Gesellschaft | Nationaler Gedenktag

Meran's Stele: Bewusste Desinformation?

"18. März 2020". "LKW-Kolonnen" sollen "an diesem Tag" die "Stadt Bergamo" "mit Hunderten von Särgen" verlassen haben. Tg3 zeigt nur eine Kolonne, und es heißt: "a bordo 65 bare".
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Die Meraner Stele zum Gedenken an die Opfer der Corona Pandemie
Foto: Martin Kirchler
  • LEGGE 18 marzo 2021, n.35

    Es ist ein denkwürdiges Datum in der jüngeren Geschichte Italiens. 

    Rom, am "18 marzo 2021":  

    Der 18. März wird per Gesetz als nationaler Gedenktag an die Opfer der Pandemie institutionalisiert  (" Art.1 Istituzione della Giornata nazionale in memoria delle vittime dell'epidemia di coronavirus"). Das Gesetz ist zu diesem Zeitpunkt bereits von beiden Kammern angenommen. Staatspräsident Mattarella und der Präsident des Ministerrates Draghi zeichnen nur noch die sechs Gesetzesartikel ab. 

    Art. 2 sieht die Möglichkeit vor, dass öffentlich Bedienstete sich einen Teil ihrer "retribuzione" für die Finanzierung der "wissenschaftlichen und technischen Forschung" abdrücken lassen können. Was natürlich auch den Arbeitnehmern im privaten Sektor zugestanden wird.

    Art. 3 erlaubt es dem Staat, den Regionen und Provinzen -im Rahmen ihrer Autonomie bzw. jeweiligen Kompetenzen- öffentlichkeitswirksame Manifestationen, Zeremonien und Zusammenkünfte zu diesem Zweck zu fördern. Wobei Initiativen, die sich an junge Generationen wenden, zu bevorzugen seien.

    Art. 4 erlaubt es auch den schulischen Institutionen, entsprechende Förderungen zu betreiben.

    Art.5 verlangt von öffentlichen Informationsmedien wie Radio, Fernsehen und Multimedia, dass sie für Themen, die hiermit verbunden sind, entsprechenden "Raum" garantieren.

    Art. 6 bildet die Klausel, dass für die Öffentlichkeit im Rahmen dieser Massnahme keine neuen oder höheren finanziellen Aufwendungen entstehen sollen.

    Die Maßnahme hat Gültigkeit ab 2/04 2021.

  • Meran's Bürgermeister und Vizebürgermeisterin angesichts der Stele zum Gedenken der Opfer der Corona-Pandemie. Ob Ihnen die Unstimmigkeiten/ Fehlinformationen im Text bewusst sind? Jedenfalls übernehmen und propagieren sie den Text, ohne ihn zu hinterfragen. Foto: Screenshot
  • Meran erinnert an die Opfer

    Am Sonntag 17. März 2024 eilt die Gemeinde Meran dem italienischen Gedenktag voraus. Mit einem Aufruf von Bürgermeister Dal Medico und Vizebürgermeisterin Zeller, "an dieser Gedenkfeier teilzunehmen und eine kurze Pause einzulegen." Laut Aussendung sei die Stele  im Jahr 2021 aufgestellt worden, im Auftrag der Stadtverwaltung. Konkret mit einer Inschrift in drei Sprachen: Deutsch, Italienisch und Englisch.

    Es folgt ein Text, der ab dem ersten Nebensatz die Inschrift der Stele wortwörtlich übernimmt, ohne dass dieser Text jedoch als Zitat gekennzeichnet wird.  Er lautet wie folgt [der kursive Teil ist das nicht gekennzeichnete Zitat der Stele]:

    "Es war am 18. März 2020, als eine ganze Kolonne von Lastwagen der italienischen Armee mit Hunderten von Särgen die von der ersten Corona-Welle besonders hart getroffene Stadt Bergamo verließ, um die Todesopfer der Covid-19-Pandemie von der völlig überlasteten Stadt zur Einäscherung an einen anderen Ort zu bringen. Das Bild der LKW-Kolonnen mit ihrer traurigen Fracht hat sich als Symbol für diese Tragödie tief in das Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt."

  • Fragwürdige Propaganda

    Der Text birgt gleich mehrere hyperbolische Formulierungen, die einer Desinformation nahe kommen.

