Oskar Peterlini: "Wir haben moralischen und materiellen Schaden erlitten"
Oskar Peterlini ist über 60, hat Familie, steht mit beiden Beinen im Berufleben - Universitätsprofessor ist er gerne. Und er ist gerne glaubwürdig und ehrlich.
Am letzten Freitag, 2. Mai, muss ihm wohl der Kragen geplatzt sein. Hansjörg Koflers Androhung, Mahnwachen abhalten zu wollen, auch vor der Uni, Peterlinis Arbeitssitz, veranlasste den ehemaligen SVP-Politiker abzurechnen. Auf Facebook schreibt er:
Ich versteh besonders, wie die Vorauszahlungen die Leute erzürnt haben. Die Altmandatare wehren sich aber aus zwei Gründen:
Erstens waren sie nicht am Gesetz beteiligt und wurden ungerechtfertigter Weise angegriffen und durch den Schmutz gezogen. Teilweise sind sie im hohen Alter oder Witwen und können sich gar nicht wehren. Ich bin 64 und kann es glücklicherweise noch.
Zweitens waren die Auszahlungen für die Rentenbezieher keine Vorauszahlungen, sondern eine Abfindung für eine starke Reduzierung der Rente (um 2/3), mit einem weiteren Abschlag von 40 Prozent bei der Berechnung der Abfindung (minus 10% Solidaritätsbeitrag und Streichung von 2/3 der Hinterbliebenenrente).
Kofler hat die angedrohten Mahnwachen mittlerweile wieder abgesagt, doch Peterlinis Unmut ist da - still sein will er nicht mehr und er fordert: "Wenn schon eine Diskussion, dann bitte mit jenen PolitikerInnen, die sich das Gesetz ausgedacht haben." Verständnis für den Volkszorn, ja das kann der Landtagsabgeordnete aufbringen:
"aber vor meiner Uni mich vor meinen Studenten unglaubwürdig zu machen geht zu weit. Ich habe kein Vergehen begangen, während die angekündigte Aktion ein Vergehen dargestellt hat, auch schon die Ankündigung. Auch demokratische Demonstrationen müssen sich an Gesetze halten. Ich werde nun meinerseits auspacken."
Dann rechnet Peterlini ab: mit der derzeitigen politischen Führung im Land. Mit den scheinbar Unwissenden, diejenigen, die nicht gelesen haben und doch beschlossen. Mit denjenigen, die die Altmandatare mithineinziehen, ohne zu differenzieren:
Wo sind sie geblieben alle 70 Abgeordneten die das jüngste Gesetz beschlossen haben? Drei Enthaltungen, zwei drei Abwesende - und die anderen? Außer Rosa Thaler – die man allein im Regen stehen gelassen hat? Die einen haben nicht gewusst, die anderen nicht gelesen, wieder andere die Beilagen nicht beachtet, wieder andre das Geld zurückgegeben als hätten sie es gestohlen, wieder andere zurückgetreten. Ja warum haben sie es dann beschlossen??? Sollen wir Alte, die nicht dabei waren, plötzlich dafür verantwortlich sein? Und die neue Führung: Nicht einmal die Mühe gemacht die Präsidentin Thaler zu hören und zu verstehen, aus welchen Gründen und mit welchen Vorteilen für die Allgemeinheit das gemacht wurde. Mit den Wölfen mitheulen ist freilich leichter.
So wird aus einem Altmandatar ein Wutbürger, der auf seine Rechte besteht. Respekt einfordert, Menschlichkeit und das Eingestehen von Fehlern. Von denjenigen, die die Fehler, wenn es welche gibt, gemacht haben.
Peterlinis Wutausbruch
Dass sich der ehemalige Onorevole Oskar Peterlini über die Androhung von Mahnwachen vor der Universität in Bozen, wo er doziert, aufregt, ist verständlich und sein Groll bis zu einem gewissen Maße auch gerechtfertigt. Doch sollte Peterlini wissen - er weiß es nur zu genau - , dass nicht allein der Rentenskandal das Fass zum Überlaufen gebracht hat, sondern die Privilegien, welcher sich Italiens und damit auch die Politiker des Heiligen Landes über Jahrzehnte hinweg anstands- und rücksichtslos bedient haben. Währen diese Politiker nie Politiker geworden, müssten die meisten von ihnen heute ein ganz hundsgemeines Leben führen und stünden wahrscheinlich auf der Seite der Protestanten und Wutbürger.
Ich verstehe Oskar Peterlini.
Ich verstehe Oskar Peterlini. Der Zorn ist wirklich nur gezielt auf einige Auserwählte herabgekommen. Es ist wie bei den Kindern: einige sind immer die Braven.
Endlich erhalte ich auch von ihm, den immer sehr geschätzt habe, eine Antwort auf meine schon lange gestellte Frage: es ist also doch eine Abfertigung (Abfindung...denn es fehlt das vertragseigene Risiko)!
