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Gesellschaft | Rechtspopulismus

An-der-Lahn/An-der-Gassen/An-der-Waffel

"An-der, es isch Zeit!" Aber wofür?
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
"Hier müssen Handschellen klicken und dann ab in den Steinbruch (von Laas natürlich...)!" - "OH, EINE DUMMEL!"
Foto: https://webecho-bamberg.de/ausstellung-zu-rechtsextremismus-und-menschenfeindlichkeit-in-karikatur-und-satire/
  • Der erste Reflex nach dem Wiener Auftritt Jürgen Wirth-Anderlans mag sprachloses Staunen sein über so viel selbstbesoffenes Unvermögen, offensichtliche Ahnungslosigkeit und umfassenden Mangel an allem, was man jemandem wünschen möchte, der sich mikrophonverstärkt öffentliches Gehör verschafft. 

    Auch dass man zu Sarkasmen und schärferen Laxativen aus der Satire-Küche greifen möchte, um dem angesichts dieser peinlichen und peinigenden medialen Selbstdemontage anbrandenden innerlichen Stau an unschönen Impressionen, Gedanken und Gefühlen Abfuhr zu verschaffen, ist mehr als verständlich: Frau Kienzls kolumnistische Selbst-Erleichterung unter dem mit Augenmaß gewählten Titel „Die Stimme des Arsches“ kann aber nur vorübergehende Ruhe in den nicht grundlos aufgewühlten Metabolismus bringen. 

    Denn die je eigene himmelschreiende Unsäglichkeit ist dem Phänotyp des delirierenden Rechts-Populisten vom Schlag des hier leider Gegenständlichen über den gesamt-tirolischen und anders schrecklichen Sven bis hinunter zu The Real Donald genauso eingepreist wie „unsere“ fassungslos flügelschlagende Reaktion auf deren jeweils nächste erklommene Eskalationsstufe. Diese nämlich erst trägt Entscheidendes zur Markenbildung der obgenannten Hohlkörper bei, erst sie verleiht den thematisch so beliebig wie instinktsicher irrlichternden „Identitären“ eine nach innen und außen hin wirksame, die eigene Existenz vergewissernde und rechtfertigende Identität und Substanz.

    Seriöse, konstruktive, professionelle (politische) Arbeit von habituellen Clickbait-Spekulanten zu erwarten, ist ein nobles, aber wohl wenig Erfolg versprechendes und im Grunde naives Ansinnen. Diese Tatsache aber auf allen Kanälen deutlich zu machen, dass nämlich gerade in historisch und gesellschaftlich „lauten“ Momenten wie dem gegenwärtigen politische Blechbläser und Windbeutel nicht das Mittel der Wahl sein können, ist die Ochsentour, der wir uns nicht entziehen sollten. Und: Bildung, Bildung, Bildung. Reflexion, Diskurs, Reife. Nicht reflex- oder instinktgetrieben das Spiel der An-der-en spielen. Vielleicht langweilig. Sicher lang weilig. Aber das ist, was der Moment uns (wie auch dem tief, sehr tief drinnen, hinter dem allerhintersten Bartgeflecht vielleicht wirklich „tamisch UND liaben“ Wirth-Anderlan) abverlangt: erwachsen zu sein.