Wirtschaft | Sanität
Zerzer im Rückwärtsgang
Foto: LPA/Fabio Brucculeri
Es war am vergangenen Donnerstag, da verabschiedete das oberste Leitungsgremium des Südtiroler Sanitätsbetriebes die Beschlüsse Nr. 730 und 731. Auf Vorschlag von Generaldirektor Florian Zerzer beschließen Sanitätsdirektor Josef Widmann, Verwaltungsdirektor Enrico Wegher und Pflegedirektorin Marianne Siller die Verträge der beiden Direktoren der Gesundheitsbezirke Bozen und Meran bis zum 30. April 2028 zu verlängern.
Es ist ein Beschluss, der auch für die Landesregierung völlig überraschend kommt. Und eine Aktion, die unmittelbar für politischen Stunk sorgt. Die Südtiroler Grünen haben bereits am Wochenende eine Anfrage in der aktuellen Fragestunde des Landtages angekündigt.
Diese Anfrage wird es jetzt aber nicht mehr brauchen. Denn Florian Zerzer & Co werden auf ihrer heutigen Sitzung beide Beschlüsse wieder zurücknehmen. „Im Selbstschutzweg“, wie es im amtlichen Behördendeutsch heißt.
In Wirklichkeit ist es aber das Ende einer peinlichen Aktion von Florian Zerzer. Der Generaldirektor wollte eigenmächtig die Spielregeln ändern und wurde jetzt von der Landespolitik zurückgepfiffen.
Nach Informationen von Salto.bz war es Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher, der am Montag Zerzer persönlich mehr als klar dargelegt hat, dass dieser Beschluss juridisch so nicht haltbar ist. Kompatscher war davor von den eigenen Rechtsexperten gebrieft worden. „Diese Beschlüsse sind völlig daneben“, beschreibt ein hoher Landesbeamter die Reaktion im Palais Widmann auf den Alleingang Zerzers.
Unerwünschte Rotation
Die Spielregeln auf dem Spielfeld der Südtiroler Sanität sind recht klar.
Die Landesregierung ernennt den Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Dieser aber ernennt dann die vier Bezirksdirektoren. Nach Anhörung der Landesregierung.
Das letzte Mal fanden diese Ernennung zehn Tage vor Weihnachten 2020 statt. Am 14. Dezember 2020 verlängerte Florian Zerzer die Verträge von Irene Pechlaner (Bezirksdirektorin Meran) und Umberto Tait (Bezirksdirektor Bozen) um weitere 5 Jahre. Die beiden Direktoren der Bezirke Brixen und Bruneck haben ein anderes Vertragsende.
In den Verträgen für Pechlaner und Tait wird aber eine neue Klausel eingefügt. Im Vertrag ist eine mögliche Rotation in einen anderen Gesundheitsbezirk vorgesehen. Es ist eine Änderung mit einem politisch-strategischen Hintergrund.
Bleibt ein Bezirksdirektor zu langen in einem Bezirk, bilden sich unweigerlich Machstrukturen und Seilschaften heraus, die sich im Laufe der Jahre verhärten und zu einer Lagerbildung führen. Vor allem im Gesundheitsbezirk Bozen sieht die Politik diesen Zustand lange als gegeben an. Denn am Bozner Krankenhaus geht es oft mehr um die Aufrechterhaltung des ethnischen Friedens als um Qualifikation und Fähigkeit. Durch eine Rotation an der Spitze will man die Karten zumindest neu mischen. Und die Landesregierung und Generaldirektor Florian Zerzer ziehen diesen Plan auch durch.
Mit 16. Oktober 2021 wird Irene Pechlanger vorübergehend mit der Führung des Gesundheitsbezirkes Bozen beauftragt und umgekehrt Umberto Tait mit der Direktion in Meran.
Zerzers Verlängerung
Florian Zerzer scheinen die verbleibenden zweieinhalb Jahre aber nicht genug zu sein. Aus heiterem Himmel macht der Generaldirektor den Vorschlag, den Vertrag der beiden samt Rotation über das Jahr 2025 hinaus, zu verlängern. Der Vorschlag wird am 28. April in der Landesregierung besprochen. „Wir sind dabei zum Schluss gekommen, dass die Rotation bis zum normalen Vertragende 2025 bestehen bleibt“, sagt ein Mitglied der Landesregierung. Im Klartext: Es brauche keinen neuen Vertrag.
Weil der Generaldirektor in diesen Entscheidungen die Landesregierung aber nur „anhören“ muss, bliebt Florian Zerzer bei seinem Plan. Vergangene Woche genehmigt er mit den Beschlüssen Nr. 730 und 731 zwei neue Verträge für Irene Pechlaner in Bozen und Umberto Tait in Meran. Der neue Vertrag beginnt am 1. Mai 2023 (er ist damit sogar rückwirkend gültig) und geht bis 30. April 2028. Also fast drei Jahre länger als der ursprünglich laufende Vertrag. Beiden Bezirksdirektoren wird - wie bisher - ein Bruttojahresentschädigung von 168.000 Euro zugesprochen.
Die offizielle Begründung für diesen Schachzug steht in den Prämissen der Beschlüsse. Dort heißt es: „für notwendig erachtet, aufgrund der Weiterführung wichtiger und dringender bereits begonnener Projekte im Bezirk, die obgenannte Rotation zu verlängern.“ Mehr an Begründung gibt es nicht.