     Er wird von Medien wie Südtirol News auf Strich und Komma weiterverbreitet, sprich unkritisch propagiert.

    Kritisch zu hinterfragen ist aus meiner Sicht vor allem die Behauptung der "Hunderte von Särgen". Doch auch die Formulierung einer Mehrzahl von "LKW-Kolonnen" und das Sprachbild vom "Symbol", das sich "tief in das Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt" habe.  

    "mit Hunderten von Särgen" ( "trasportando centinaia di bare"/"carrying hundreds of coffins")

    Ob sich diese unsachlich formulierten Behauptungen der Meraner Gendenk-Stele auch schon "tief in das Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt" haben mögen? Jedenfalls hoffe ich persönlich nicht, dass das Einbrennen ins Gedächtnis das eigentliche Ziel dieser Tafel und medialen Weiterverbreitung [Propaganda] des darin enthaltenen Textes sein möge!

    Denn: Allenfalls handelt es sich hierbei um eine äußerst fragwürdige Propaganda (Verbreitung) von Behauptungen, die auf dieser Weise so gar nicht den Tatsachen entsprechen. 

  • Deutscher Text des Gedenkmonomentes an der Meraner Kurpromenade Foto: Martin Kirchler
  • "Hunderte"? Wie viele sind das?

    Eine "gutefrage". Darauf antwortet der "Mathematik Experte" Rhenane in der Internetseite www.gutefrage.net: 

    Spricht jemand von "hunderte Menschen", sind damit "mehrere Hundert" gemeint. Ich denke dann eher an Mengen "weit" über 200, vielleicht so ab 400/500.

    Dem stimmen die User VenCreeper und Satiharu zu. "Hunderte" beginne "bei 200. Das ist keine Meinung [...]". "Hunderte" sei gleichbedeutend mit "mehrere Hundert, =200+, eher gar 300+"

    Sucht man in der Internet Berichterstattung zu unterschiedlichen Krisen entsprechende Beispiele, z.B. zur "KlimaKrise", "Gaza-Krise" und "Wohnungs-Krise", "Ukraine Krise" oder "FlüchtlingsKrise", so kann man feststellen: 

    Die Formulierung "Hunderte" ist demnach wohl eher ein  Aufpeitscher, der bestenfalls eine journalistische Schlagzeile ziert, um die Aufmerksamkeit der potenziellen Leserschaft zu erhaschen. 

    Ob die Stele 2021 mit diesem Hintergrund der Medienaufmerksamkeit erstellt worden ist?

    Während die zitierten Schlagzeilen beim Klicken und weiterlesen tatsächlich Angaben zur genaueren Anzahl offenbaren, ist dies beim Text der Stele nicht er Fall. Eine genaue Zahl Särge, die  am 18.März 2020 tatsächlich mittels Militär-LKWs aus der Stadt Bergamo gebracht worden sind,  bleibt den Lesenden vorenthalten.

    Und damit auch den LeserInnen jener Medien, die diese Art der "memoria" bzw. Presseaussendung propagieren. Sprich weiter verbreiten. 

  • Die offiziellen Zahlen vom 18. März 2020

    Am 18. März 2020 um  18.00 Uhr teilte die offizielle Seite der Regierung die Zahlen des Tages mit. Die mit Symptomatik [in ein Krankenhaus] Eingelieferten, die Belegung der Intensivstationen usw.  Aufgeschlüsselt nach Regionen sind sie in einer Pdf übersichtlich zusammengetragen.  Demnach wies die Region Lombardei an jenem Tag eine Gesamtzahl von 1959 Toten (deceduti) auf. 

    Insgesamt hatte Italien an diesem denkwürdigen Tag 2978 Tote zu beklagen, die vorübergehend "in Verbindung mit" dem Coronavirus gebracht worden waren. Denn die "effektive Todesursache [causa effettiva]" müsse erst noch durch das ISS bestätigt werden. Eine Anmerkung, die seitens der Regierungsseite zwar ausdrücklich mitgeteilt wurde. Die öffentlichen Medien griffen diesen Fakt allerdings nicht auf und nahmen eine Täuschung der Konsument*innen billigend in Kauf. Die Zahlen, die dem Durchschnittsbürger täglich als "Tote an und in Verbindung mit Corona" eingetrichtert wurden, trugen dem Fakt nicht Rechnung, dass hierbei "Covid-19" nicht als die "effektive Todesursache" zu gelten hatte.

