Wirtschaft | Tourismus

„So ein Schmarrn!“

Team K-Chef Paul Köllensperger will die Tourismustreibenden noch mehr besteuern. Ein entschiedenes Nein kommt von HGV-Präsident Manfred Pinzger.
Manfred Pinzger
Foto: HGV
  • „Mir geht es in erster Linie darum, ein Prinzip zu fixieren“, erklärt Paul Köllensperger, angesprochen auf seinen Beschlussantrag, den er vor Kurzem eingereicht hat. Darin fordert der Team K-Chef  die Einhebung einer zusätzlichen Abgabe zur bereits bestehenden Ortstaxe, und zwar „in einem Ausmaß pro Kopf und Nacht, der nicht weniger als weitere zehn Euro im Durchschnitt ausmacht. Die Taxe sollte natürlich proportional zum Nächtigungspreis, und deshalb in Prozenten des Zimmerpreises ausgedrückt sein“. 

  • Paul Köllensperger, Gründer und Sprecher des Team K: „Mir geht es in erster Linie darum, ein Prinzip zu fixieren.“ Foto: Seehauserfoto

    Dies, so Köllensperger, sei in einem Hochpreisland wie Südtirol absolut zumutbar. Auch Tourismustreibende, mit denen er gesprochen habe, hätten sich für eine derartige Besteuerung ausgesprochen. Deshalb will der Team K-Chef die Landesregierung verpflichten, ein Modell auszuarbeiten, wie die öffentliche Hand von den touristischen Beherbergungsbetrieben zusätzlich diesen verpflichtenden Beitrag der Gäste als Steuersubstitut einheben kann – „als Entschädigung für die Verwendung unseres Allgemeingutes Natur“. Weiters sollen dem Landtag Vorschläge unterbreitet werden, welche sozial nützlichen Initiativen mit diesen zusätzlichen Einnahmen finanziert werden könnten, sodass eine möglichst breite Masse an Bürgerinnen und Bürgern davon direkt profitieren könne. Dem Team K-Chef schwebt dabei unter anderem eine Co-Finanzierung der Pflegeversicherung, die kostenlose Nutzung des ÖPNV und Unterstützung der Bergbauern und Almwirtschaft vor. 

  • HGV-Präsident Manfred Pinzger: „Das steht in keinem Verhältnis und eine zusätzliche Steuerabgabe kommt für uns nicht in Frage!“ Foto: HGV
  • Nichts abgewinnen kann dieser Idee HGV-Präsident Manfred Pinzger, der erklärt: „Wenn Paul Köllensperger mit den Top-Hotelieren gesprochen hat, die an die 400 bis 500 Euro pro Übernachtung verlangen, dann mag eine gewisse Zustimmung vorhanden sein.“ Denn für Gäste, welche bereit sind, diese Preise zu zahlen, spielten zehn Euro Aufpreis keine Rolle. Für jene Beherbergungsbetriebe, die 30 oder 35 Euro pro Nacht verlangen, für Privatzimmervermieter und die normalen Betriebe und Gasthäuser sei jedoch jede zusätzliche Belastung, auch wenn diese den Verhältnissen angepasst würde, inakzeptabel

     

    „Genau von diesen Betrieben neben der Ortstaxe und der Gäste-Karte weitere zehn Euro an Gebühren zu verlangen, ist ein kompletter Schmarrn!“

     

    „Genau von diesen Betrieben neben der Ortstaxe und der Gäste-Karte weitere zehn Euro an Gebühren zu verlangen, ist ein kompletter Schmarrn!“, wird Pinzger mehr als deutlich und erteilt jeder zusätzlichen Steuerabgabe eine klare Absage. Auch lehnt der HGV-Präsident Vergleiche mit hochpreisigen Tourismus-Destinationen wie Florenz, Venedig oder Rom ab. „Südtirol ist eine ländliche Gegend, wo ein Urlaub auch noch für Familien erschwinglich bleiben muss“, so Pinzger, der über die Vorschläge seitens Paul Köllensperger nur den Kopf schütteln kann. Man sei gerne bereit, sich konstruktive Vorschläge anzuhören, aber beim derzeit herrschenden Preisniveau zusätzliche Steuern einzuheben, sei Nonsens, denn es sei damit auch keinerlei Verhältnismäßigkeit mehr gegeben. 

  • Stau: Der Tourismus wird für viele Missstände verantwortlich gemacht wie beispielsweise für ständige Staus und Verkehrsüberlastung.

    In Gemeinden, in denen die höchstmögliche Ortstaxe eingehoben wird, zahlt eine durchschnittliche Familie mit drei Kindern bereits 25 Euro Aufenthaltsabgabe pro Tag, rechnet Pinzger vor. Weitere 50 Euro würden mit der neuen Steuer hinzukommen, während das einfache Gasthaus für ein Zimmer mit Frühstück rund 40 Euro pro Gast verlange. „Das steht in keinem Verhältnis und eine zusätzliche Steuerabgabe kommt für uns nicht in Frage!“, weist Pinzger derartige Forderungen deshalb entschieden zurück. Eine Reglementierung für überlaufene Hotspots sei sinnvoll und in diesem Punkt gebe er dem Team K-Politiker auch Recht, aber dies betreffe nur einige wenige Gebiete. Zudem sei beispielsweise am Pragser Wildsee bereits ein Besucherstrom-Management eingerichtet worden. „Man kann deshalb doch nicht alle Betriebe in einen Topf werfen“, betont Pinzger, der nicht gerade sparsam mit seiner Kritik an Paul Köllensperger umgeht. Dieser betrachte den Tourismussektor offenbar als seine persönliche Spielwiese. „Wenn manche Politiker und Medien ständig auf uns einprügeln und der Mehrwert, welcher der Tourismus für die Bürger und Bürgerinnen bringt, nicht sachlich dargestellt wird, können wir auch 50 oder 100 Euro zahlen – es wird trotzdem nicht reichen, um sich von den ständigen Vorwürfen freizukaufen“, so Pinzger, der von der Politik fordert, sich das Gesamtbild vor Augen zu halten. So wären ohne Tourismus viele Freizeitinfrastukturen, die auch von den Einheimischen genutzt werden, nicht gebaut worden. Auch sei man es mittlerweile leid, dass man ständig als Prügelknabe für sämtliche Missstände wie beispielsweise die Verkehrsüberlastung herhalten müsse. „Über den Reschenpass fahren im Schnitt 4.500 Pkw pro Tag, an der Zählstelle in Rabland werden jedoch 22.000 gezählt. Dieser Verkehr ist hausgemacht!“, erklärt Pinzger und betont, dass man nicht für alles und jedes dem Tourismus die Schuld geben könne.