Sport | Analyse

Fußball - ein Mannschaftssport?

Der FC Südtirol gewinnt auch gegen Reggina. In einem ausgeglichenen Spiel setzen beide Mannschaften auf die individuelle Qualität ihrer Einzelspieler.
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Foto: Ufficio Stampa FCS- FotoSport Bordoni

Zu Gast im Bozner Drusus Stadion war dieses Wochenende der Tabellenzweite aus Reggina, dessen größter Star, Filippo Inzaghi, auf der Trainerbank Platz nimmt. Aber auch auf dem Feld war alles auf die Starspieler ausgelegt.

Der FC Südtirol startete in der üblichen 4-4-2/4-4-1-1-Grundordnung, Kapitän Fabian Tait gab überraschend den rechten Flügel, das Sturmduo bildeten wieder Mazzocchi und Odogwu. DIe Gäste aus Reggina formierten sich im 4-3-3. Beide Teams verfolgten mit ihrer Ausrichtung sehr ähnliche Ansätze: Defensiv wurden jeweils die gegnerischen Innenverteidiger frei gelassen, erst ab der Mittellinie wurde mehr investiert, um den Gegner zu stören. Hauptaugenmerk war es dabei, Passwege zu schließen.

Die Ähnlichkeit wurden dann ab Mitte der ersten Halbzeit zu einer förmlichen Spiegelung gesteigert: Auch der FCS stellte nämlich auf ein 4-3-3 um, Fiordilino rückte als alleiniger Sechser vor die Abwehr, Tait und Belardinelli rückten ins Zentrum neben ihn. Mit dieser Umstellung kündigte sich zudem schon die Auswechslung Mazzocchis an, der nicht so recht ins Spiel fand - als Linksaußen dann umso weniger.

 

 

Individualität über allem?

 

Beide Mannschaften verteidigten sehr passiv und selbst nach Ballgewinnen agierten beide Teams sehr ähnlich: Schnell wurden vertikale Anspiele forciert, Reggina versuchte vor allem seinen nominellen Star, Jeremy Menez, so oft wie möglich einzusetzen. Der FC Südtirol verfolgte auf der Gegenseite dieselbe Idee, indem immer wieder Odogwu - meist mit (hohen) Vertikalpässen - gesucht wurde. In der Tat waren es auch diese beiden Spieler, die dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken vermochten. Menez hatte mehrere gute Abschlüsse in der ersten Halbzeit (Lattentreffer und ein Tor), Odogwu sorgte mit seinem Doppelpack für die Spielentscheidung.

 

 

In Summe war es ein merkwürdiges Spiel, weil beide Trainer die gleiche Herangehensweise wählten, man aber immerzu das Gefühl hatte, ein stärkerer Fokus auf gruppen- und mannschaftstaktische Elemente des Spiels hätte entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf haben können (auf beiden Seiten - wohlgemerkt). Bezeichnend für diesen Eindruck war das Pressing: Dadurch, dass die Formationen identisch waren, war auch die Zuordnung einfacher; jeder Spieler hatte jeweils seinen direkten Gegenspieler als Referenzpunkt. Eigentlich sind dadurch bereits gute Voraussetzungen geschaffen, um den Gegner in die ein oder andere Richtung zu lenken und ihm dann den Ball abzunehmen (man spricht dabei oft von "Pressingfallen"). Keine der beiden Mannschaften verstand es aber, aus den gegebenen Voraussetzungen Kapital zu schlagen.

 

 

Stattdessen verlief das gesamte Spiel wie nach einer Schablone ab, egal, wer gerade im Ballbesitz war und welche Mannschaft verteidigte. Die 4er-Abwerhrreihe spielte sich (unbedrängt) den Ball zu und griff irgendwann zum Vertikalpass (Südtirol meistens hoch, Reggina öfters auch flach). Die individuelle Klasse der Zielspieler sollte dann irgendwie den entscheidenden Vorteil bringen, idealerweise den Torerfolg - der FC Südtirol war am Ende erfolgreicher mit dieser Herangehensweise, man könnte auch sagen: etwas glücklicher.

Dennoch stehen am Ende der Partie und nach dem dritten Spiel der Rückrunde 9 Punkte mehr auf der Liste der Mannschaft von Trainer Bisoli. Damit dürfte der Nichtabstieg sicher sein - und der Ein oder Andere wird bereits in der Tabelle nach oben schielen.