Lochers Wahlhelfer
-
Der Mann ist 95 Jahre alt. Und er dürfte mit dem Schreiben von Briefen keine guten Erfahrungen gemacht haben.
Helmut Kritzinger wurde im April 1961 verhaftet. Kritzinger war damals Pressereferent der SVP und er war einer der wichtigsten Verbindungsleute der Nordtiroler Südtirol-Referentin Viktoria Stadlmayer. Nach einem Anschlag des „Befreiungs Ausschuss Südtirol“ (BAS) Anfang April 1961 in Buntschen im Sarntal wurde bei Kritzinger eine Hausdurchsuchung gemacht. Dabei wurde auch ein Briefwechsel mit Stadlmayer sichergestellt, der nicht nur zur Verhaftung Kritzingers führte, sondern wenig später auch die spektakuläre Inhaftierung von Viktoria Stadlmayer auslöste. Die Südtirol-Referentin der Nordtiroler Landesregierung saß 44 Tage in Untersuchungshaft. Helmut Kritzinger hingegen wurde erst nach über einem halben Jahr, am 25. November 1961, aus der Haft entlassen. Beide wurde drei Jahre später im 1. Mailänder Prozess freigesprochen. -
Helmut Kritzinger floh nach seiner Haftentlassung aus dem Sarntal nach Innsbruck, wo er sich in der ÖVP politisch engagierte. Er war eine Zeitlang Landesobmann des Tiroler Seniorenbundes und 50 Jahre lang auch Obmann des Seniorenbundes der Stadt Innsbruck.
-
„Zum Wohl des Heimattales“
62 Jahre später verschickt Helmuth Kritzinger wieder politische Briefe im Land. Diesmal in seiner Funktion als Obmann des Heimatpflege und Kulturvereins Sarntal. In dem Schreiben von Montag dieser Woche gibt der Verein eine mehr als deutliche Wahlempfehlung ab. In dem Brief, der an die Sarner Haushalte ging, heißt es:
„Wir als Heimatpflege – und Kulturverein Sarntal empfehlen die Vorzugsstimme dem Kandidaten Franz Locher zu geben. Er arbeitet seit Jahren verlässlich in unserer Gemeinschaft im Sarntal mit. Er kennt jeden Menschen und erkennt vor allem die Probleme der Sarner Bürger. Diese Möglichkeit eine vertraute und uns bekannte Gestalt in unserem Tal zu wählen, dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Bitte wählen Sie die SVP und geben Sie Franz Locher ihr Vorzugsstimme. Vielen herzlichen Dank für Ihre Unterstützung zum Wohle unseres Heimattales“.
-
Unterzeichnet ist das Schreiben auch im Namen der Ausschussmitglieder des Sarner Heimatpflegevereins.
Dass es ein Regionalgesetz gibt, das Verbänden und Vereinen, die mit Landesgeldern unterstützt werden, eine direkte Wahlempfehlung verbietet, scheint sich bis ins Sarntal noch nicht herumgesprochen zu haben.
Vor allem aber sind im entsprechenden Gesetz keine Sanktionen vorgesehen.
Dieses Landesgesetz wird…
Dieses Landesgesetz wird noch von ganz anderen Kapazundervereinen missachtet!
Es gibt keine Strafen für die Ungesetzlichkeiten, so bleibt die Gesetzesübertretung folgenlos.
Illegal ist sie aber trotzdem!
Ich hoffe sehr, dass sich im neuen Landtag eine Mehrheit findet, die spürbare Strafen für die Missachtung des Regionalgesetzes 7/1998 einführt!
Hoffentlich hagelt es…
Hoffentlich hagelt es ANZEIGEN! Berechtigt!