    18.03.2020 18:00 Uhr: “I deceduti sono 2978, questo numero, però, potrà essere confermato solo dopo che l’Istituto Superiore di Sanità avrà stabilito la causa effettiva del decesso.” 

    Über die Gesamtzahl der positiv getesteten sog. "Coronafälle", die als "contagiati" galten, lieferte an jenem Tag eine weitere Pdf.

    Bergamo führte die Liste der Lombardei mit der Zahl 4.305 an (insgesamt wies die Lombardei 17.713 bestätigte Fälle auf).

  • 18.03.2020. Ein trauriger Rekord

    Was den 18.03.2020 aus rein objektiver Sicht zum besonderen Tag machte, war allerdings nicht die Aktion mit der LkW-Kolonne des italienischen Militärs. Diese hielten die Bergamasker erstmal ohnehin eher für einen Show-Effekt des Ministers. Doch war dieser angesichts einer neuen bedenklichen Rekordzahl auch "verhältnismäßig" bzw. "angemessen"? 

    Wer weiß?!

    Immerhin berichtete der Präsident der Region Lombardei, Attilo Fontana, anlässlich des am 18.03.2020 in Mailand angereisten Vizepräsident des Chinesischen Roten Kreuzes, Sun Shuopeng:  “Per il coronavirus, anche il vicepresidente della Croce Rossa cinese, Sun Shuopeng, è stupito di come ci sia ancora troppa gente per strada, di quante persone usino ancora il trasporto pubblico e del fatto che poca gente usa la mascherina. Ci ha anche detto che le misure sono troppo poco rigorose e che se non si cambia approccio il virus continuerà.

    "[...] se non si cambia approccio il virus continuerà"

     Die Online-Seite Avvenire berichtet am 18.03.2020: "2.978 i decessi, anche qui purtroppo con un incremento mai registrato di 475 in un giorno. Sono i dati forniti dal commissario all'emergenza Angelo Borrelli nel punto stampa in Protezione Civile. [...] Con 475 morti in un giorno l'Italia supera il bilancio di vittime in una sola giornata rispetto ad ogni altro Paese al mondo: finora questo triste record, sottolinea la France Presse, era detenuto dalla Cina che aveva registrato il picco di 368 decessi per coronavirus in un solo giorno.”

    Italien stand also plötzlich mit 475 Toten an nur einem Tag an der Spitze der Statistik. 

    "[...]purtroppo con un incremento mai registrato di 475 in un giorno."

    Davon entfallen laut Avvenire allein 319 auf die Region Lombardei.

    Damit erreicht eine einzige Region bereits nahezu die Rekordzahl, die mit 368 bislang von China gehalten wurde.

    Weniger spektakulär war demnach die folgende Zeile, die im selben Artikel von Avvenire zu lesen ist: “Intanto oggi mezzi dell'esercito hanno portato un certo numero di bare, circa una sessantina, dal cimitero Maggiore di Bergamo in forni crematori di altre regioni nei comuni che si sono resi disponibili ad accettarle: Modena, Acqui Terme, Domodossola, Parma, Piacenza e diverse altre città che si sono rese disponibili. “

    [...] un certo numero di bare, circa una sessantina, [...]

    Die Rede ist also von einer 60er Zahl.

    Nichts mit "Hunderte"!

  • Die wahren Zahlen von Bergamo

    Ja, es waren "Hunderte" von Toten an jenem Tag zu beklagen. Nicht jedoch beschränkt auf die Provinz oder gar Stadt Bergamo, sondern bezogen auf die gesamte Region Lombardei. Wobei, wie gesagt, die "effektive Todesursache" noch gar nicht geklärt war und eine "Verbindung mit Corona" lediglich eine Hypothese [Unterstellung] sein konnte.

     Die Region zählte insgesamt 319 neue Tote an jenem denkwürdigen Tag.

    Davon entfielen laut  Bericht des Avvenire vom 19.03.2020  93 weitere Tote auf die Provinz Bergamo. Wohlgemerkt Provinz, nicht Stadt Bergamo. Damit habe die Provinz die Zahl von insgesamt 550 Toten erreicht. Also "Hunderte" lediglich mit Bezug auf die gesamte Provinz und auf den gesamten Zeitraum seit Beginn der Pandemie! 