Um den Unmut der Bürger in der Ursache aber richtig zu verstehen, rate ich die Sendung "Hart aber fair" vom 05.05. noch einmal anzusehen. Eine offensichtlich glückliche Unternehmerin zieht ihre Vorstellung von Demokratie durch. Die anderen Gesprächsteilnehmer, offensichtlich unglücklicher, neidischer und festgefahren, behaupten teilweise, ihre Vorstellung sei nicht gesellschaftsfähig, beharren auf der irrigen Annahme die unwürdigen Einkommensunterschiede (in den letzten 15 Jahren vervielfacht) seien es hingegen. Ich persönlich bin nicht zornig nur abgrundtief enttäuscht darüber, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt hat. Und daran waren auch die Altmandatare beiteiligt.
Antwort auf Ich verstehe Oskar Peterlini. von Oskar Egger
Hier der Link zur Sendung
"Im Land von Gier und Neid - welcher Lohn ist noch gerecht", hier hören Sie den Podcast. http://gffstream-1.vo.llnwd.net/c1/m/1166043649/hartaberfair/wdr_hart_a…. Danke für den tollen Hinweis!
Ich finde diesen Schritt von
Ich finde diesen Schritt von Oskar Peterlini, auf die Menschen zuzugehen und mit ihnen zu sprechen und sich mit ihnen auszutauschen richtig und nachahmenswert und jedefalls besser als sie mit Klagen und Androhungen … einzuschüchtern und generalisierend zu behaupten, dass sie "auch vor Straftaten nicht zurückgeschreckt wären".
Traurig, wenn das jetzt sogar eine Nachricht in den Medien wert sein soll!
(Vielleicht) hat er Recht, sich an bestimmte Umgangsformen zu stoßen. Aber wer will ernsthaft mit diesen eher verstörenden Rundumschlägen, ein über Jahrzehnte gewachsenses Vertauen all dieser Menschen, die ihn schließlich immer wieder gewählt haben und ihn dafür bezahlen, sich auch noch das eigene politische Lebenswerk (selbst) zerstören (lassen)?
Ich neide bestimmt niemanden irgend etwas. Zu den „Rattenfängern …“, wie Pertlini andernorts bestimmte Personen meint bezeichnen zu dürfen, zähle ich mich aber auch nicht – so wie die allermeisten der einfachen Bürger-innen im Lande glaube ich.
Denke ich aber an all die vielen Menschen, die mindestens so viel geleistet haben und bekommen dann knapp 300 Euro, ist es wirklich nicht so ein großer Schnitt – denn es kommen ja noch all die (ungekürzten) enormen Bezüge als Parlamentarier in Rom usw. dazu – oder?
http://www.tageszeitung.it/2014/05/04/der-grosse-schnitt/
Hat Peterlini noch ein Gespür fürs richtige Maß
Ich glaube, der Alt-Regionalratspräsident, der Alt-Senator und Uni-Dozent differenziert auch nicht. Nach meinem Verständnis müsste er zwischen dem Gesetz und den Durchführungsbestimmungen unterscheiden.
Außerdem geht es nicht nur um Juridisches sondern auch um moralisches Recht.
Ich glaube, da muss sich der Oskar, der Anrecht auf zwei Renten hat und zudem noch an der Uni verdient, am wenigsten aufregen.
Antwort auf Hat Peterlini noch ein Gespür fürs richtige Maß von Sepp.Bacher
Das finde ich auch.
Das finde ich auch.
Es geht doch vielmehr neben einer Vertrauenskrise in die Politik(er) auch um ein Gerechtigkeitsproblem!
Peterlinis Wutausbruch
Dass sich der ehemalige Onorevole Oskar Peterlini über die Androhung von Mahnwachen vor der Universität in Bozen, wo er doziert, aufregt, ist verständlich und sein Groll bis zu einem gewissen Maße auch gerechtfertigt. Doch sollte Peterlini wissen - und er weiß es nur zu genau - dass nicht allein der Rentenskandal das Fass zum Überlaufen gebracht hat, sondern mitsammen die Privilegien, derer sich Italiens und damit auch die Politiker des Heiligen Landes Tirol über Jahrzehnte hinweg anstands-, rücksichts- und maßlos bedient haben. Wären diese Politiker nie Politiker geworden, sondern ihrem erlernten Job treu geblieben, müssten die meisten von ihnen heute ein ganz hundsgemeines Leben führen und stünden jetzt sehr wahrscheinlich laut meuternd auf der Seite der Protestanten und Wutbürger. Das was den Abgeordneten, welcher nazionalen, regionalen oder provinziellen Kammer auch immer, summa summarum monatlich bezahlt wurde, ist absolut nicht zu rechtfertigen. Und eine konkrete Verantwortung einfacher Abgeordneter, wie sie immer wieder zur Rechtfertigung der schamlosen Bezüge herangezogen wird, ist nicht gegeben. Demgegenüber ist eine solche bei Regierungsmitgliedern sehr wohl vorhanden. Dafür bekommen diese aber auch einen zusätzlichen Patzen Geld.
Die Stimmigkeit der Theorie: Spitzengehälter für Spitzenleute, die wurde von den Politikern selbst absolut glaubhaft widerlegt.