Politik | SVP/PD
Der gemeinsame Feind
Foto: Othmar Seehauser
"Jeder hat den glasklaren Interessenkonflikt des Präsidenten der Handelskammer vor Augen, der gleichzeitig der Unternehmer ist, der jenen Verlag besitzt, in dem die drei meistverkauften Zeitungen in der Region erscheinen“, schreibt Luigi Spagnolli am vergangenen Donnerstag in einem Kommentar im „Corriere dell´Alto Adige“.
Fünf Tage später, am heutigen Dienstag, bekommt der PD-Senator und langjährige Bozner Bürgermeister die Rechnung präsentiert.
Dolomiten-Chefreporterin Barbara Varesco schreibt über die einstimmige Nominierung von Arno Kompatscher zum SVP-Spitzenkandidaten für die anstehenden Landtagswahlen. Weil diese Nachricht anscheinend für die Dolomiten zu wenig Neuheitswert hat, reichert das Ebner-Tagblatt den Artikel mit einer aktuellen Polemik an.
Varesco schreibt: „Indes hängt der Haussegen mit dem PD mächtig schief. Grund dafür ist zumindest jetzt noch nicht die Wahl von Elly Schlein zur neuen PD-Chefin, sondern Luigi Spagnolli. In einem Beitrag im Corriere delle Alpi ruft der PD-Senator die italienischen Parteien dazu auf, der SVP beim Verlieren zu helfen. Das alte Vorgehen, die deutsche Opposition in der Hoffnung zu kritisieren, von der SVP als Koalitionspartner ausgewählt zu werden, sei überholt. Nach mehreren Skandalen habe die SVP gezeigt, dass sie sich den Zuspruch nicht verdient“.
Dass die Frau fürs Grobe in der Dolomitenredaktion dabei den „Corriere dell‘ Alto Adige“ mit dem ehemaligen Schwesternblatt des „Alto Adige“, dem „Corriere delle Alpi“ aus Belluno verwechselt, dürfte eine Art freudscher Verschreiber im Reich des Athesia-Monopolisten sein.
Gleichzeitig aber warten die Dolomiten im Artikel mit einem mächtigen politischen Verbündeten auf. „Wenn das der neue PD ist, dann gute Nacht“, wird SVP-Obmann Philipp Achammer zitiert.
Der Fall Spagnolli ist ein Musterbeispiel dafür, wie der mächtige Athesia-Konzern missliebige Politiker zum Abschuss freigibt und die Achammer-SVP dem Ebner-Verlag beim Zielen hilft.
Spätestens damit hat man den „Fall Spagnolli“ losgetreten. Er ist ein Musterbeispiel dafür, wie der mächtige Athesia-Konzern missliebige Politiker zum Abschuss freigibt und die Achammer-SVP dem Ebner-Verlag beim Zielen hilft.
Spagnollis Antwort
Ausgangspunkt dieser politischen Polemik ist ein Leitartikel des langjährigen Südtiroler ANSA-Chefs und Corriere-Kolumnisten Toni Visentini. Visentini schreibt am vorvergangenen Sonntag unter dem Titel „La lunga vita del Pd e della Stella Alpina“ unter anderem darüber, dass sogar Luigi Spagnolli über eine Landesregierung nach den Landtagswahlen ohne SVP spekuliere.
Luigi Spagnolli antwortet wenige Tage später im Corriere. In der Zuschrift mit dem provokanten Titel „Aiutiamo la SVP a perdere consensi“ kommt nicht nur der Seitenhieb auf Ebner vor, sondern der PD-Senator erinnert auch an die Bücher „SELfservice“ und „Freunde im Edelweiss“, die SVP-Skandale aufgedeckt haben. Spagnollis Vision: Es sei an der Zeit, die Ära zu beenden, in der alle politischen Entscheidungen ausschließlich in der Bozner Brennerstraße gefällt werden. Es gehe darum, der SVP „zu helfen, diese Wahlen zu verlieren“ und damit erstmals auch einen deutschen Koalitionspartner in die Landesregierung zu bringen. Diese Entwicklung würde einen Schub an Demokratisierung dieses Landes mit sich ziehen.
Gallmetzers Konter
Es dürfte kein Zufall sein, dass jetzt ausgerechnet ein Mann zur Feder greift, der jahrelang die Geschäfte in der Brennerstraße geführt hat.
Hartmann Gallmetzer, 82 Jahre alt, Berufsjournalist, von 1989 bis 1997 acht Jahre lang SVP-Landessekretär..