    Doch die Zahl der Särge, die an jenem Tag aus der Stadt Bergamo trasportiert wurden, waren ohne jeden Zweifel keine "Hunderte". 

    Es war  ohne Zweifel festgehalten worden, dass es sich um eine "sessantina" handle.

    Also 60+

    Kurz: Keine 200+ ["Hunderte"] oder gar 550.

    L' Avvenire vom 19.03.2020 präzisiert die Anzahl und schreibt von "65 bare":

    Trasportano 65 bare che Bergamo non può più seppellire, che non riesce più nemmeno a cremare. 

    Ebenso von der Zahl 65 ist gleich mehrmals in einem Video Bericht des TG3 der Rai die Rede, der auch weiterhin auf Facebook zu sehen ist. Ein Videobericht, der im Übrigen auch NUR EINE [einzige] Kolonne von ca. 10 Militär LkWs zeigt. 

    “e a bordo 65 bare” /“per quelle 65 persone” /“quelle 65 bare di quella sera di un anno fa”

    Nicht wesentlich mehr LkWs sind auch in einem anderen Video zu sehen, das aus einer etwas übersichtlicheren Perspektive gedreht wurde.

    Die Anzahl deckt sich in etwa mit den LKW-s, die laut Fotoreihe von La Repubblica tatsächlich vor dem Bergamasker Friedhof vorgefahren waren. Allerdings verwechselt die Repubblica hier offenbar die Anzahl von "una settantina"   "feretri", wie sie die italienische Nachrichten Agentur ANSA meldet, mit der Anzahl der Lkw-s. Denn La Repubblica titelt von "70 mezzi militari". Dabei gab die  ANSA  "una trentina di camion" vor. Was aber ebenso wenig der Wahrheit entsprach.

    Kein Wunder also, wenn die Meraner Stadtgemeinde auf die Idee kommt, "das Bild der LKW-Kolonnen [Mehrzahl]" als "Symbol" zu institutionalisieren, das sich "tief in unser Gedächtnis eingebrannt" haben soll.

    Bleibt aus meiner Sicht nur die Frage, wie viele "LKW-Kolonnen" laut Meraner Stadtverwaltung von 2021 in einem "Bild" vereint Platz finden: Eine "ganze Kolonne" von   ca. 10 LKW-s, die ja tatsächlich in einem "Bild" Platz fanden? 

    Ohne Zweifel.

    Dass es aber mehrere "LKW-Kolonnen" sind, also "una trentina" oder gar "70 mezzi militari", die angeblich an jenem Tag die Stadt Bergamo verließen,  entspricht schlichtweg nicht der Wahrheit.

  • Die wahren Zahlen

    La Repubblica hatte bereits am 30 April 2020 klar gestellt, welches die tatsächlichen Zahlen sind. Und das sogar im Untertitel: 

    "dieci [10!!!] camion dell'Esercito con a bordo 65 [!!!] salme"  [❗]

    Im Text lässt die Aussage einer im Geschehen involvierten Person keine Zweifel offen:

     "Su ogni camion ci stanno 6-7 bare" [❗]

  • Irreführung in Kauf genommen

    Zeit für ein kleines Fazit:

    Wenn ich an der Gedenktafel der Stadtgemeinde Meran von einer "ganzen Kolonne" "mit Hunderten von Särgen" lese, die am "18. März 2020" die "besonders hart getroffenen Stadt Bergamo verließ"  und gleichzeitig in verschiedenen Medien von "Hunderten" lese, hinter denen sich Zahlen von "mehr als 250 Mitarbeitern", "etwa 300 Menschen", "ungefähr 420 heranwachsenden Personen" , "rund 700 bis 750 Geflüchtete" oder "insgesamt 974 Menschen" offenbaren, dann müsste ich jetzt wohl annehmen:

    Die Stadtgemeinde Meran möchte den BesucherInnen der Kurpromende bzw. den LeserInnen der "Neuigkeiten" aus der Gemeinde sowie anderer Medien, die bedenkenlos von der News Seite der Gemeinde abschreiben, einflüstern, dass am  18.03.2020 vielleicht sogar alle 550 bis dahin Verstorbenen die Stadt/Provinz Bergamo in "LkW-Kolonnen" verlassen haben mögen.

