Gesellschaft | Religionsfreiheit

Ja zu Moschee und Kulturzentrum

Wenn die Gemeinschaft der Muslime Moschee und Kulturzentrum in Bozen wünscht, hat sie ein Recht darauf, es zu verwirklichen und dabei öffentlich unterstützt zu werden.
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Islam Gebet
Foto: Pexels Thirdman
Laut Art. 8 der ital. Verfassung sind alle Bekenntnisse gleichermaßen vor dem Gesetz frei und haben das Recht, ihren Aufbau zu regeln. Das ist die Grundlage für meine Haltung in dieser Frage. In Art. 3 steht zudem, dass alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger die gleiche gesellschaftliche Würde haben und vor dem Gesetz ohne Unterschied des Glaubens gleich sind.
Deshalb können eine Moschee und ein Kulturzentrum auch nicht ein Schlag gegen die einheimische Bevölkerung sein, wie Ulli Mair von den Freiheitlichen meinte. Es geht um die Einhaltung der verfassungsmäßigen Rechte. Dass der Islam nicht Teil der Südtiroler Kultur ist und es auch nicht werden soll, wie Sven Knoll von der Südtiroler Freiheit sagt, lehne ich entschieden ab, auch wenn er Muslimen die Glaubenspraxis im Privaten nicht abspricht. Die Muslime gehören zu unserer Südtiroler Gemeinschaft und Kultur, sind ein gleichwertiger Teil davon und leisten einen wertvollen Beitrag in verschiedensten Bereichen. Sie haben die gleichen Rechte, wie auch die gleichen Pflichten.
Die Muslime gehören zu unserer Südtiroler Gemeinschaft und Kultur, sind ein gleichwertiger Teil davon und leisten einen wertvollen Beitrag in verschiedensten Bereichen.
Ich kann verstehen, dass Menschen Ängste entwickeln, wenn sich die Gesellschaft in Südtirol ändert, ja verändert hat. Menschen wegen ihres Glaubens oder wegen einer anderen Kultur auszugrenzen, hilft allerdings niemandem weiter. Gespräche und Kontakte lassen erkennen, dass die Gemeinsamkeiten viel größer sind als die Unterschiede. Wir alle sind im Grunde gleich, im guten wie im schlechten Verhalten. Die islamisch motivierten Verbrechen waren und sind sehr verwerflich und stellen einen Missbrauch der Religion dar. Zugleich ist es nicht sinnvoll und förderlich, einen Generalverdacht gegenüber allen Personen dieses Glaubens auszusprechen oder Ängste zu schüren.
Es wäre nicht gut, wenn sich Südtirol einmal bei den Muslimen entschuldigen müsste.
 Ich erinnere daran, dass der Bau der evangelischen Kirchen in Meran und in Bozen um das Jahr 1900 noch Tumulte im Tiroler Landtag ausgelöst hat. Die Regierung in Wien ermöglichte ihn trotzdem. Die Ängste vor einer Überfremdung durch eine andere Konfession waren völlig unbegründet und heute leisten die evangelischen Gemeinden einen wertvollen Beitrag. Es gab noch ein anderes dunkles Kapitel in der Tiroler Geschichte. Etwa 500 bis 600 Täufer, später Hutterer genannt, wurden im 16. Jhd. wegen ihres Glaubens umgebracht und ca. 6000 mussten unter schlimmen Umständen nach Mähren / Tschechien fliehen. Eine andere Glaubensrichtung in Tirol als der Katholizismus war nicht vorstellbar. Für dieses Unrecht haben sich die Landeshauptleute und die Bischöfe ganz Tirols im Jahr 2008 bei den Ältesten der Hutterer in Kanada und den USA entschuldigt.
Es wäre nicht gut, wenn sich Südtirol einmal bei den Muslimen entschuldigen müsste. So sollen die Muslime heute ihren Glauben ohne Einschränkungen, mit allen Rechten und Pflichten leben können. Deshalb unterstütze ich die Initiative von Paolo Renner, die Errichtung einer Moschee und eines islamischen Kultur- und Bildungszentrums in Bozen zu fördern.