Dass man einen öffentlichen Vertrag mit einer gesetzlich festgelegten Laufzeit nicht so einfach zur Halbzeit canceln und durch einen neuen Vertrag ersetzen kann, der wiederum fünf Jahre Laufzeit hat, dürfte selbst einem Rechtskunde-Schüler in der Oberschule einleuchten.
Politischer Widerstand
An der Spitze der Südtiroler Sanität scheint man aber anderer Auffassung zu sein.
Nach Informationen von Salto.bz hat Florian Zerzer das eigene Rechtsamt im Sanitätsbetrieb zu diesen Beschlüssen weder konsultiert noch eingebunden.
Nach Informationen von Salto.bz hat Florian Zerzer das eigene Rechtsamt im Sanitätsbetrieb zu diesen Beschlüssen weder konsultiert noch eingebunden.
Jetzt fragt man sich, was Florian Zerzer getrieben hat. Die Gerüchteküche in der Sanität kocht.
Tatsache aber ist, dass der Generaldirektor mit dieser eigenmächtigen Aktion sechs Monate vor den Landtagswahlen die Politik ordentlich vor den Kopf gestoßen hat. Es dürfte klar sein, dass in der kommenden Landesregierung Arno Kompatscher die Sanität an einen neuen Landesrat oder eine neue Landesrätin abgeben wird.
Der Generaldirektor hat mit dieser eigenmächtigen Aktion sechs Monate vor den Landtagswahlen die Politik ordentlich vor den Kopf gestoßen.
Mit dieser Vertragsverlängerung hat Florian Zerzer jetzt aber wichtige Personalentscheidungen vorweggenommen. Der neue Landesrat wird bis Ende der Legislatur mit dem Duo Pechlaner/Tait leben müssen. Außerdem hat man der Opposition einen Steilpass serviert.
Fast so als gebe es nicht bereits genug Baustellen in der Südtiroler Sanität.
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General-Direktor, Sanitäts
General-Direktor, Sanitäts-Direktoren, VER-Waltungs-Direktoren usw. ...?
Was leistet sich die SANITÄT sonst noch ALLES, "um die Eigen-Ständig/SINNIG-Keit zu VER-EWIEGEN?
Statt weiter aufgeblähte-über-dimensionierte-babilonische + klimatisch mehr als bedenkliche Strukturen (... erte Hilfe BZ usw.) zu schaffen und den wie Schwammerln bei Regenwetter wachsenden Privat-Kliniken, die Kunden zu-zu-treiben, sollte sich eine vernünftige Sanitäts-Verwaltung:
- um eine vernünftige Behandlung der Ärzte, des Pflege- und Reinigungs-Persnal bemühen und diesen nicht beim Lohn, die Kosten für die aufgeblähte Verwaltung + die anscheinend un-still-bare BAU-SUCHT ab-zu-sparen,
- die Warte-Zeiten bei den Vormerkungen ab-zu-bauen, die Betten-leer-Stände in den Abteilungen zu füllen, damit die die Kranken ihr GESUND-WERDEN noch ERLEBEN können und
- endlich ein einheitliches EDV-PROGRAMM bis hinaus zu den Sprengel-Stützpunkten und den Gemeinde-Ärzten, sowie für die Verwaltung einsetzen!!!
Antwort auf General-Direktor, Sanitäts von Josef Fulterer
Einheitliche EDV wäre eine
Einheitliche EDV wäre eine Verbesserung. Ideal wäre eine Speicherung auf Karte oder und Cloud mit doppelter id - Patient oder und Arzt - eventuell auch Apotheke. Der Patient hätte immer völlige Hoheit über seine Gesundheitsdaten und könnte nach Bedarf den Arzt damit bedienen.
Damit wäre viel Papier und Zeit eingespart und Ärzte leistungsbezogener und auch besser steuerlich erfasst.
Antwort auf Einheitliche EDV wäre eine von rotaderga
EDV, Datenschutz,
EDV, Datenschutz, Gesundheitsdaten usw. geht auch anders. (Zumindest sobald alle Daten endlich zusammengeführt sind).
Und extrem einfach: Siehe Estland!
- Alle meine Daten befinden sich auf meiner persönliche EGA (elektronische Gesundheitsakte).
- Jeder Arzt, Apotheke, Hausarzt, Facharzt, Sprengel, Rettungsdienst, Physiotherpeut (insomma, zuständiges & interessiertes Gesundheitspersonal) darf darauf zugreifen. ABER ICH habe die Hoheit, indem ICH sehe bzw. bestimme wer zugreift oder zugreifen will (OTP). Will sich sozusagen ein x-beliebiger Max Mustermann einloggen, brauch er mein Okay oder Fingerabdruck am Smartphone. Wenn ich offline, ohnmächtig, verunfallt, oder nicht zurechnungsfähig (medizinischer Notfall) wäre, kommt Max über einen Notknopf trotzdem an meine EGA und wird speziell registriert. Ich sehe dann später in der Liste der Zugriffe wer sich um mich "gekümmert" hat. Wenn der Max unerlaubt drin war, also ohne meine Erlaubnis oder für mich nicht nachvollziehbar, dann muss der Bursche eben die volle Härte der italienischen "Privacy" zu spüren bekommen.
Zerzer und der Oktober wird
Zerzer und der Oktober wird ein interessantes Thema,er lehnt sich mit dieser Geheimaktion wohl etwas zu weit aus dem Fenster? Übrigens es läuft auch noch ein gerichtliches Verfahren wegen der Masken.