    Denn auch nur so würde die von der Meraner Stadtgemeinde benützte Mehrzahl von "LkW-Kolonnen" Sinn machen.

    Was die Anzahl der Kolonnen betrifft:  Selbst für eine "sessantina" von Särgen dürfte  eine einzige, oder "gesamte Kolonne" von ca. 10 LkWs, wie sie in den bekanntesten Videoaufnahmen jenes Tages maximal zu zählen sind, eine Nummer zu groß gewesen sein.

    Außer ein LkW trasportierte jeweils maximal 6+ Särge.  Was mir durchaus realistisch erscheint. Immerhin sind die Laderäume dieser LKWs nicht allzu lang; mit einer Lage von 6+ quer verladenen Särgen [Vgl. folgendes Bild, ein Screenshot aus Sekunde 12 des Rai Videos vom 18/03/2023].

    Aber man kann es natürlich auch mit "[einer unendlichen Reihe] una fila interminabile  di camion militari carichi di bare" übertreiben, die angeblich aus dem "Cimitero Monumentale" kam.

    An dieser Stelle frage ich die Meraner Stadtverwaltung: Ob 10 [bzw. 30] Camions mit einer "settantina" von Särgen oder "Hunderte von Särgen" in "LKW-Kolonnen" oder gar in einer "unendlichen Reihe von Militärlastwagen beladen mit Särgen": Wo ist da auch schon der Unterschied?! Zumal den amtierenden PolitikerInnen jede Form der ehrlichen Aufarbeitung fern zu liegen scheint.

    Von der Berichtigung seitens von "la Reppublica" vom 30. April 2020 muss man auch keine Notiz nehmen: Wenngleich sie im Untertitel klarstellt:

     "dieci [10!!!] camion dell'Esercito con a bordo 65 [!!!] salme" 

    und im Text präzisiert:

    "Su ogni camion ci stanno 6-7 bare" 

  • Screenshot von Sekunde 11 des Kurzvideos zur Erinnerung an den 18.März 2020 Foto: Screenshot
  • Hinter-Gründe und ihre gebotene Aufarbeitung

    Für das Auffahren eines Militärkonvois wird es tatsächlich Gründe gegeben haben.

    Denn: Vieles war damals in der Region Lombardei schief gelaufen. 

    Und all das Schiefgelaufene kumulierte in den viel beschworenen "Bildern aus Bergamo", die die Menschen allerdings nicht das Schrecken vor inkompetenten Regierungen lehren sollten, sondern vor Corona.

    So berichtete Francesco heute am 18.03.2024 dem Rai Reporter Alfredo Ranavolo: Seine Mutter sei an jenem Tag an Covid verstorben, an dem  in der Gemeinde Alzano Lombardo der erste positiv getestete Covidfall publik wurde. Das war der 22.02.2020. Einen Test, den er bei der Sanität für seinen noch lebenden Vater angefragt habe, sei "für die lebenden" nicht zu haben gewesen. Wie vom Sohn richtig vermutet, war der Vater tatsächlich infiziert. Er wurde allerdings erst als schwer symptomatischer Fall ins Krankenhaus von Alzano eingeliefert, am 28.02., und daraufhin ins Papa Giovanni XXIII im Westen der Stadt Bergamo verlegt.  

    Es war auch kompliziert, herauszufinden, wo der Körper [zu finden] war”.

    Traurig genug! Fracescos Vater war außerdem einer der 65 Leichen, die an jenem Tag medienwirksam aus der Stadt gebracht wurden.

    Roberta Caprini, jene Bestattungsunternehmerin, die am 18.03.2020 von der Abholung durch das Militär betroffen war, sagte in einem Interview zu dieser Aktion: “Per la gente di Bergamo era una ferita insanabile; perchè aveva i suoi cari  su quei mezzi. Non serviva quella cosa; cioè serviva… anche perchè poi di numeri si tratta di , non so, di 60, 70 salmi” “cioè se hai un po di personale e fai arrivare dei mezzi , ti aiutano senza fare un spettacolo in quel modo …" [Inverview für "CORONAfilm"]

    Man sollte nie vergessen: Die Militärfahrzeuge waren gekommen, nachdem Erdbestattungen verboten worden waren und für Frau Caprini keine andere Nummer mehr erreichbar war als jene vom Zivilschutz. Doch eine solche Aktion hätte sie sich nicht erwartet. 

