Politik | Landtagswahlen

„Lasse mich nicht einpferchen“

Als parteiloser Kandidat für die SVP? Ja, das geht, ist der Kinderarzt Hubert Messner überzeugt, der meint, dass eine Sammelpartei unabhängige Stimmen aushalten müsse.
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Foto: Foto: foto-dpi.com für den Südtiroler Sanitätsbetrieb
Salto.bz: Herr Messner, Ihre Kandidatur für die SVP bei den Landtagswahlen im Herbst kommt einigermaßen überraschend. Gab es bereits seit Längerem Gespräche zwischen Ihnen und Herrn Landeshauptmann Arno Kompatscher?
 
Hubert Messner: Ich war in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren als Landtagskandidat im Gespräch. Im Jahr 2018 habe ich einen entsprechenden Vorschlag allerdings über Bausch und Bogen abgelehnt. Seit Landeshauptmann Kompatscher das Sanitätssressort übernommen hat, haben wir uns einige Male getroffen und über das Thema Gesundheit ausgetauscht. Dabei machte er mir unter anderem den Vorschlag, das Ressort zu übernehmen, was allerdings aus verschiedenen politischen und rechtlichen Gründen nicht möglich war. Im vergangenen Herbst hat er mich ein weiteres Mal auf eine mögliche Kandidatur angesprochen, zu jenem Zeitpunkt habe ich allerdings abgelehnt. Nach mehreren Gesprächen und reiflicher Überlegung meinerseits habe ich mich entschlossen zu kandidieren. Zum einen möchte ich damit den Landeshauptmann unterstützen und zum anderen habe ich zugesagt, nachdem meine Frau und meine Kinder ihre Zustimmung dazu gegeben haben und auch im erweiterten Familienkreis darüber diskutiert worden ist. Wir haben uns über die letzten Woche öfters getroffen, um die verschiedene Details zu klären und meine Zusage zu bestätigen.
 
 
 
 
 
 
Es reizt Sie also in erster Linie vielmehr die Aufgabe als Sanitätslandesrates als das politische Amt an sich.
 
Das Ganze ist für mich eine große Herausforderung Das ist es auf jeden Fall und es freut mich, dass ich mich sanitätspolitisch einbringen kann. Ich habe seit jeher gute Kontakte zum Sanitätsressort gepflegt, ob das Amt nun von Richard Theiner, Martha Stocker oder zuletzt Thomas Widmann geführt wurde. Zudem habe ich immer noch sehr gute Kontakte im gesamten Gesundheitswesen, sei es mit der Betriebsspitze, den Kollegen und Kolleginnen in den Krankenhäusern oder mit den Kollegen und Koleginnen auf dem Territorium. Ich bin überzeugt, dass ich wirklich etwas bewirken und bewegen kann. Sonst würde ich es ja auch nicht machen.
 
Sie haben sich vielleicht bereits überlegt, wo im Sanitätsbetrieb Probleme auszumachen sind und wie Sie diese am besten lösen würden?
 
So weit denke ich noch nicht. Erst müssen mich die Südtiroler und Südtirolerinnen wählen und dann sehen wir weiter – Schritt für Schritt. Was ich sicherlich von mir sagen kann, ist, dass ich den Betrieb relativ gut kenne. Sehr wichtig ist mir dabei, dass das öffentliche Gesundheitssystem als solches erhalten bleiben und gestärkt werden muss.
 
 
Jeder Bürger hat das Recht, bestmöglich in unserem Gesundheitswesen betreut zu werden.
 
 
Sie wollen jeder weiteren Privatisierung des Gesundheitssystems einen Riegel vorschieben?
 
In erster Linie geht es mir um eine Stärkung des öffentlichen Gesundheitswesens. Auf diese sanitätspolitische Errungenschaft dürfen wir niemals verzichten. Jeder Bürger hat das Recht, bestmöglich in unserem Gesundheitswesen betreut zu werden; aber realpolitisch gesehen ist es Fakt, dass wir bestimmte Dienste, besonders in dieser Zeit, auslagern müssen. Das hat nichts mit Privatisierung zu tun.
Es geht aber nicht nur darum, unser Gesundheitssytem zu erhalten, sondern bei diesem Dienst am Menschen handelt es sich auch um eine wichtige demokratische Säule unserer Gesellschaft. Und es muss uns allen bewusst sein, dass ein gut funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen und ein guter Gesundheitszustand der Bevölkerung auch von großer ökonomischer Bedeutung sind.
 
Glaubt man den Einschätzungen, haben Sie den Sitz in der Landesregierung bereits in der Tasche.
 
Ich bin kein Politiker, sondern ein Quereinsteiger, der sich für die Politik interessiert. Ich habe mich in meinem gesamten Berufsleben für Sanitätspolitik interessiert, aber es ist beileibe keine „gmahnte Wiese“. Für die Arbeit dazu brauche ich aber die Zustimmung der Bevölkerung Südtirols.
 
 
 
Ich war nie Parteimitglied und seit meiner Jugend habe ich mich gegen jedwede starren Strukturen ausgesprochen bzw. lasse ich mich auch nicht darin einpferchen.
 
 
 
Sie treten als unabhängiger Kandidat an und sind auch kein Parteimitglied der SVP. Möchten Sie sich Ihre Freiheiten behalten?
 
Ich war nie Parteimitglied und seit meiner Jugend habe ich mich gegen jedwede starren Strukturen ausgesprochen bzw. lasse ich mich auch nicht darin einpferchen. Das war auch meine Bedingung, weil ich der Meinung bin, dass eine Sammelpartei unabhängige Stimmen aushalten muss bzw. pateilos heißt auch, dass man sich bestimmte Freiheiten bewahrt und sich nicht der Partei-Meinung unterwerfen muss.
 
Keine Angst davor, vom System aufgerieben zu werden?
 
Genau deshalb will ich ja parteilos bleiben – damit ich von der Struktur bzw. von der Partei eben nicht aufgerieben werde. Ich versuche, mich aus den internen Reibereien herauszuhalten. Sollte ich gewählt werden – man soll den Tag nicht vor dem Abend loben – werde ich mich als Sachverständiger einbringen, als jemand, der das Gesundheitswesen sehr gut kennt: nicht als Lobbyist für irgendjemanden. Deshalb kandidiere ich und natürlich weil mich Landeshauptmann Kompatscher und Partei-Obmann Philipp Achammer nach vielen Gesprächen darum gebeten haben. In der Vergangenheit wurde ich von mehreren Parteien angesprochen, für diese Wahl wurde ich aber von der SVP gefragt.