Politik | Landtagswahl

Grüne Überraschung

Lange wurde darüber gerätselt, wer die Nachfolge Riccardo Dello Sbarbas als italienischsprachiger Spitzen-Kandidat der Grünen antritt. Heute wurde das Geheimnis gelüftet.
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Foto: Seehauser Foto
Riccardo Dello Sbarba von den Grünen hat erst vor Kurzem bekannt gegeben, dass er für eine weitere Kandidatur bei den Landtagswahlen nicht mehr zur Verfügung steht. Somit musste sich die interkulturelle Fraktion auf die Suche nach einem neuen Vertreter aus der italienischen Sprachgruppe begeben. Als mögliche Kandidaten wurden unter anderem der ehemalige Vize-Bürgermeister von Meran, Andrea Rossi, gehandelt, am Ende ist die Entscheidung auf Sabine Giunta gefallen. Giunta ist in Deutschland als Kind italienischer Gastarbeiter aufgewachsen. In ihrem Elternhaus wurde neben Italienisch und Deutsch auch Dialekt gesprochen. Wie Giunta erklärte, sei diese Erfahrung sehr prägend für sie gewesen und habe sie auch dazu bewogen, Sprachwissenschaften zu studieren und sich mit der Frage zu befassen, wie Sprachen erlernt werden.
 
 
 
 
 
Wie Fraktions-Chefin Brigitta Foppa erklärte, habe sie Giunta, die derzeit als Schuldirektorin an einer italienischen Schule tätig ist, vor Jahren als Gewerkschaftsvertreterin kennengelernt. Die Entscheidung für Giunta sei unabhängig von der derzeitigen Debatte rund um die Themen Mehrsprachigkeit und mehrsprachiger Unterricht gefallen. Giunta selbst, die sehr überlegt und jedes Wort abwägend auf die Fragen der Journalisten einging, beschreibt sich als gute Zuhörerin und als jemand, der davon überzeugt ist, dass Veränderungen nur im Miteinander umgesetzt werden können. Über das Angebot der Grünen, als zweite Spitzen-Kandidatin neben Foppa anzutreten, sei sie sehr überrascht gewesen und sie habe auch lange darüber nachgedacht.
 
 
Die Schule braucht einen neuen Geist, der von Innovation geprägt ist.
 
 
Nach ihrer Meinung zum Südtiroler Schulsystem gefragt, erklärte die Neo-Kandidatin, dass die Schulen in den vergangenen 15 Jahren viele Reformen von oben erlebt hätten, bei denen man nicht auf die Stimmen an der Basis gehört habe. Ungelöst seien deshalb immer noch die Fragen nach der Arbeitszeit bzw. Anwesenheit. Als regelrechten Skandal bezeichnete Giunta die Tatsache, dass qualifiziertes Personal, das im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, nicht entsprechend entlohnt würde. Es fehle an Anerkennung und Wertschätzung.
 
 
Es ist ein regelrechter Skandal, dass qualifiziertes Personal, das im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, nicht entsprechend entlohnt wird.
 
 
Die Schule braucht einen neuen Geist, der von Innovation geprägt ist, ist Giunta überzeugt, den Kinder und Jugendlichen müssten Perspektiven geboten werden. Die Gesellschaft setze die Jugendlichen unter  Druck, die in diesem Schulsystem ihre unterschiedlichen Neigungen nicht ausleben dürften und in strenge Normen gepresst würden. Sehr bewegend war die Stellungnahme des „Grünen Urgesteins“ Dello Sbarba, dem die Tränen kamen und die „Stab-Übergabe“ an Giunta als einen seiner schönsten Tage bezeichnete. Wie Dello Sbarba betonte, sei die Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, eine Entscheidung für die Zukunft der Partei gewesen. „Sabine ist die ideale Person für diesen Posten“, so Dello Sbarba. Giunta wird sich bei der Erstellung des Wahlprogramms insbesondere um den Bereich Schule und Bildung kümmern.