    Eine wahrhaftige Aufarbeitung scheint mir geboten.

    Zumindest jedoch das Unterlassen von Propaganda (Weiterverbreitung) von Texten wie sie die Meraner Gedenkstele beinhaltet, die wieder einmal eine große Anzahl an unaufgeklärten Leser*innen erreicht hat, um sich "tief in das Gedächtnis der Bevölkerung" einzubrennen.

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Klemens Riegler Di., 19.03.2024 - 23:24

So viel Text ... so schnell erklärt:
- Die Särge hatten sich damals über Tage "gestapelt"
- Die Menschen sind in den Tagen vorher verstorben und haben nichts mit dem 17. oder 18.3. zu tun.
- Was eine "Kolonne" ist, erklärt auch der Codice Stradale = Mehr als 7 Fahrzeuge hintereinander. Da kommen dann schnell einige zusammen. Bzw. wenn mehr als 7 LKW´s drei Mal pro Tag eine Strecke befahren, sind dort mehrere LKW-Kolonnen entlang gefahren.

Als größere Wortklauberei & Zauberei & Fehlinterpretation & auch fragliche Propaganda würde ich eher diesen durchaus sehr ausführlichen Beitrag bezeichnen.

Die Bilder von Bergamo werden trotzdem bleiben. Egal ob an jenem Tag 169 oder 283 Särge aus der Stadt gebracht wurden. Und egal ob es eine lange Kolonne oder 3 kurze LKW-Kolonnen waren.

Di., 19.03.2024 - 23:24 Permalink
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Martin Tarshito Mi., 20.03.2024 - 23:02

Antwort auf von Klemens Riegler

"169 oder 283 Särge"? Wie kommen Sie auf diese Zahlen?
Haben Sie sich diese aus den Fingern gezogen, um die "fragliche Propaganda" von den "Hunderten von Särgen" zu rechtfertigen?

Exklusiv für Herrn Riegler hier eine Kurzfassung,
da ich seine "Wortklauberei & Zauberei & Fehlinterpretation" so nicht stehen lassen kann:

> Die italienische Nachrichtenagentur ANSA schreibt von einer "settantina" ; also ca. 70 (https://www.ansa.it/sito/notizie/topnews/2020/03/18/esercito-con-le-bar… ; nachzulesen im letzten Satz!)
> Der Video Bericht des TG3 spricht von "a bordo 65 bare" (https://www.facebook.com/tg3rai/videos/18-marzo-2020-linizio-di-tutto/4…)
> L' Avvenire vom 19.03.2020 schreibt : "Trasportano 65 bare che Bergamo non può più seppellire, che non riesce più nemmeno a cremare" (https://www.avvenire.it/attualita/pagine/le-bare-sui-camion-militari-be…; Absatz zwei; er steht dort sogar in FETTDRUCK!)
> Es war die Bestattungsunternehmerin Roberta Caprini, deren Särge sich im Cimitero Monumentale aufgrund eines Verbotes der Beerdigung angesammelt hatten. Nachdem keine lokale Amtsperson mehr zu erreichen war, rief sie schließlich den Zivilschutz an [Protezione Civile]. Dieser kam in Gestalt der LKW Kolonne und brachte die Särge weg. Roberta Caprini sprach von "60, 70 salmi" und fügte hinzu: "Non serviva quella cosa", sprich dieses Aufgebot an LKWs.

ANSA, RAI und Frau Caprini schreiben/sprechen also einheitlich von ca. 65 Särgen , die mit den LKWs aus der Stadt in eine "dozzina" di destinazioni in tutta Italia" [ANSA] gebracht wurden!

Ihre Wortklauberei mit den 7 LKWs, Herr Riegler, die eine Kolonne bilden, erinnert mich an den ersten Bericht von "La Repubblica", der wahrheitswidrig mit "70 mezzi" titelt. Offenbar, weil die Redaktion nicht erkannt hatte, dass sich die Worte " sono una settantina" bei der ANSA auf "feretri" und nicht auf die angebliche "trentina" von "camion" bezog. Oder vielleicht verstand man dort schlichtweg nicht, dass feretrum zwar von gr. ϕέρετρον [ ϕέρω «portare»] kommt aber eben ein Synonym der "bara coperta" ist; nicht aber ein Synonym für den 'Camion che "porta" le bare'.

