Politik | Gesundheit

Signale in die falsche Richtung

Die Studenten des Studienganges Krankenpflege bekommen mehr Taschengeld. Das stellt eine Ungleichbehandlung dar, kritisieren mehrere Berufskammern für Gesundheitsberufe.
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Foto: pixabay.com
Die Landesregierung hat Ende August beschlossen, im Rahmen eines Pilotprojektes das Taschengeld für Krankenpflege-Studenten an der Claudiana auf 15 Euro pro Praktikumsstunde zu erhöhen. In einer gemeinsamen Aussendung fordern die Vertreterinnen der Südtiroler Berufskammern der Gesundheitsberufe für Hebammen (OPO BZ), Physiotherapie (OFI BZ) und den rehabilitativen, präventiven und sanitätstechnischen Gesundheitsberufen (MRT STRPG BZ) allerdings die Anpassung des Taschengeldes für alle Studiengänge. Irene Rigott, Sara Zanetti und Carla Naletto pochen in ihrem Schreiben weiters auf den sofortigen Ausbau des Angebotes an der Claudiana und die Einbeziehung der Kammern bei der Planung und Gestaltung des Sozial- und Gesundheitsplans für die nächsten Jahre.
 
 
Schließlich sind es unsere 2.500 Berufskollegen aus 20 verschiedenen Berufen, die gemeinsam mit den anderen zehn Gesundheitsberufen das gesamte Sozial- und Gesundheitswesen tragen!
 
 
„Schließlich sind es unsere 2.500 Berufskollegen aus 20 verschiedenen Berufen, die gemeinsam mit den anderen zehn Gesundheitsberufen das gesamte Sozial- und Gesundheitswesen tragen!“, ist im Schreiben zu lesen. Darin heißt es weiter, dass man sich zwar sehr über den jüngsten Beschluss der Südtiroler Landesregierung, das Taschengeld für das Praktikum der Claudiana-Studenten zu erhöhen, freue. Die Entscheidung allerdings, das Taschengeld ausschließlich für Studierende des Studiengangs Krankenpflege zu erhöhen, zeige einmal mehr eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung der Gesundheitsberufe. Man frage sich, weshalb diese Behandlung den angehenden Krankenpflegern und Krankenpflegerinnen vorbehalten blieb. „Der Fachkräftemangel und die fehlende Attraktivität der Gesundheitsberufe für die Maturanten betrifft alle Gesundheitsberufe auf die gleiche massive, erschreckende Weise – der Rückgang der Studienanwärter ist sowohl auf nationaler Ebene als auch hier in Südtirol seit mindestens zehn Jahren evident!“, so die Vertreterinnen der Berufskammern, die darauf hinweisen, dass sich für das heurige akademische Jahr 2023/24 so wenig Studenten zum Aufnahmetest im italienischen Staatsgebiet gemeldet hätten wie seit Einführung der Studiengänge Ende der 90er-Jahre nicht. „Wir sind also auf einem absoluten Tiefpunkt, zu einem Zeitpunkt wo wir nahezu überall Personalmangel haben und in zehn Jahren rund 30 Prozent des aktuellen Gesundheitspersonals ins Rentenalter kommt.“
 
 
Wir sind also auf einem absoluten Tiefpunkt, zu einem Zeitpunkt wo wir nahezu überall Personalmangel haben und in zehn Jahren rund 30 Prozent des aktuellen Gesundheitspersonals ins Rentenalter kommt.
 
 
Ohne die tägliche Zusammenarbeit auf den Stationen und im Territorium, in der Diagnostik, der Rehabilitation, der Pflege und Betreuung, in der Prävention und Geburtshilfe würde das gesamte Gesundheitssystem der Provinz zusammenbrechen. „Wir sind der Meinung, dass alle 30 Gesundheitsberufe, sowohl während der Ausbildung als auch bei der Arbeit, die gleiche Würde, Berücksichtigung und Anerkennung genießen sollten. Leider war dies in letzter Zeit leider sehr oft nicht der Fall“, heißt es in der Aussendung, in der noch auf einen weiteren Aspekt hingewiesen wird: „Entscheidungen wie diese sind gefährlich, weil sie zu Unzufriedenheit führen und nicht die Zusammenarbeit fördern, die notwendig ist, um einen interprofessionellen Dienst zu erbringen, der unerlässlich ist, um ein gutes Verhältnis zwischen denjenigen aufrechtzuerhalten, die sich um das wertvollste gemeinsame Gut kümmern: die Gesundheit.“
Abschließend deponieren die Vertreterinnen der Berufskammern ihren Wunsch, dass zum einen so schnell wie möglich angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um alle Gesundheitsberufe auf eine gleichberechtigte Basis zu stellen, zum anderen, dass die Berufskammern bei Entscheidungen, welche die jeweiligen Berufe betreffen, in einen grundlegenden und konstruktiven Dialog zwischen Politik und Berufsangehörigen einbezogen werden.

 

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Profil für Benutzer Dietmar Nußbaumer
Dietmar Nußbaumer Mi., 20.09.2023 - 21:11

Die Bevölkerung will ein funktionierendes Gesundheitswesen, das ist Aufgabe der Verantwortlichen (die ja sicher nicht schlecht dafür bezahlt werden).

Mi., 20.09.2023 - 21:11 Permalink