Umwelt | Pflanzenschutz

Christian Fischer: "Es kommt auf die Implementierung an"

Dass das Land Südtirol in Sachen Pflanzenschutz strenger werden will sei zu begrüßen, doch wie genau soll das umgesetzt werden? Fragt Agrarökonom Christian Fischer.

Vor einer Woche, am 1. Juli unterstricht Arnold Schuler: "Wir wollen wie bei der Qualitätskontrolle und der Lagertechnik in der Landwirtschaft auch im Bereich Pflanzenschutz zu den Innovativsten gehören." Hohe Ziele sind gesetzt, man wolle, so Landwirtschaftsrat Schuler, dass Südtirol "mit den neuen Regeln italienweit eine Vorreiterrolle einnimmt und noch höhere Standards als der Nationale Aktionsplan vorgibt", umsetzen.

Umdenken beim Strafen
Christian Fischer, Dozent an der Universität Bozen,
sagt gegenüber Rai Südtirol: "Auf dem Papier sieht das gut aus. Aber es hängt immer zusammen mit der Implementierung, mit dem Vollzug. Wenn sie Strafen haben, dann braucht es auch jemand der anklagt, jemand der verurteilt, jemand der das Geld eintreibt." Solange dieses System fehlt, so Fischer, ist die abschreckende Wirkung vielleicht nicht wirklich gegeben. Und er schlägt ein anderes Denken vor. Nicht die sollen bestraft werden, die gegen eine Regelung verstoßen, sondern jene sollen belohnt und subventioniert werden, die sich an noch strengere Regeln halten.

Gutes Image zuerst
Gemeinsam müssten konventionelle Landwirtschaft auf der einen Seite und Biobauern auf der anderen Seite, vorgehen. Das gute Image für Südtirols Landwirtschaft und Tourismus muss im Vordergrund stehen, so sieht es Fischer. Dabei seien Regeln einzuhalten und Marktbedürfniss anzuerkennen: "Die konventionelle Landwirtschaft muss aufpassen. Wenn sie negativ wahrgenommen wird, von der Bevölkerung, von den Märkten", dann sei das schlecht für das ganze Land. Bio ist nun mal in, sagt der Agrarökonom aus Deutschland, "für die junge Generation, die nach Südtirol kommt ist Bio zum absoluten Standard geworden."

Die Bringschuld
Gelebte bäuerliche Kultur ist das Aushängeschild für Südtirol. Bio und konventioneller Anbau, so sieht es Fischer, seien zu fördern. Kein Ausstechen, kein besser und schlechter. Voraussetzung für ein gutes Miteinander sei aber, "mehr Rücksicht, mehr Resepkt von Seiten der konventionelle Bauern."

 

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Oskar Egger Mo., 07.07.2014 - 18:16

Herr Dr. Fischer, in der Tat wird inzwischen die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr positiv wahrgenommen, sei es für den Verzehr, für die Gesundheit im allgemeinen, sei es für den Anblick (Äpfel bis zu den Almen). Wenn man sich umschaut, meint man, nicht die Krise, sondern der Wohlstand ist ausgebrochen: überall Planierung, Renovierung, Bodenbewegung wo vorgestern noch ein Hauch Idylle war, Dünger bis ins finsterste Eck! In den Agrimärkten wird bar bezahlt, jeder Regelung zum Trotz, da sind wir, Otto Normalverbraucher, alle Weisenknaben. Die Forstbehörden wissen um die schlimmen Boden- und Luftwerte und wir hören immer noch philippische Reden von den Politikern statt des notwendigen Handelns. Die Touristen tun gut daran, dorthin zu gehen, wo auf sie Rücksicht genommen wird, z.B. am Bodensee.

Mo., 07.07.2014 - 18:16 Permalink
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Oskar Egger Fr., 11.07.2014 - 16:13

Diese Artikel und Kommentare waren sozusagen verlorene Liebesmüh: ein besonderer Dank geht an Herrn Schuler für die neue Schule des Zuhörens in Sachen Pestizide. Warum organisiert man nicht mal einen Landtagsausflug in die Gebiete der Welt, in denen die Menschen offensichtlich und ohne Geheimnis an den Folgen der Umweltvergiftungen sterben? Wäre auch gut mal ein Retreat in einem konventionellen Schlachthof...vielleicht schmeckt dann die Wurst nicht mehr ganz so gut und man überlegt sich politisch einzugreifen. Es geht: Migros (CH) kauft und verkauft Putenfleisch aus tierschutzkonformen Betrieben) Manche Apotheken weigern sich Kosmetika aus Tierversuchen anzubieten!! Klingt doch flott "Echtes südtiroler Bio Obst - der Apfel der Dir und Deinen Enkeln gut tut".

Fr., 11.07.2014 - 16:13 Permalink
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Oskar Egger Sa., 12.07.2014 - 10:22

Andreas, Du recherchierst und kommentierst mit großem Einsatz und gibts mir Hoffnung in die Jugend. Hab den Eindruck, die neoliberale Wirtschaftswut der heute 40/50/60 Jährigen, kämpft einen Kampf ohne Rücksicht auf Verluste und es fehlt, im allgemeinen, das Bewußtsein und die Achtsamkeit. Vielleicht können wir auch nichts tun und es bleibt nur das Abwarten darauf, dass sich das alles rächt. Denn vom Wissen her kann heute keiner mehr sagen, nicht informiert zu sein. Ich kann mir nicht erklären, woher diese unbeugsame Arroganz kommt, da wir doch alle im selben Boot sitzen, außer aus der Gier. Gibt bald ein neues Buch des Starphilosophen Pyŏng-ch'ŏl Han, erscheint am 24. Juli 2014 "Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken". Wenn ich den Schuler so höre, der mich dermaßen enttäuscht hat, dann finde ich da durchaus Zusammenhänge: Bayer und Co machen Druck, die Genossenschaften gehorchen, die EU Gelder fließen und der Bauer sagt "des tuatn nix". Nach der Entscheidung im Landtag drückt er kraftvoll auf den Sprüher, der ein Hohn für jedes angrenzende Biogartl ist. Und doch, in Deinem Alter gibt es einige, die es durchziehen, konsequent umsichtig sind, auch auswandern aus dem Heiligen Landl. Ein Lichtblick?

Sa., 12.07.2014 - 10:22 Permalink