Wirtschaft | Alpitronic

Industrie oder Apfelwiesen?

Was ist wichtiger? Apfelwiesen oder Gewerbegebiete? Der Unternehmerverband meint Letzteres und kritisiert das Nein des Ortsbauernrates von Terlan zu Alpitronic.
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Foto: Unternehmerverband
Vor einigen Tagen wandte sich der Ortsbauernrat von Terlan mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit, in welchem mehr als deutlich die ablehnende Haltung zur geplanten Betriebsansiedelung des Hypercharger-Produzenten Alpitronic geäußert wurde. Das ländlich geprägte Dorf Terlan würde durch die Erweiterung des Gewerbegebietes zu einer Industriezone, so die Befürchtung der Bauern, die der Meinung sind, dass die industrielle Entwicklung in den ländlichen Zonen den qualitativ hochwertigen Lebensraum zerstören würde.
 
 
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Auf dem Gelände des Weingutes, das sich im Besitz des Grafen Michael Goëss-Enzenberg befindet, soll der neue Firmensitz des Hypercharger-Herstellers Alpitronic errichtet werden. (Foto: HPV)
 
 
Diese Aussage will der Präsident des Unternehmerverbandes, Heiner Oberrauch, so nicht stehen lassen. Die Stellungnahme des Ortsbauernrates von Terlan sei rund um die Diskussion über die Ansiedlung von Alpitronic nicht nur inhaltlich falsch, sie verkenne auch den Wert der Industrie für den Wohlstand des Landes, so der Vorwurf. In seinem Schreiben verweist der Unternehmerverband vor allem auf den sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung in Südtirol, der durch die Modernisierung und Industrialisierung ermöglicht wurde. Besondere Betonung legt der mächtige Wirtschaftsverband auf die Tatsache, dass die Tätigkeit der Unternehmen des produzierenden Gewerbes sich auf nicht einmal 0,3 Prozent der Gesamtfläche Südtirols Fläche abspiele. Auf den knapp 2.000 Hektar, die als Gewerbegebiete genutzt werden, werde jedoch 25 Prozent der Südtiroler Wirtschaftsleistung generiert. „Dem gegenüber stehen rund 20.000 Hektar Obstbauflächen (Äpfel und Birnen) mit einer insgesamten Wertschöpfung der Landwirtschaft von fünf Prozent“, hält der Unternehmerverband fest.
 
 
Ein Quadratmeter Gewerbegebiet erwirtschaftet rund 50-mal so viel Wertschöpfung wie ein Quadratmeter Apfelwiese.
 
 
„Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der vielen Familien ein Einkommen garantiert. Besonders die Berglandwirtschaft hat eine große Aufgabe, die man nicht an der Wertschöpfung bewerten darf, denn diese trägt durch die Landschaftspflege maßgeblich zu unserem Wohlstand bei. Dabei unterstützen sich Landwirtschaft und Industrie gegenseitig. Denken wir nur an die vielen Bergbauern, die dank einer Beschäftigung in der Industrie ihre Höfe weiterhin bewirtschaften können. Trotzdem bilden die Zahlen ein anschauliches Bild: Ein Quadratmeter Gewerbegebiet erwirtschaftet rund 50-mal so viel Wertschöpfung, sprich Sozialleistungen, für unser Land, wie ein Quadratmeter Apfelwiese“, so Oberrauch und betont, dass Südtirol als Innovationsstandort eine industrielle Entwicklung brauche, umso mehr in dieser Phase des ökologischen Wandels. „Es geht uns um unsere Zukunft, um ein modernes, enkeltaugliches Land, in dem wir unseren Jugendlichen Perspektiven bieten wollen und ihre Erwartungen umsetzen können und in dem wir weiterhin gut funktionierende öffentliche Dienste finanzieren können.“