Politik | Siegesdenkmal

Schützen contra CasaPound

Für die Schützen ist und bleibt es ein "Faschistentempel", CasaPound kann dem Dokumentationszentrum einiges abgewinnen, aber "vergognosi" sind die Laserlichtspiele.

Was den einen ein Dorn im Auge ist, gefällt den anderen. Was die einen versteckt sehen wollen, möchten die anderen hervorheben. Dass das Siegesdenkmal "mit finanzieller Hilfe der Südtiroler Landesregierung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und der Zaun geöffnet wurde", versteht der Südtiroler Schützenbund ganz und gar nicht. Die Kritikpunkte listet der Schützenbund auf:

"Das Museum dient weniger der Aufklärung, als viel mehr der Verherrlichung des Faschistentempels. Von Dokumentationszentrum kann hier keine Rede sein, sind die Räumlichkeiten im Keller viel mehr eine Erklärung des Denkmals an sich, als eine Aufarbeitung der faschistischen Vergangenheit. Für jeden Faschisten und deutschsprechenden Italiener war die gestrige Eröffnung ein Freudentag, jedoch für jeden heimatbewussten Südtiroler eine reine Zumutung."

So zeigt sich Mirko Gasperi, Bozner Sprecher von CasaPound Italia, gerührt über ein unerwartetes Wiedersehen: "E` stata un'emozione rivedere le aquile di ponte Druso finalmente esposte al pubblico, ma ovviamente auspico che un domani vengano ricollocate nel loro luogo originario." Darüber können die Schützen nur den Kopf schütteln,  und sie beanstanden: Warum soll das eine Krypta sein, "welcher Heilige liegt darin?" und warum läuft die Zeit nur bis 1945: "Es werden nicht die Großkundgebungen durch das Militär bis 1996, die Kranzniederlegungen im Jahr 2008, die Veranstaltungen von neofaschistischen Politikern und die Fußballfans mit Mussolinifahnen analysiert und erklärt. Das Dokumentationszentrum ist insgesamt ein Fiasko auf voller Linie: Das Denkmal wird fast schon zelebriert, nicht aber im Mindesten entschärft."

Doch auch CasaPound ist unzufrieden: "Vergognosi invece, sono i giochi di luce e colori proiettati con frasi faziose che 'censurano' le iscrizioni latine di Cicerone e Orazio, offuscando tra il resto la bellezza e il significato degli affreschi." Die Kritik der Schützen setzt tiefer an: ein nicht korrektes Benutzen der Ortsnamen wird beanstandet, sowie wie das Verschweigen von wichtigen Fakten: "Dass vor Ort jemand gegen das Denkmal bzw. dafür war, wird mit dem pauschalen Nebensätzchen "Beifall und Zurückhaltung, Kritik und stillem Protest" kurz erwähnt. An einem anderen Schildchen wird kurz die Unterschriftenkampagne des mutigen Rechtsanwalts Kinsele gegen das totalitäre Denkmal erwähnt." Wichtige Zeitungsartikel werden nicht übersetzt: "An den Wänden hängen einige Artikel, zum Beispiel der "Tiroler Anzeiger" ohne jegliche Übersetzung. Wie soll jemand, der kein Deutsch kann, verstehen, was die Presse in Nordtirol über das Denkmal berichtet hat? Die Südtiroler, aber auch die Italiener waren zu diesem Zeitpunkt schon durch das Regime geknebelt."

Gewünscht hätten sich die Schützen etwas ganz Anderes:

Als Vorbild für Umgang mit dem Siegesdenkmal hätte hingegen das "Anschlussdenkmal" in Oberschützen im Burgenland dienen können. Dort wurden alle nationalsozialistischen Symbole entfernt und das Denkmal dem Verfall preisgegeben. So sieht der richtige Umgang mit solch menschenverachtenden Denkmälern aus, wenn es schon nicht abgetragen wird. Dass in Zukunft auch deutsche und ladinische Schulklassen in ein solches dem Faschismus verherrlichenden Denkmal geführt werden, befremdet den Südtiroler Schützenbund.

An die "bellezza" des Denkmals glaubt CasaPound noch immer, sieht diese nun geschmälert: "Con queste installazioni da luna park non si fa altro che fomentare rancori etnici per l'inadeguatezza della soluzione, rovinando la bellezza dell'opera in sé e l'intero atto di fondazione urbanistica che la circonda". 

 

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klemens hacht Fr., 25.07.2014 - 13:26

Antwort auf von Nord licht -r

die gestaltung des platzes ist wirklich sehr gelungen. allerdings gab es dort eine andere ausgangssituation als in bozen: ausschreibungsprojekt war die umgestaltung des platzes, die "entschärfung" des NS-Bau war nur ein zusatzpunkt und spielt sich nur "subtil" auf gestalterischer, zeitideologischer ebene ab, somit eine völlig andere aufgabe als in bozen, geschweige denn vom emotionalen kontext der orte. ich schätze, mit der innsbrucker lösung würden die schützen bei uns noch mehr toben.

Fr., 25.07.2014 - 13:26 Permalink