Politik | SVP

Der Überraschungskandidat

Der Kinderarzt Hubert Messner tritt als parteiloser und unabhängiger Kandidat für die SVP bei den Landtagswahlen an. Es ist eine Premiere für die Volkspartei.
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Foto: Verlagsgruppe Random House
Die Diskussion auf der Sitzung der SVP-Parteileitung war hitzig. Doch am Ende hat sich Landeshauptmann Arno Kompatscher durchgesetzt.
Der bekannte Kinderarzt Hubert Messner wird bei den kommenden Landtagswahlen auf der SVP-Liste antreten. Es ist eine besondere Kandidatur. Denn Messner ist weder SVP-Mitglied, noch will er es werden. Die einzige Bedingung, die der Gesundheitsfachmann nach Informationen von Salto.bz gestellt hat: Er tritt nur als unabhängiger und parteiloser Kandidat auf der Edelweiß-Liste an.
Die SVP-Parteileitung wurde am Montagnachmittag offiziell informiert, und man hat grünes Licht für diese Kandidatur gegeben. Hubert Messner wird über die sogenannte 10er-Liste, die von SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher bestückt wird, auf die SVP-Landtagsliste kommen.
 

Bekannter Arzt

 
Hubert Messner ist einer, den man wohl kaum mehr vorstellen muss.
In Villnöss geboren, hat er in Innsbruck Medizin studiert, in Modena Kinderheilkunde und wurde in Mailand, Graz, Toronto und London zum Neonatologen ausgebildet, bevor er 2004 in Bozen die Neonatologie-Abteilung übernahm und diese als Chefarzt mit großem Erfolg ausbaute. Durch seinen besonderen Einsatz für die „Frühchen“ hat der als umgänglich bekannte Primar südtirolweit eine Bekanntheit erlangt, die kaum von einem anderen Mediziner zu toppen ist.
 
 
 
Messner ist 2018 in Rente gegangen und er engagiert sich seitdem für soziale Projekte, unter anderem für Essen auf Rädern und freiwillige Arbeitseinsätze in den Sommermonaten auf Bergbauernhöfen. Schlagzeilen weit über Südtirol hinaus hat er in den vergangenen Jahren auch als Buchautor gemacht. Im März 2020 ist Messners autobiographisches Buch „Der schmale Grat“ (geschrieben zusammen mit dem Südtiroler Journalisten und Autor Lenz Koppelstätter) im Heyne Verlag erschienen. Das Buch wurde zum Bestseller und ist inzwischen im Bozner Raetia-Verlag auf Italienisch erschienen.
Am 14. Juni 2023 soll das Nachfolgewerk herausgegeben werden. „Eine gute Zeit zu leben: Die Welt ist besser, als wir denken“ lautet der Titel des Buches. Im Untertitel heißt es: „Das Leben in die Hand nehmen und die Zukuft gestalten - Warum wir allen Grund für Optimismus haben“.
Man kann diesen Text indirekt auch als persönliches politisches Bekenntnis und Programm von Hubert Messner lesen.
 

Der neue Gesundheitslandesrat?

 
Denn der jüngere Bruder von Reinhold Messner wird genau fünf Tage nach den Landtagswahlen im Oktober seinen 70. Geburtstag feiern. Geht es nach dem Wunsch von Landeshauptmann Arno Kompatscher, dann soll Messner diese Feierstunde nicht nur als gewählter Landtagsabgeordneter bestreiten, sondern auch als designierter Landesrat für Gesundheit.
Hubert Messner und Arno Kompatscher sind seit langem befreundet. Bereits vor fünf Jahren wollte Kompatscher den Arzt unbedingt auf der SVP-Landtagsliste.
 
 
 
Hubert Messner kennt den Südtiroler Sanitätsbetrieb wie wenige andere. Er saß nicht nur jahrelang im Landesethikkomitee, sondern er hat auch maßgeblich an verschiedensten Reformen in der Südtiroler Sanität mitgearbeitet. Messner gilt dabei als einer, der keineswegs der Politik schöntut, sondern im Gegenteil mit seiner Kritik nicht zurückhält.
Arno Kompatscher wollte Messner bereits 2018 als angehenden Sanitätslandesrat ins Rennen schicken. Doch am Ende sagte der in Girlan wohnende dreifache Familienvater dankend ab. Gleichzeitig aber versicherte Messner dem Landeshauptmann, dass er als (kostenloser) Berater zur Verfügung stehen würde. Der designierte Landesrat für die Sanität, Thomas Widmann, wollte von „Kompatschers Aufpasser“ aber nichts wissen und erstickte damit das Vorhaben bereits im Keim.
Fünf Jahre später ist Hubert Messner jetzt für eine Kandidatur bereit. Seine Fachwissen, aber auch seine Bekanntheit kommen der SVP gerade in dieser schwierigen Phase mehr als nur entgegen.
Für die SVP ist es aber auch eine Premiere. Denn mit Hubert Messner kommt zum ersten Mal ein unabhängiger Kandidat auf die SVP-Liste. Einer, der sich nicht so leicht vor den Karren einer Lobby, einer Parteiströmung oder einer Freundesgruppe unterm Edelweiß spannen lässt.
Gerade deshalb sind nicht alle in der SVP mit diesem Überraschungskandidaten glücklich.
Nicht alle in der SVP sind mit dem unabhängigen Kandidaten Hubert Messner glücklich.
Hubert Messner ist auch für viele arrivierte SVP-Politikerinnen und Politiker eine ernsthafte Konkurrenz. Schafft er den Einzug in den Landtag, so dürfte ihm keiner und keine mehr das Sanitätsressort ernsthaft streitig machen können.