Andererseits weiß "la Repubblica" am 30 April 2020 dann doch auch von den "dieci [10!!!] camion dell'Esercito con a bordo 65 [!!!] salme" zu berichten bzw. zu berichtigen.
Und das sogar im Titel.
(https://milano.repubblica.it/cronaca/2020/04/30/news/quella_colonna_di_…).

Und tatsächlich sieht man in den von mir verlinkten Videos , z.B. jenes von TG3 max., ca. 10 Camions.

Wieviele zählen nun Sie, Herr Riegler?

Zitat aus dem gerade zitierten Artikel:
«Su ogni camion ci stanno 6-7 bare».

Nun die Preisfrage, Herr Riegler:
10 Camions x 6-7 Särge ergibt?
Richtig ca. 65!
Bingo.

Nimmt man Ihre These von den 7 Camions, Herr Riegler, die "drei Mal pro Tag eine Strecke" von Bergamo in andere Regionen fahren, u.a. "Ferrara [204 km], Bologna [240 km], Modena [203 km], Verona [117 km], Vicenza [165], Padova [201,9], Udine [344 km] , Firenze [340 km] , Novara [122 km], Cinisello Balsamo [43,5 km]", dann muss das wohl eine Speedy Gonzales Kolonne gewesen sein.
Vielleicht waren es ja doch "70 mezzi".
Also die 7 einer Kolonne, die an jenem Tag sogar 10 Mal in Bergamo ein und ausgefahren sind, nicht wahr?

Aber zurück zu den Fakten:
Bis zum 24. April, also nicht in einem Zeitraum von einem Tag [18.03.2020], sondern in ca. 5 Wochen , wird laut dem erwähnten Artikel vom 30. April die Zahl 969 erreicht [eine Zahl, die man schon eher mit "Hunderte" erfassen könnte]. Aber Achtung: Auch diese kamen nicht allein aus Bergamo, sondern auch aus Seriate und Ponte San Pietro.

Also nichts mit "Hunderten von Särgen", die am 18. März aus der "Stadt Bergamo" gebracht wurden.

Definitiv nicht.

Da hilft auch keine "Wortklauberei & Zauberei &Fehlinterpretation & auch fragliche Propaganda" von Seiten des Herrn Riegler.

Mi., 20.03.2024 - 23:02 Permalink
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Salto User
wartl Fr., 22.03.2024 - 18:37

Immerhin war Bergamo DER Hotspot der Covid-19 - Problematik, weil beim Fußballmatch massenhaft Ansteckungen passiert sind, die sich dann in den Familien und an den Arbeitsplätzen weiterverbreitet haben. Zuvor war es über Schwarzarbeiter in der Textilindustrie zu einer Ausbreitung des Virus gekommen, da diese in überbelegten Unterkünften gehaust haben. Weniger ausgeprägt, aber auch noch auffällig, kam es auch in Ö. zu Hotspots der Ansteckung bei prekär Beschäftigten.
Die Lehren daraus: Atemwegsinfekte verbreiten sich besonders stark durch überdurchschnittliche Luftbewegungen in den Atemwegen (Husten, Niesen, Singen, Schreien - ein Fußballstadion ist nun mal kein Trappistenkloster) und besonders leicht bei geringer Distanz.
Beim Essen/ Trinken und Schlafen ist eine Maske nicht praktikabel, die (korrekt getragen) ein sehr wirksamer Schutz vor Ansteckung ist. Die Impfung verringert die Folgen einer Ansteckung, weil das Immunsystem früher reagiert und damit die Virenvermehrung im Körper gebremst wird.

Fr., 22.03.2024 - 18:37 Permalink
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Profil für Benutzer Peter Gasser
Peter Gasser Mi., 03.04.2024 - 08:38

... nicht hunderte, tausende von Wörtern und ein grundlegender Fehler a priori, der den ganzen Beitrag wohl leider zur Makulatur macht:

die Annahme, man habe nur *die an diesem Tag Verstorbenen* abtransportiert: dann hätte man zudem bis 23:59 Uhr warten müssen - der Transport war aber unter tags...
(Logik in Vorbereitung zum Artikel: für nur 60 Särge hätten wohl 2-3 LKW gereicht, die wären auch niemandem aufgefallen)

.

