A Korter mitn Luis
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Es ist ein Traum vieler: Einmal mit Südtirols Rekord-Landeshauptmann Luis Durnwalder ein Watt-Spiel zu bestreiten. Den Priesteranwärtern des Klosters Neustift wurde diese Ehre nun zuteil. Ihr Lehrer im SALTO-Interview über das Ereignis, das Watten und seine persönlichen „Korter-Tipps“.
„Ich habe einige Stimmen und Zuneigungen in meiner politischen Laufbahn durch das Kartenspielen erhalten.“
SALTO: Herr Durnwalder, wie kam es zu diesem Ereignis?
Luis Durnwalder: Die Priesteranwärter kommen aus verschiedenen Teilen Afrikas und Indien. Im Kloster Neustift erhalten Sie verschiedene Fortbildungen. In diesem Zusammenhang wurde ich darum gebeten den Seminaristen etwas über Südtirol zu erzählen, ihnen unsere Geschichte näherzubringen. Nachdem ich dies getan hatte, fragte man mich nun vor einem Monat, ob ich ihnen auch das Kartenspielen beibringen könnte. Grund hierfür ist, dass die jungen Männer bereits in den Gemeinden tätig sind und dort sehen, dass nach dem Gottesdienst im Gasthaus Karten gespielt wird. Die Verantwortlichen dachten also, dass es eine gute Idee sein könnte, wenn die Priester das Watten lernen würden, um sich besser in die Gesellschaft integrieren zu können. Häufig ist es ja wirklich so, dass man mit einem Watter im Dorf mehr Leute erreicht, als durch eine Predigt von einer Stunde. Deshalb habe ich der Idee auch zugestimmt und vor einigen Tagen einen ersten Kurs abgehalten.
Ist das Kartenspielen also eine gute Integrationsmöglichkeit?
Für die Seminaristen ist es wichtig, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Dies ist einfacher, wenn man die Sitten der Dörfer irgendwie mitträgt. Ich zum Beispiel habe einige Stimmen und Zuneigungen in meiner politischen Laufbahn durch das Kartenspielen erhalten.
„Durchs Spielen ist es leichter zu den Leuten hinzukommen als durch Philosophieren zum Beispiel.“
Es ist bekannt, dass Sie ein begnadeter Watter sind, wie haben sich Ihre Schüler geschlagen?
Die Initiative fand bis dato nur einmal statt. Natürlich sind die Teilnehmer noch keine Preiswatter, das Interesse war jedoch groß. Die Karten kannten sie bereits ein bisschen. Bei der letzten Partie, nach etwa zwei bis drei Stunden, hatte ich schon das Gefühl, dass sie ganz gut drauf sind. Ich habe ihnen auch die Regeln herausgeschrieben, sodass sie jetzt fleißig üben können. Wenn es dann soweit ist, dass sich die Übung bezahlt macht, können sie mich zu einem Preiswatten herausfordern.
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Haben Sie Ihren Schülern alle Ihre Tricks verraten, oder behalten Sie diese doch lieber für sich?
Tricks sollte man nur sehr guten Spielern verraten – das sind sie noch nicht – ansonsten meinen die Lernenden es sei die Regel. Tricks sind oft an der Grenze des Zulässigen, deshalb sollte man sie im Lernstadium vermeiden.
Wurden auch andere Südtiroler Kartenspiele gespielt?
Nein, nicht alles gleich auf einmal. Man fängt zunächst einmal mit dem Watten an. Wenn man dann ein Kartenspiel beherrscht, kann man auf die Varianten eingehen. Wenn man die Karten gut kennt und weiß, was ein Trumpf und ein Schlag ist, dann kann man zum Beispiel mit blind Watten oder Schnapsen beginnen. Man sollte zunächst mit den Karten vertraut sein.
Welche politischen Fähigkeiten sind beim Watten von Vorteil und welche Aspekte des Wattens lassen sich auf die Politik übertragen?
Beim Watten lernt man die Menschen besser kennen. Viele gehen nicht aus sich heraus, wenn man sie nicht gut kennt. Während des Wattens hingegen zeigen sie, wie impulsiv sie sind. Durchs Spielen ist es generell leichter zu den Leuten hinzukommen als durch Philosophieren zum Beispiel. Mit dem Politiker sein, hat es grundsätzlich nicht viel zu tun. Es kommt auf die einzelnen Leute an. Beim Tricksen zum Beispiel. Oft kommt es vor, dass man das, was man selbst nicht beherrscht als übernatürlich oder Schwindelei abstempelt. Ein Trick ist grundsätzlich kein Schwindel, sondern vielmehr ein Kurzschluss wo andere einen Umweg machen.
„In der Politik ist es gleich, es braucht die Partner und vor allem eine Gruppe, die einen anfeuert. “
Was ist Ihr Geheimtipp, wenn man ein guter Watter sein will?
Natürlich ist Kartenglück die Voraussetzung, man muss aber auch die Karten, die Mitspieler und das Milieu gut kennen. Auch Aufmerksamkeit, zum Beispiel beim Austeilen der Karten, zählt dazu. Beim Mischen passiert es nämlich manchmal, dass zwei Karten, die in der vorherigen Runde übereinander lagen, nicht getrennt wurden. Spielt der Gegenspieler dann eine dieser Karten aus, kann man damit rechnen, dass er die andere Karte auch hat. Letztlich spielt natürlich auch Übung eine entscheidende Rolle.
Beim Watten kann der Rechte nicht gleichzeitig der Gute sein. Ist das in der aktuellen Regierung anders?
Es ist ja so: Beim Rechten muss man Schlag und Trumpf ansagen und das muss zusammenstimmen und daraus ergibt sich dann der Gute. In der Politik ist es gleich, es braucht die Partner und vor allem eine Gruppe, die einen anfeuert. Wenn man eine Partie gewinnen will, braucht es Soldaten, in diesem Fall die Karten, die einem helfen und einen General, der überzeugt ist den Krieg oder die Partie zu gewinnen.
Super.
Super.
Es war zwar nicht gerade…
Es war zwar nicht gerade mein Traum, aber ich habe bereits einmal mit dem Herrn Dr. Alois Durnwalder (ich bin wahrscheinlich eine der ganz wenigen Personen in Südtirol, die den "Luis" nicht duzen) gewattet. Es war in einem Gartencafé am Ufer des Flusses Ibar in Kosovska Mitrovica, wo ich ihn und seinen persönlichen Referenten mit Hilfe eines Journalistenkollegen beinahe geschneidert hätte. Im letzten Augenblick gelang es dem damaligen Landeshauptmann, das drohende, schreckliche Unheil abzuwenden. Kurz vorher hatten wir uns dank der Hilfe französischer Fallschirmjäger vor einem serbischen Schlägertrupp in Sicherheit bringen können, aber die Wattpartie war natürlich wichtiger als solche Nebensächlichkeiten.