Politik | SVP/Analyse

Die neue Mehrheit

Diese Wahl hat das politische Gesicht der SVP-Fraktion im Landtag völlig verändert. Arno Kompatscher hat trotz der Stimmenverluste seine Macht deutlich ausgebaut.
Kompatscher, Achammer
Foto: Seehauserfoto
  • Am Ende steht er trotz der eklatanten Verluste seiner Partei aber auch seiner persönlichen Verluste an Vorzugsstimmen nicht als Verlierer da. Arno Kompatscher geht SVP-intern sogar als Gewinner aus dieser Landtagswahl hervor.
    Das zeigen auch die nackten Zahlen. Der Spitzenkandidat der SVP hat am Sonntag 58.771 Vorzugsstimmen erreicht. Bei den Landtagswahlen 2018 waren es noch 9.439 Stimmen mehr gewesen. Weil die SVP erstmals in ihrer Parteigeschichte unter 100.000 Stimmen gefallen ist (97.092 Stimmen), hat sich das Verhältnis aber deutlich zugunsten des amtierenden Landeshauptmannes verschoben. 
    60,53 Prozent der SVP-Wähler haben am Sonntag Arno Kompatscher ihre Stimme gegeben. Bei den Landtagswahlen 2018 waren es nur 51,38 Prozent der SVP-Wähler gewesen, die den Namen Kompatscher auf den Stimmzettel geschrieben haben.
    Nur beim ersten Antreten von Arno Kompatscher 2013 war das Verhältnis besser gewesen. Die SVP schaffte damals bei den Landtagswahlen 131.255 Stimmen. Arno Kompatscher erhielt damals 81.117 Vorzugsstimmen. Das sind 61,80 Prozent alles SVP-Stimmen.
    Kompatscher schneidet damit selbst im Vergleich mit Luis Durnwalder nicht schlecht ab. Bei den Landtagswahlen 2003 erreichte Durnwalder mit 110.051 Vorzugsstimmen seinen absoluten Zenit. Das waren 64,04 Prozent der SVP-Stimmen. Fünf Jahre später waren es gar 66,77 Prozent der Edelweiss-Stimmen, die Durnwalder bekam.
    Dass die Macht Kompatschers in seiner eigenen Partei nach dieser Landtagswahl aber deutlich gestiegen ist, liegt auch am Abschneiden seiner Mitkandidaten und -kandidatinnen auf der SVP-Liste.

  • Foto: Ismaele Piancola
  • Achammers Absturz

    SVP-Obmann Philipp Achammer: Muss den größten persönlichen Stimmenverlust hinnehmen. Foto: Seehauserfoto

    Einer der klaren Verlierer ist Philipp Achammer. Der Multilandesrat konnte den traditionellen Obmann-Bonus in der SVP nicht nützen. Achammer verlor im Vergleich zu 2018 16.476 Stimmen. Das ist der weitaus größte persönliche Stimmenverlust auf der SVP-Liste. Der Obmann rutschte damit vom zweiten auf den dritten Platz in Sachen Vorzugstimmen ab. Ein solches Misstrauensvotum hat es in der SVP für einen amtierenden Parteiobmann noch nie gegeben.
    Schon jetzt ist klar, dass in der Bozner Brennerstraße noch am Tag nach der Wahl eine ernsthafte Obmann-Diskussion aufkommen wird.

    Schon jetzt ist klar, dass in der Bozner Brennerstraße noch am Tag nach der Wahl eine ernsthafte Obmann-Diskussion aufkommen wird.

  • Deutlich eingebrochen ist auch eine, die eigentlich hoch hinaus wollte: Waltraud Deeg. Die Landeshauptmann-Stellvertreterin hatte sich vor zwei Jahren bereits als Kompatscher-Nachfolgerin ins Spiel gebracht. Doch jetzt hat sie 5.775 Vorzugsstimmen verloren und landet SVP-intern nur mehr auf dem sechsten Platz.
    Zu den Verlieren dieser Wahl gehört auch Arnold Schuler. Der Plauser Landesrat büßt 11.459 Vorzugsstimmen ein und kommt SVP-intern nur mehr auf den 9. Platz. Schuler wird zwar kompetenzmäßig gerupft werden, dürfte aber als Kompatscher-Getreuer in der Landesregierung bleiben.