Zitat: “Eine wahrhaftige Aufarbeitung scheint mir geboten”: eine “wahrhafte Aufarbeitung” begeht nicht schon a priori den Rückschau-Fehler, Vergangenes mit dem Wissen von heute zu bewerten;
zudem begehen Sie bei Ihrer ex-post-Betrachtung den Attributionsfehler bei der Betrachtung der Geschehnisse.

Mi., 03.04.2024 - 08:38 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Tarshito
Martin Tarshito Sa., 13.04.2024 - 03:21

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Peter scheint absolut resistent gegenüber den offenbaren und öffentlichen Fakten zu sein. Fakt ist:

👉 "La Repubblica" stellte bereits am 30 April 2020 klar, und das sogar im Titel: "dieci [10!!!] camion dell'Esercito con a bordo 65 [!!!] salme" [❗]. Im Text die Aussage einer im Geschehen involvierten Person: "Su ogni camion ci stanno 6-7 bare" [❗]
(https://milano.repubblica.it/cronaca/2020/04/30/news/quella_colonna_di_…).
👉Und tatsächlich sieht man in den von mir verlinkten Videos, die bereits zeitnahe veröffentlicht worden waren, z.B. jenes von TG3 , max. ca. 10 Camions.
👉bereits am betreffenden Tag selbst war mehrfach von 65 Särgen die Rede, respektive von una sessantina oder settantina.

Das, Herr Peter, ist "Vergangenes", das der Wahrheit entspricht und dem Sie und ihresgleichen a posteriori immer noch mit einer Beharrlichkeit, die sich gegen noch so offenbare Fakten richtet, dagegen halten. Auf eine Weise, dass man sich fast schon nicht mehr wundern muss.

Einen "a priori Rückschau-Fehler" weisen damit - nachgewiesenermaßen- Sie selbst auf. Ihn auch noch zu verteidigen, scheinen Sie wohl nötig zu haben?! Nach all der relativ faktenfreien Meinung, die Sie hier zum Thema seit Jahren darbieten.

Erstaunenswert finde ich:
Einerseits schreiben Sie
"Logik in Vorbereitung zum Artikel: für nur 60 Särge hätten wohl 2-3 LKW gereicht, die wären auch niemandem aufgefallen".
Andererseits scheint Ihre Logik nicht für die letztendliche Einsicht zu reichen: Wenn in der Tat bestätigt ist, und zwar seit März/April 2020, dass es nur 10 Camions waren, die an jenem Tag mit jeweils nur 6+ Särge die Stadt verließen, dann diente dieser militärische Auflauf wohl eher einer Propaganda, die die Italiener für mehr Disziplin sensibilisieren sollte, als einer Logistik, die 60 Särge -gemäß Ihrer Logik-, auch mit nur 2- 3 Camions unauffällig weg führen hätte können.

In dem Moment, wo die besagte Bestattungsunternehmerin den Zivilschutz angerufen hat, wurde dieser mit Sicherheit in Kenntnis darüber gesetzt, dass es sich nur um eine sessantina di salme handelt. Doch offensichtlich entschied man sich, eine Kolonne von 10 LKWs zu schicken und den Stimmen, die bald mit Fehlinterpretationen zirkulierten, nicht zu widersprechen.
"Die Bilder von Bergamo" wurden zum schlagenden Argument gegen alle, die man bald als "Spinner" verunglimpfte und fortan systematisch mit "Coronaleugner" , "Querdenker" , "AFD-Wähler" und "Nazi", also mit einer "Keule aus allen vier Zutaten" (Zitat David Precht im letzten Podcast mit Markus Lanz) möglichst mundtot schlagen wollte.

Dass diese Aktion des Generale Figliuolo zu seiner Karriere [in der Impfkampagne!! später, selbst unter Meloni, Beistand beim Empfang von hohem Staatsbesuch, respektive Ursula von der Leyen als oberste Koordinatorin der EU Coronapolitik] gereichte, ist in Ihren Augen sicherlich auch nur ein Zufall, nicht wahr?
Oder gar eine Verschwörungstheorie?!

Tja, die besagte PR(opaganda) [und nicht nur diese] hatte bei Ihnen wohl nicht von ungefähr gewirkt.

Sa., 13.04.2024 - 03:21 Permalink