Am Sonntag kontert Gallmetzer im Corriere unter dem Titel „Spagnolli e l’Svp parole fuori luogo“. Der Journalist, der jahrelang gleichzeitig und unter Pseudonym Kommentare für den Mailänder „Il Giornale“ und die „Tiroler Tageszeitung“ geschrieben hat, lässt es sich dabei nicht nehmen, eine ordentliche Breitseite gegen jene zwei Bücher und ihre Autoren abzufeuern, die Spagnolli in seinem Kommentar erwähnt. „Il carattere sensazionalistico di certi gruppi e 'personaggi' nei settori di informazione“, schreibt Hartmann Gallmetzer und setzt das Wort „personaggi“ unter Anführungszeichen, um seiner Missbilligung über die investigative Arbeit des Autors dieser Zeilen und seines Co-Autors Artur Oberhofer zu unterstreichen.
Vor allem aber erinnert Gallmetzer Spagnolli daran, dass er „nur dank der SVP“ zehn Jahre lang Bürgermeister von Bozen sein konnte. Also: Undank ist der Welten Lohn.
Hartmann Gallmetzer schließt seinen Kommentar mit einer Feststellung, die einem politischen Todesurteil gleichkommt: „Jedenfalls: Anhand Ihrer Überlegungen kann man endlich und unmissverständlich ableiten, was Ihre wahre Haltung zur SVP ist“.
Achammers Schützenhilfe
Hartmann Gallmetzers publizistischer Böller scheint dem Hause Ebner aber noch zu wenig Sprengkraft zu haben. Deshalb bieten die Dolomiten jetzt auch SVP-Obmann Philipp Achammer auf.
Barbara Varesco zitiert in ihrem Artikel Achammer mit den Worten: „Wenn das ein X-Beliebiger gesagt hätte, der mit uns immer auf Kriegsfuß war, bitteschön. Senator Spagnolli scheint aber ein extrem kurzes Gedächtnis zu haben, denn genau ihn hat die SVP als Bürgermeister von Bozen jahrelang im Amt gehalten. Uns da alles Schlechte zu wünschen, ist schon bemerkenswert.“
Gigi Spagnolli sieht das Polemik gelassen. „Nicht ich habe die SVP angegriffen, sondern sie zuerst mich“, sagt der Bozner Senator. Für Spagnolli war die Entscheidung der SVP, bei den Parlamentswahlen 2022 mit Manfred Mayr im Wahlkreis Bozen-Unterland einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken, ein klarer Misstrauensantrag gegen den PD und seine Person. Das klare Ziel dieser Operation: Seine Wahl in den Senat zu verhindern.
Die Athesia und die SVP haben acht Monate vor den Landtagswahlen endlich wieder einen gemeinsamen Feind.
Dass man aus dieser Kontroverse jetzt mit Hilfe des SVP-Obmannes einen politischen Fall konstruiert, liegt nicht nur am unverschämten Satz, mit dem der PD-Senator Michl Ebners Interessenkonflikt angesprochen hat - und das ausgerechnet wenige Wochen vor der geplanten Wiederwahl Ebners zum Handelskammerpräsidenten.
Sondern acht Monate vor den Landtagswahlen passiert auch etwas, was kaum jemand mehr für möglich gehalten hätte:
Die Athesia und die SVP haben endlich wieder einen gemeinsamen Feind.
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„Spagnollis Vision: Es sei an
„Spagnollis Vision: Es sei an der Zeit, die Ära zu beenden, in der alle politischen Entscheidungen ausschließlich in der Bozner Brennerstraße gefällt werden.“
Chapeau Herr Spagnolli.
„Il carattere sensazionalistico di certi gruppi e 'personaggi' nei settori di informazione“.
@ H. Gallmetzer: haben Sie sich einmal gefragt ob der Inhalt der Bücher von Herrn Franceschini (2) und Herrn Oberhofer (1) der Wahrheit entspricht?
Und um abzuschließen, ich würde mich schämen in Ihrem hohen Alter noch so billig vor den Athesia Karren spannen zu lassen.
Der Eine hat Angst nicht mehr
Der Eine hat Angst nicht mehr Handelskammerpräsident zu werden,der Andere hat nichts anderes zu tun als dem Ebner Clan in den A.....zu kriechen ,und die Svp zittert um die Stimmen zu den kommenden LW.Somit sehen wir von welchem Svp Sauhaufen Südtirol regiert wird.