Politik | Wahlen/Elezioni 23

Durnwalders Geist

„Das fehlt mir heute gewaltig“, sagte Ewald Moroder bei seiner Vorstellung zum Widmann-Stellvertreter. Was er damit meint? Die Art von Luis Durnwalder, das Land zu führen
Foto: Seehauserfoto
Als Zeichen der Wertschätzung nannte Thomas Widmann, Gründer der Liste „Für Südtirol mit Widmann“, die Ernennung des Ladiners Ewald Moroder zu seinem Stellvertreter. Wie berichtet hat Widmann gestern (1. August) im Rahmen einer Pressekonferenz seinen ersten Mitstreiter präsentiert.
Moroder stammt aus St. Ulrich, ist seit 35 Jahren verheiratet und Vater von vier Kindern. Beinahe ebenso lange war er Mitglied in der SVP, zehn Jahre lang, von 2005 bis 2015, stand er der Gemeinde sogar als Bürgermeister vor. Bei den Gemeindewahlen im Mai 2015 kandidierte der SVP-Gemeindepolitiker erneut, weil die Wahlbeteiligung mit nur 40,3 Prozent zu niedrig war bzw. die erforderliche 50-Prozent-Hürde nicht erreicht wurde, musste die Wahl im Herbst jedoch wiederholt werden, bei welcher Ewald Moroder jedoch nicht mehr als Bürgermeisterkandidat antrat. Den Sieg davon getragen hatte Tobia Moroder mit seiner Partei „Per la lista Unica“. Seither befindet sich die SVP und damit auch der ehemalige Bürgermeister auf der Oppositionsbank – eine Rolle, die ihm, wie er selbst sagt, nicht besonders gefällt. Doch erwartet er sich mehr, wenn er in den Landtag gewählt wird? Ja, sagt Widmanns Stellvertreter und ist überzeugt davon, dass die neue Liste, die den Geist der (alten) SVP in sich trage, ein gewichtiges Wort bei den Entscheidungen mitreden wird.
 
 
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Ewald Moroder und Thomas Widmann: Die Landtagskandidaten der Liste „Für Südtirol mit Widmann“ wollen offenbar den Geist Durnwalders zurückholen. (Foto: Seehauserfoto)
 
 
Apropos Entscheidungen – neben den Schlagworten Kompetenz, Intelligenz und Tatkraft war Entscheidungsfreudigkeit eine der zentralen Kampfparolen, die sich durch das Themen-Repertoire sei es von Moroder, sei es von Widmann zog, und mit denen beide Kandidaten den Unterschied zur SVP unterstreichen wollten: Lethargie auf der einen, Tatkraft auf der anderen Seite.
Man teile zwar die Grundwerte der SVP, im Gegensatz zu dieser wolle man sich jedoch auch italienischsprachigen Kandidaten öffnen, wenn sich diese zu Südtirol und seiner Autonomie bekennen. Vom fehlenden leistbaren Wohnraum über die Missstände in der Sanität bis hin zu Autonomiefragen klang bei jedem Kritikpunkt an, dass es früher – unter Durnwalders Zeiten – besser gewesen sei bzw. „die gesamte Maschinerie heute nur mehr sehr langsam laufe“. Es werde wenig vorangetrieben und anstatt Entscheidungen zu treffen, würden Arbeitsgruppen gebildet. Mehr als deutlich war das Nachtrauern um Luis Durnwalder und seiner Art, Politik zu betreiben, in Moroders Vergleich von früher und heute spürbar: „Als Bürgermeister von St. Ulrich war ich es gewohnt, einen Termin beim Landeshauptmann (Luis Durnwalder) zu bekommen, der klare Ansagen machte. Wenn kein Geld da war, dann sagte er das so. Man wusste, woran man war. Das fehlt mir heute gewaltig.“