paul Pohl (5%), dessen Ehefrau Eva Maria Tumler (20%), dessen Bruder Ingenieur Siegfried Pohl (12,5%) und seiner Ehefrau Herta Breitenberger (12,5%) sowie Maria Barbara Götsch (3%).
Das 90-Millionen-Euro-Geschäft mit den „Sparim“-Immobilien brachte Peter Paul Pohl und Siegfried Unterberger (damals Sparim-Präsident) kurzeitig in den Fokus der Bozner Staatsanwaltschaft. Das Verfahren wurde aber noch in der Vorermittlungsphase archiviert. Es gibt über ein Dutzend Projekte, Unternehmen und Geschäfte, in denen Unterberger und Pohl gemeinsam engagiert sind. Darunter immer wieder große Aufträge und Deals mit dem Land oder mit öffentlichen Körperschaften. So ist die „Veba Invest GmbH“ auch beim Deal um das Schülerheim für die Fürstenburg in Mals finanziell engagiert.
Im Spätherbst 2011, als der Wettbewerb um die Zone in der Reschenstraße in die Entscheidungsphase geht, wird unter anderem auch Siegfried Unterberger in der Direktion der Abteilung Raumordnung vorstellig, um sich genauer über den Stand der Dinge zu informieren. Ebenso dürfte es kein Zufall sein, dass den Rekurs vor dem Staatsrat gegen die Ablehnung der Zone, der formell von den Grundbesitzern Mair/Defranceschi eingereicht wurde, die Kanzlei des ehemaligen Unterberger-Schwiegersohnes Karl Zeller betreut hat.

Meraner Ausschreibung

Dass sich Unterberger beim 2011 Land kundig macht, mag auch daran liegen, dass zur selben Zeit ein zweites größeres Projekt mit dem Wobi Gestalt annimmt.
Am 15. Dezember 2011 stellt die Landesraumordnungskommission ein negatives Gutachten für die Zone in der Reschenstraße aus. Damit ist das geplante Geschäft der „Mapp GmbH“, an der der Meraner Ingenieur beteiligt ist, vorerst gestorben.
Zwei Wochen später am 30. Dezember 2011 ermächtigt die Landesregierung aber per Beschluss das Wohnbauinstitut zur Ausschreibung eines Wettbewerbs zum Kauf von 50 schlüsselfertigen Wohnungen. Es ist nach dem Gesetz derselbe Wettbewerb, wie jener in Bozen. Jemand muss den Grund anbieten, Land und Gemeinde die Eignung attestieren, und dann muss das Unternehmen die Wohnungen auch bauen. Es geht dabei um eine Auftragssumme von knapp 14 Millionen Euro.
Aber auch in der Abwicklung gibt es auffallende Parallelen zum Grundstück in der Reschenstraße. Ende Februar 2012 schreibt das Wobi den Wettbewerb aus. Am 12. April 2012 bietet die Firma „Imotex des Eccel Günter & Co K.G.“ dem Land ein ehemaliges Gewerbegrundstück in der Meraner Romstraße an. Am 24. Mai 2012 gibt die Landesraumordnungskommission ein positives Gutachten für das Grundstück und das Projekt.
Zur Vertragsunterzeichnung mit dem Wobi kommt aber dann auch hier ein anderes Unternehmen. Es ist wiederum die „Volcan GmbH“, die einen Vorvertrag mit der Imotex vorweist. Projektant ist laut Eigendarstellung des Aurer Bauunternehmens auch hier die Gruppe Unterberger, sprich des Ingenieur Siegfried Unterberger.
Der Bau, der politisch im Meraner Gemeinderat durchaus umstritten war, steht jetzt vor seiner Fertigstellung.

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Oskar Egger Mi., 30.04.2014 - 13:42

Diese detaillierte Recherche kann auch auf die meraner Ausfahrt MeBO -Süd ausgedehnt werden, genau auf den Grund, auf dem heute der OBI steht...

Mi., 30.04.2014 - 13:42 Permalink
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Alberto Stenico Mi., 30.04.2014 - 15:10

Contro i favoritismi e l'economia "di relazione" c'é solo una medicina e si chiama libertà. Libertà dalla ingerenza della politica e dei partiti nella gestione degli affari (oltre 200 società pubbliche in provincia di Bolzano). Libertà di avere tutte le informazioni. Libertà di contendere e sostituirsi ai concorrenti grazie alla qualità della propria proposta.

Mi., 30.04.2014 - 15:10 Permalink