Politik | Wahlen / Elezioni 23

Zwei Herzen in einer Brust

Sie ist frech, jung, bodenständig und ehemalige SVP-Gemeinderätin in Margreid. Dass Lea Casal zu den Grünen wechselt, bedauert der Bürgermeister ihrer Gemeinde angeblich.
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Foto: Privat
Die Kandidatur von Lea Casal für die Grünen sorgt in ihrer Heimatgemeinde Margreid im Unterland beim Bürgermeister für Bedauern. Als sie ihren Rücktritt als Gemeinderätin der SVP eingereicht hat, um bei den kommenden Landtagswahlen bei der Konkurrenz zu kandidieren, erhielt sie eine Mail von Andreas Bonell. Der Bürgermeister und ehemaliger Parteikollege Casals drückte darin sein Überraschen und Bedauern aus, dass sie nun nicht nur ihr Amt als Gemeinderätin aufgibt, sondern auch gleich Partei wechselt.
Die SVP sollte ihre Barrieren abbrechen, um mehr junge Leute zu gewinnen und um sich besser an die heutige Gesellschaft anzupassen.
„Wenn ich Ideen für die Jugend habe, könne ich mich aber weiterhin an ihn wenden“, sagt Casal. Das sei insofern amüsant, da die 21Jährige während ihrer Amtszeit als Vorsitzende des Jugendbeirats leider wenig ausrichten konnte. „Ein gutes Beispiel dafür sind die neuen Mülleimer in unserer Gemeinde, für die der Jugendbeirat Vorschläge erarbeiten sollte. Bevor wir aber überhaupt unsere Vorschläge in den Gemeinderat einbringen konnten, standen die neuen Mülleimer bereits im Dorf.“
 
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Lea Casal: „Auch ich bin ein sehr offener Mensch und kann mich deshalb mit den Werten der Grünen identifizieren.“ (Foto: privat)
 
Casal hatte bei den Gemeindewahlen in Magreid vor drei Jahren innerhalb der SVP viele Vorzugsstimmen erhalten. Da sie aber als „zu jung und unerfahren“ galt, verzichtete die Partei darauf, sie als Mitglied in den Gemeindeausschuss zu berufen. Nun wechselt sie zu den Grünen, obwohl sie der SVP noch viel abgewinnen kann. „Wir haben der SVP viel zu verdanken. Es geht uns in diesem Land gut, weil die SVP für die Autonomie gekämpft hat und sie auch erreicht hat. Das wissen viele Menschen nicht mehr, obwohl sie es wissen sollten. Deshalb wollte ich in dieser Partei meinen Beitrag leisten“, so Casal.
„Was die Grünen aber von der SVP unterscheidet, ist ihre Offenheit, beispielsweise bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Die SVP sollte ihre Barrieren abbrechen, um mehr junge Leute zu gewinnen und um sich besser an die heutige Gesellschaft anzupassen. Ich sage nicht, dass sie es nicht tun, aber noch zu wenig. Bei gewissen Fragen hängen sie noch an den Gedanken von früher. Die Partei der Grünen ist hingegen extrem vorne, egal bei welchem Thema – ob verschiedene Kulturen, Sprachen oder Sexualität. Auch ich bin ein sehr offener Mensch und kann mich deshalb mit den Werten der Grünen identifizieren“, erklärt Casal.
Das Thema Umwelt und die drängende Herausforderung der Klimakrise würden von der SVP zwar angesprochen werden, aber nicht in dieser Tiefe wie bei den Grünen, die sich bereits jahrelang für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. Politische Vorbilder sind für sie Persönlichkeiten wie die Grünen-Spitzenkandidatin Brigitte Foppa.