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„Fehl am Platz“

Lob für Landeshauptmann Arno Kompatscher, Schelte für Raumordnungslandesrätin Maria Hochgruber Kunzer gab es bei der letzten Hauptversammlung des AVS.
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Foto: AVS
Am vergangenen Samstag (6. Mai) hat der Alpenverein Südtirol (AVS) in Brixen seine 117. Hauptversammlung abgehalten. Präsident Georg Simeoni kam in seiner Rede nicht nur auf das Ehrenamt zu sprechen, dessen Wertschätzung sich auch konkret bei der Hilfe und Unterstützung des Vereins zeigen müsse, sondern er drückte auch offen seinen Missmut gegen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer aus, welche für die Ressorts Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege zuständig ist. Laut Simeoni gebe es nämlich Regierungsmitglieder, die nicht unbedingt so kooperativ seien und dem AVS eher skeptisch gegenüberstünden, „weil sich der Alpenverein ab und zu erlaubt, besonders im Bereich Natur- und Umweltschutz anderer Meinung zu sein als andere lobbystarke Verbände.“
 
 
Dann ist sie fehl am Platz.
 
 
Noch deutlicher wurde Simeoni, als er erklärte: „Wenn sich die Landesrätin für Raumordnung und Landschaftsschutz zur Aussage hinreißen lässt, ‚wir lieben unsere Landschaft und Heimat, deshalb brauchen wir sie nicht zu schützen‘ oder der Meinung ist, die Landschaft muss produktiv sein, dann ist sie fehl am Platz. Wir erwarten uns und fordern den Schutz der Landschaft, ohne Wenn und Aber.“ Bei dieser Gelegenheit merkte der AVS-Präsident an, dass es in der Landesregierung sogar eine Aussage gegeben haben soll, wonach Förderungen an Vereine, die ständig kritisieren, in Frage zu stellen seien. Simeoni sprach damit wohl die in einigen Ressorts zirkulierende Frage an – die allerdings nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wird – weshalb bestimmte Vereine mit hohen Beiträgen vom Land finanziert werden, die aber wieder dazu verwendet werden, gerichtlich gegen den „Geldgeber“ vorzugehen, „wenn man sich bei bestimmten von den Vereinen vorgebrachten Forderungen nicht kooperativ zeigt“ bzw. weshalb das Land quasi Prozesse gegen die eigenen Institutionen finanziert.
 
 
 
 
 
Großes Lob sprach Simeoni dagegen Landeshauptmann Arno Kompatscher aus, den er noch vor rund zwei Wochen gemeinsam mit Carlo Alberto Zanella vom CAI Alto Adige wegen der fehlenden Finanzierung des Zehn-Jahresprogrammes medial harsch angegriffen hat. „Als aller Erstes darf ich mich beim Landeshauptmann Arno Kompatscher und seinem Team ganz herzlich und aufrichtig bedanken. Bei ihm und seinen Mitarbeitern haben wir immer ein offenes Ohr, genauso sind auch die Gesprächsbereitschaft und die Hilfestellung bei Problemlösungen, wenn nötig, gegeben. Der Landeshauptmann hat uns bei der Finanzierung der unbedingt notwendigen Erneuerung der ‚Wege-online-Software‘ seine volle Unterstützung zugesagt, er hat mich auch aufgefordert, gemeinsam mit dem CAI ein Zehn-Jahresprogramm für die notwendige Sanierung unserer Schutzhütten zu erstellen, damit die nötigen Finanzmittel bereitgestellt werden können. Wir haben alle Unterlagen pünktlich abgeliefert, nun warten wir auf die Finanzierung. Diese muss erst gefunden werden und wir wissen, dass dies nicht allein vom Landeshauptmann und seinem Büro abhängt. Es tut mir deshalb leid, wenn der Landeshauptmann wegen der Versäumnisse anderer öffentlich angegriffen wird“, so Simeoni.
 
 
Es tut mir deshalb leid, wenn der Landeshauptmann wegen der Versäumnisse anderer öffentlich angegriffen wird.
 
 
In seiner Rede nannte der AVS-Präsident den Schutz des alpinen Raums als eines der Hauptziele des Alpenvereins Südtirol. Basierend auf Statut und Leitbild und zusammen mit den Sektionen habe sich der AVS 2022 für den Schutz noch unverbauter Gipfel und anderer, landschaftlich wertvoller Erholungsräume eingesetzt. In diesem Zusammenhang kritisierte Simeoni auch den großzügigen Umgang mit Steuergeldern, wenn es um die Finanzierung von Almwegen, Seilbahnen oder privaten Hütten geht. „Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir uns eine größere Wertschätzung für unsere ehrenamtliche Tätigkeit und auch die oft nötige Hilfe bei Projekten, die der Öffentlichkeit dienen“, kritisierte Simeoni die zunehmende Bürokratisierung, welche den Ehrenamtlichen die Arbeit im Verein zunehmend erschwere. So manche würden deshalb von der Übernahme von Verantwortung zurückschrecken. „Wir sind ein Verein, der seine Mitglieder auf die Berge führt, sie die Natur erleben lässt, auch schwierige Bergtouren organisiert und auch für die Geselligkeit da ist, aber wenn wir diesen Verein wie eine Firma führen müssen, in dem wir zur Kassaführung einen Fachmann brauchen, für bestimmte Schriftstücke einen spezialisierten Akademiker oder für unsere Feste eine Registrierkasse benötigen“, dann würde die Bürokratie das Ehrenamt ersticken, warnte Simeoni.
 
 

Ehrungen und Wahlen

Im Rahmen der Sitzung wurden die beiden Sektionsvorstände Johann Oberkalmsteiner und Josef Brunner für ihren langjährigen Einsatz geehrt. Oberkalmsteiner stand 27 Jahre an der Spitze der AVS-Ortsstelle Sarntal, Brunner war 18 Jahre als AVS-Ortsstellenleiter von Feldthurns tätig.
 
 
 
Nach dem Ausscheiden der Bezirksvertreter Helmut Dorfmann und Eduard Feichter standen einige Positionen in der Landesleitung zur Wahl: Ingrid Beikircher wurde als Vizepräsidentin und als Referentin für Kommunikation bestätigt. Ebenfalls bestätigt wurde Albert Platter als Bezirksvertreter Vinschgau. Neu in die Landesleitung gewählt wurde Martin Krautgasser als Bezirksvertreter fürs Pustertal. 
Im Rahmen der Hauptversammlung erfolgte auch die Funktionsübergabe der Geschäftsführung von Gislar Sulzenbacher, der nach 39 Jahren in den Ruhestand tritt, an seinen Nachfolger Cristian Olivo.