  • Der Durchmarsch

    Der klare Wahlsieger unterm Edelweiss heißt: Hubert Messner. Der ehemalige Primar der Neonatologie am Bozner Krankenhaus hat es als unabhängiger Kandidat aus dem Stand auf 30.605 Vorzugsstimmen gebracht. Er hat damit alle amtierenden Mitglieder der Landesregierung und des Landtages deutlich abgehängt und ein Ergebnis eingefahren, das ihm kaum jemand zugetraut hat.

  • Aufsteiger Hubert Messner: Eine „Erfindung“ Kompatschers. Foto: Seehauserfoto

    Messner aber ist eine Erfindung von Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann wollte den Kinderarzt bereits vor fünf Jahren zu einer Kandidatur auf der SVP-Liste überreden. Doch Messner winkte ab, erklärte sich aber bereit, kostenlos als Berater des Gesundheitslandesrates zu arbeiten. Thomas Widmann aber wollte vom „Kontrolleur Kompatschers“ nichts wissen und so kam es nicht zur Zusammenarbeit.
    Jetzt fünf Jahre später ist Messner angetreten und hat den Durchmarsch geschafft. Dabei hat er seinen Status als Unabhängiger auf der SVP-Liste bis heute verteidigen können. 
    Denn der Quereinsteiger ist von vielen in der SVP mit großer Skepsis betrachtet worden. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten - auch von SVP-Obmann Philipp Achammer - Druck auf Messner gemacht, er möge doch SVP-Mitglied werden. Doch dieser hat sich exemplarisch geweigert, das „Parteikartl“ zu lösen. Es wird sich zeigen, ob der neue Star unterm Edelweiß auch nach den Wahlen in dieser Frage standhaft bleibt. 
    Der neue Job als Landesrat für Gesundheit dürfte Hubert Messner nach diesem Wahlergebnis kaum mehr zu nehmen sein.

  • Verstärkte Kompatscher-Fraktion

    Arnold Schuler, Luis Walcher: Unterstützung für den Landeshauptmann. Foto: Seehauserfoto

    Mit Hubert Messner hat Arno Kompatscher in Zukunft aber auch einen starken Verbündeten in der SVP-Fraktion an seiner Seite. Und nicht nur.
    Denn auch Rosmarie Pamer hat mit 12.289 Vorzugsstimmen ein ausgezeichnetes Wahlergebnis erreicht. Die Bürgermeisterin von St. Martin im Passeier ist die meistgewählte Frau auf der SVP-Liste und auf dem 5. Platz des Volkspartei-Rankings. Die Arbeitnehmervertreterin gilt als absolute Kompatscher-Unterstützerin. Ebenso wie Luis Walcher. Der Bozner Vizebürgermeister kommt mit 10.120 Stimmen dem politischen Schwergewicht Daniel Alfreider (10.919 Stimmen) gefährlich nahe. Walcher dürfte als Bozner Vertreter ebenfalls für die Landesregierung als gesetzt gelten.

     Arno Kompatscher hat mit dieser Wahl das geschafft, von dem er in den vergangenen 5 Jahren nur geträumt hat: Eine klare Mehrheit in der SVP-Fraktion.

  • Messner, Pamer und Walcher sind dem Kompatscher-Lager zuzurechnen. Auch Neueinsteiger Peter Brunner, der mit 14.375 Vorzugsstimmen sogar auf Platz 4 der SVP-Hitparade steht, und Magdalena Amhof dürften im Zweifel für den Landeshauptmann stehen.Damit aber hat Arno Kompatscher mit dieser Wahl das geschafft, von dem er in den vergangenen 5 Jahren nur geträumt hat: Eine klare Mehrheit in der SVP-Fraktion.
    Es wird sich schon bald zeigen, ob er diese Mehrheit in seiner letzten Legislatur zu nützen weiß.